Farben der Liebe
dich, das ist jetzt alles über fünf Jahre her und er ist tot. Ich will das jetzt nur alles hinter mich bringen und dann beginnen, alles zu vergessen.“
„Kann ich verstehen, aber mich würde es schon interessieren, wie es weitergegangen ist damals. Würdest du es mir erzählen? Doch nur wenn du willst, und es dich nicht zu sehr aufregt.“
Alex überlegte eine Weile. „Ich habe das noch nie jemandem erzählt, der nicht direkt damit zu tun hatte. Aber gut, warum nicht, ist ja kein Staatsgeheimnis. Angefangen hat es, glaube ich, damit, als ich mich mit meinem Vater darüber stritt, weil ich weiter zu Schule gehen wollte. Doch er meinte, das komme nicht infrage, ich solle mich am nächsten Tag in einer Firma vorstellen. Zornig lief ich nach draußen und wollte rüber in die Weinberge, da bin ich dann Klaus das erste Mal seit Jahren wieder begegnet. Er war schon vier Jahren von zu Hause ausgezogen, um zu studieren und war gerade erst wieder zurückgekommen. Da er merkte, wie aufgelöst ich war, nahm er mich in den Schuppen hinter dem Haus seiner Eltern mit. Er hörte mir zu, das war das erste Mal, dass das wer tat. Wir freundeten uns schnell an und bald darauf wurde es mehr. Wir hielten es geheim, denn mein Vater durfte das auf keinen Fall erfahren. Ich stellte mich dann in diesem Unternehmen vor und bekam die Lehre dort. Der Chef war echt in Ordnung und zufrieden mit mir. Dann kam der Tag, an dem ich von der Arbeit nach Hause kam und mich mein Vater zur Rede stellte. Ich weiß nicht, wie er es erfahren hat, aber du weißt schon, was dann geschah.“
Alexandro schwieg eine Weile, all die Bilder seiner Vergangenheit kamen mit einem Mal wieder hoch.
„Da ich dachte, Klaus würde mir helfen, ging ich zu ihm, doch da hatte ich mich wohl getäuscht. Er wimmelte mich an der Tür ab, er mag mich zwar, aber er kann nicht zu mir stehen, weil seine Eltern es nicht wissen durften und bla bla bla. Ich stand vor ihm und blutete aus, keine Ahnung aus wie vielen Wunden, der Arm war gebrochen und er redetet nur über sich“, schnaubte Alex verächtlich. „Ich habe mich umgedreht und bin gegangen. Ich weiß nicht, wie lange ich gelaufen bin. Irgendwann hielt mein damaliger Chef mit dem Auto neben mir. Er brachte mich zum Arzt. Der wollte es zwar zur Anzeige bringen, doch ich wollte nur noch alles hinter mir lassen. Mein Chef bot mir an, mit seinem Bruder zu sprechen, der den Hauptsitz in Frankfurt leitet. Dort könnte ich die Lehre beenden. So kam es, das mein Chef, nachdem das mit der Arbeit dort geklärt war, mit mir zu meinen Eltern fuhr und sie dazu brachte, für den Aufenthalt dort eine Wohnung für mich zu mieten. Mann, mein Vater war vielleicht sauer deswegen und hätte uns am liebsten beide vor die Tür gesetzt. Da aber mein Chef ihm mit der Polizei drohte, willigte er schließlich ein. Es war das letzte Mal, das ich die beiden sah, und so kam ich nach Frankfurt.“
„Du hast diesen Klaus geliebt?“, fragte Tobias leise nach.
„Genau in die Wunde, sag mal, du hast wohl einen sechsten Sinn, dass du weißt, wo es schmerzt? Ob ich ihn geliebt habe? Nein, denn so was wie Liebe gibt es nicht“, sagte Alexandro voller Überzeugung. „Es hat wehgetan ja, aber es ist vorbei und ich will nicht darüber reden“, meinte Alexandro aufgewühlt von der ganzen Geschichte.
„Ist ja gut, es ist auch schon spät, lass uns ins Bett gehen, wir haben ja morgen einiges vor.“
Alex lag schon eine Weile still neben Tobias und hörte den ruhigen Atemzügen zu, als ihn mit voller Wucht Gefühle trafen, die er heute durchlebt hatte. Er konnte seine Tränen nicht länger zurückhalten. So weinte er still vor sich hin. Mit einem Mal befand er sich in einer starken Umarmung. Zuerst versteifte er sich, dann als er die leise Stimme, in seinem Ohr vernahm, ließ er sich fallen.
„Weine ruhig, ich halte dich, es wird alles wieder gut“, flüsterte Tobias ihn sein Ohr. Er ließ ihn nicht los, bis Alexandro in seinen Armen erschöpft einschlief.
Das Erste, was Alex am anderen Morgen erblickte, war Tobias schlafendes Gesicht. Entspannt lag er da und hielt Alex fest. Ein Lächeln huschte über Alexandros Gesicht, als er daran dachte, wie er immer wieder versucht hatte, sich aus der Umarmung zu befreien, doch sobald er etwas wegrückte, war Tobias sofort wieder da und zog ihn, in die Arme zurück. Bis Alexandro es schließlich aufgab und sich eingestand, dass es ein schönes Gefühl war, so gehalten zu werden.
Nun lag
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