Farben der Sehnsucht
dem Gesicht des Mannes auf dem Zeitungsausschnitt zurückkehrten, der ihm so seltsam bekannt vorgekommen war.
Er schüttelte den Kopf, um das Bild aus seinen Gedanken zu streichen. Dann beugte er sich vor und gab seine Anfrage nach Sloan Reynolds ein. Am unteren Rand des Bildschirms erschienen die Namen der Organisationen, die in diesem Moment die Datenbanken der DBT durchforschten.
Als er ihren Namen eingegeben hatte, hatte er nicht erwartet, irgend etwas Besonderes über sie herauszufinden, und ihre persönlichen Daten interessierten ihn kaum. Er machte einfach nur seinen Job, der darin bestand, Probleme aller Art von Noah Maitland fernzuhalten - und dafür erhielt er eine ansehnliche Stange Geld. Die Möglichkeit, daß die Frau, die einen so sanften Ausdruck in Noahs Gesicht und Stimme gezaubert hatte, unter Mordverdacht geriet, könnte ein sehr großes Problem werden.
DBT hatte sieben Personen mit dem Namen Sloan Reynolds gespeichert und auf der Suchmaske gleich deren Sozialversicherungsnummern und Wohnorte angegeben. Nur eine der Frauen lebte in Florida - Bell Harbor, Florida. Robbins klickte mit der Maus ihren Namen an und wartete, bis der Computer alle Daten geladen hatte. Dann ging er offline und speicherte die Daten auf seinem Laptop.
Der erste Teil der Informationen über Sloan Reynolds bestand aus allen ihren Adressen in den vergangenen zehn Jahren, den Schätzwerten der Häuser, in denen sie gelebt hatte, und den Namen aller ihrer ehemaligen Vermieter. Seit kurzem war sie nun selbst Besitzerin eines bescheidenen kleinen Hauses, dessen Hypothek noch nicht ganz abbezahlt war.
Der nächste Abschnitt listete die Namen der Personen auf, mit denen sie zusammengewohnt hatte oder die ihre Post an ihre Adresse hatten schicken lassen. Offensichtlich hatte sie nie - nicht einmal kurzzeitig - mit einem Mann zusammengelebt.
Robbins hielt die Page-Down-Taste einen Moment zu lange gedrückt, so daß das Bild zu einem späteren Abschnitt sprang, der die Namen und Telefonnummern aller ihrer Nachbarn an den diversen Adressen auflistete. Statt zu der Stelle zurückzukehren, bis zu der er gekommen war, arbeitete er sich nun langsam von hinten nach vorn vor: Seltsamerweise besaß sie kein Auto, war aber Eigentümerin eines billigen kleinen Boots. Sie war noch nie vor Gericht gestanden und hatte nie Konkurs angemeldet. Sie hatte sich weder in Straf- noch in Zivilsachen etwas zuschulden kommen lassen und war noch nicht mal in einen Autounfall verwickelt gewesen.
Sie war unglaublich sauber, dachte Jack, als er wieder zum obigen Abschnitt zurückkehrte. Sie war eine Heilige. Sie war... Er sprang von seinem Stuhl auf und starrte auf den Bildschirm...
... Sie war ein Cop!
Sie war keine Innenarchitektin, sondern Detective bei der Polizei von Bell Harbor! Und aus irgendeinem Grund hatte sie dies vor Noah verheimlicht.
Jack legte eine Diskette ein und speicherte die Daten darauf ab. Dann griff er zum Telefon und rief bei der Auskunft an, um die Nummer des Bell Harbor Police Departments zu erfragen; gleich im Anschluß wählte er die Nummer, die man ihm gegeben hatte.
»Detective Sloan Reynolds, bitte«, sagte er zu dem Mann am anderen Ende der Leitung.
»Sie ist bis nächste Woche im Urlaub. Kann Ihnen jemand anders weiterhelfen?«
Jack legte ohne ein weiteres Wort auf, griff nach der Diskette und eilte zu Noahs Büro, wo er im selben Moment wie Mrs. Snowden ankam. Noahs ansonsten unerschütterliche Sekretärin schien ziemlich beunruhigt, als sie sich nun entgegen ihren Gewohnheiten an Jack vorbeidrängte und herausplatzte: »Mr. Maitland!«
Noah, der gerade in ein Telefongespräch mit dem Direktor einer Aeronautikgesellschaft in Frankreich vertieft war, warf ihr einen verärgerten Blick zu, von dem Mrs. Snowden sich jedoch nicht abschrecken ließ. »Mr. Maitland, es tut mir leid, daß ich Sie unterbrechen muß, aber Paris Reynolds ist auf Leitung zwei. Sie hat vorhin schon einmal angerufen und sagt, daß es sehr dringend sei.«
Noah verabschiedete sich abrupt von dem französischen Unternehmer und wollte gerade die Taste für Leitung zwei drücken, als Jack ihn zurückhielt. »Warte noch, Noah! Ich muß dir etwas sagen.«
Noah hielt mit ausgestrecktem Arm inne. »Was zum Teufel willst du denn ? Hast du nicht...«
»Sie ist ein Cop, Noah.«
In all den Jahren, die er für Noah Maitland arbeitete, hatte Jack es noch nie erlebt, daß sich sein Auftraggeber von seinen Gefühlen aus der Bahn bringen ließ. Je stärker der
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