Farben der Liebe
Anerkennung und Liebe sehnte. Dabei wusste er doch, dass es so was wie Liebe gar nicht gab. Diese Lektion hatte er schmerzhaft erfahren müssen. Liebe verging, ob er sich das wirklich noch einmal antun wollte? Nein. Sicher nicht. Mit einem Mal stand Tobias vor seinem inneren Auge. Was ist mit Tobias, wo steht der? Er mochte ihn, sogar sehr und ja in gewisserweise hatte er Vertrauen zu ihm. Woher das kam, konnte er nicht sagen, es war einfach da. Und Tobias war heiß. Alex wünschte sich wirklich, sie hätten sich im Studio kennengelernt. Denn dann würde er jetzt nicht hier sitzen und sich Gedanken über Tobias machen. Sie wären im Bett und würden sich gegenseitig das Hirn rausficken. Doch so kam das jetzt für Alex nicht mehr infrage, denn er schlief nicht mit seinen Freunden, und da er Tobias nicht mehr nur als einen Fick sah, zählte er ab heute zu der Kategorie Freund.
„Hier dein Bier, Öffner liegt auf dem Tisch“, riss ihn Tobias aus seinen Gedanken. Er stellte noch eine Flasche Whisky und zwei Gläser hin. „Hast du was dagegen, wenn ich mich zu dir setze? Ich hab nur diese Decke, wir müssten sie uns Teilen.“
Alex rückte etwas zur Seite und nahm das Bier entgegen, das Tobias ihm reichte. Eine Weile saßen sie schweigend beieinander und hingen jeder seinen Gedanken nach.
Tobias fing als Erster zu sprechen an. „Mach dir nicht so viel aus dem Verhalten deiner Mutter. Sieh es doch mal so, sie hat das erste Mal wieder auf was reagiert.“
„Ja super, sie hat nicht reagiert, sondern mich ignoriert. Du hast es doch gesehen, was gibt es da noch viel zu sagen.“
„Ja hab ich, aber auch den kurzen Moment davor! Es ist das erste Mal, das sie aus der Starre herauskam, auch wenn es nur ganz kurz war. Du darfst in ihr Verhalten nicht so viel hineininterpretieren.“
„Ich sehe es, wie es ist und nicht anders. Du kannst das nicht verstehen, es war immer so, sie war nie da und wenn, dann hat es für sie immer nur meinen Vater gegeben. Sie hat alles gemacht und gesagt, was er wollte. Sie wollte nicht sehen, was er mit mir machte und hat dauernd versucht Ausreden zu finden, warum er so war. Ich soll nicht immer so schwierig sein, ich Vordere ihn ständig heraus. Ha“, lachte Alex verbittert auf, „da hat sie nicht mal so unrecht, alleine meine Anwesenheit hat ihn herausgefordert. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das damals für mich war. Was ich auch versuchte, ich konnte es ihm nicht recht machen, jeder noch so kleine Fehler wurde bestraft, und meine Mutter stand daneben und verschloss ihre Augen davor. Was meinst du, welche Angst ich hatte, als ich feststellte, dass ich nicht so war wie andere, das ich auf Jungs stand. Ich wusste, das würde er nie akzeptieren, und so war es dann ja auch. Er hat mich fast halb tot geprügelt und dann rausgeworfen, und meine Mutter, sah genauso wie heute durch mich hindurch. Und du willst mir sagen, ich hätte was falsch verstanden? Dass ich nicht lache. Ich bin echt dumm, denn nach all dem, hatte ich noch immer Hoffnung, dass es jetzt anders ist, und sie mich, wenn schon nicht liebt, dann doch wenigstens gerne hat.“
Nach diesem Ausbruch saß Alex zitternd und mit geballten Fäusten vor Tobias. Erschüttert durch Alex Worten, zog er diesen in seine Arme und ließ ihn auch nicht los, als Alexandro sich daraus befreien wollte. Er hob die Decke, die auf den Boden gerutscht war auf und deckte sie beide damit zu. Er streichelte über den Rücken von Alex, bis er bemerkte, dass dieser sich wieder etwas beruhigte.
„Ich kann das wirklich nicht verstehen. Ich kenne deine Mutter nur als freundliche Frau. Sie hat sich mit meiner Mam angefreundet und zu mir war sie immer nett. Na ja dein Vater über den brauchen wir nicht zu reden, der war ein Arsch hoch drei. Also bist du jetzt vierundzwanzig Jahre? Wie lange lebst du schon in Frankfurt und wie bist du da überhaupt gelandet?“, fragte Tobias gespannt.
„Nein, ich bin einundzwanzig und jetzt seit fünf Jahren dort.“
„Du willst damit sagen, dein Vater hat dich mit sechzehn rausgeworfen? Das geht doch gar nicht, das konnte er doch gar nicht machen“, regte Tobias sich unerwartet auf, „Ich hoffe, du bist zur Polizei gegangen, nachdem er dich so verprügelt hat. Der hätte hinter Schloss und Riegel gehört.“
Tobias echte Empörung zauberte Alexandro ein Lächeln auf die Lippen.
„Er konnte es und hat es gemacht und ich bin nicht zur Polizei. Ich wollte damals nur noch weg. Aber beruhige
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