Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
ganzer Körper.
Es war ein junger Priester, dessen Unterlippe von goldenen Stacheln durchbohrt war.
»Kirkus«, verkündete Asch triumphierend. Der entsetzte junge Mann sah ihn mit drogenumwölktem Blick an und hob die Hände wie ein Junge, der die Augen vor dem Morgenlicht schützen will.
»Nico. Wo ist er?«, wollte Asch wissen.
Kirkus blinzelte, und sein Blick wurde etwas klarer. Asch knurrte und schüttelte ihn.
»Weg«, keuchte Kirkus und wedelte mit der Hand unbestimmt durch die Luft. »Zum Schay Madi.«
Er sagte die Wahrheit. Aléas sah es in seinen Augen.
Als sie dies hörten, ließen sie die Köpfe hängen. Der junge Priester schien daraus eine gewisse Stärke zu ziehen. Er stützte sich auf den Handflächen ab und stand auf. »Ihr seid zu spät«, verkündete er. »Er ist schon zerschmettert, so wie ihr es auch sein werdet, wenn ihr mir etwas antut. «
»Macht ihn fertig«, sagte Aléas mit Eis in der Stimme. »Vielleicht bleibt uns noch genug Zeit, Nico zu retten. «
Asch verlagerte sein Gewicht ein wenig und drückte seine Schwertklinge gegen Kirkus’ weiße Kehle.
»Halt! «, jammerte der junge Priester. »Ihr tut das doch
für Gold, oder? Ich habe Gold – mehr Gold, als ihr in eurem ganzen Leben ausgeben könnt. «
»Wozu sollte es dann gut sein?«, erwiderte Asch und führte seine Klinge mit einer beinahe sanften Bewegung über die Kehle des jungen Mannes.
Kirkus glotzte ihn an. Die Zunge quoll ihm aus dem aufklaffenden Mund. Er fuhr sich mit der Hand an die Kehle und versuchte die Wunde zuzudrücken. Karmesinrot troff es plötzlich zwischen seinen Fingern hindurch. Während das Blut spritzte, erstickte er langsam.
Sie warteten, bis der Sohn der Matriarchin leblos am Boden lag.
Als sie zu Baracha zurückkehrten, war dieser wieder bei Bewusstsein und versuchte aufzustehen. Aléas staunte über die Widerstandsfähigkeit des Mannes.
»Ist es vollbracht?«, fragte er, als Aléas ihm auf die Beine half. Aléas nickte.
»Was ist mit dem Jungen?«
»Er ist in der Arena«, sagte Aléas grimmig.
»Vielleicht hat er gelogen«, meinte der Alhazii eher zu Asch als zu seinem Lehrling. Aber Asch beachtete ihn nicht weiter und stieg bereits die Treppe hinunter.
Im Steigekasten fuhren sie wieder nach unten.
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
Ein Tag des Frohlockens
Bahm war froh über den Weihrauch, der durch die Luft des inneren Tempels trieb. Er stand unter dem hohen, fensterlosen Kuppeldach des Gebäudes in einer Stille, die nur von dem leisen rituellen Murmeln der daoistischen Mönche unterbrochen wurde. Er schwankte ein wenig in seiner Rüstung hin und her, die er seit zwölf Stunden trug und die inzwischen so schwer zu sein schien wie ein ganzer Mensch. Die steifen, den Körperformen angepassten Platten und Schäfte waren von einem feinen grauen Staub überzogen und mit Schweiß gesprenkelt und juckten überall dort, wo die Lederpolsterung gegen die klebrige Haut scheuerte. Er wusste, dass er schlecht roch, aber er war beinahe froh darüber. Es half, den möglicherweise noch vorhandenen Geruch nach Sex zu überdecken.
Seine Frau schien froh zu sein, dass er es doch noch geschafft hatte, auch wenn die Namenszeremonie seiner Tochter bereits begonnen hatte, als er endlich eingetroffen war. Marlee war glücklich über jede Gelegenheit, die
Bahm ergreifen konnte, von dem Schild wegzukommen, denn das bedeutete immer auch ein Abflauen der Kämpfe.
In der vergangenen Woche war ein Teil von Kharnosts Mauer eingestürzt, was etliche weitere Infanterieangriffe der Mhannier zur Folge gehabt hatte, die natürlich versuchten, diese plötzliche Verteidigungsschwäche der Stadt auszunutzen. Die Khosier hingegen hatten die Angreifer so lange aufhalten können, bis die Bresche in der Mauer notdürftig repariert war. Bahm hatte während der Verteidigung der Mauer, die eine ganze Woche gedauert hatte, nicht gekämpft, sondern war nur als Gehilfe General Glaubs vor Ort gewesen. Seine Rolle hatte darin bestanden, sich von den Kämpfen fernzuhalten und als Beobachter zu dienen. Als die Mhannier letzte Nacht wieder angegriffen hatten, war Bahm bei der Feldkommandogruppe an der zweiten Mauer stationiert gewesen, von wo aus er während der langen Stunden der Dunkelheit beobachtet hatte, wie die Schlacht in der jüngsten Bresche und auf der Brustwehr hin und her wogte. Die Kämpfe hatte er nur undeutlich in der flammenerhellten Finsternis wahrgenommen, die manchmal plötzlich von einem Leuchten durchglüht wurde, das vom
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