Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
wirkte gepresst wegen des Blutes, das nun durch ihn raste.
»Gut«, antwortete sie. Ihr hungriger Blick begegnete dem seinen und wühlte tiefe Strudel des Verlangens in ihm auf.
Sein Blick schweifte über ihre blassen Schultern und die glatte Haut unter dem tief ausgeschnittenen Kleid.
Einen köstlichen Augenblick lang dachte er daran, an ihren kleinen Brüsten zu knabbern.
Bahm nahm sie in einer Gasse hinter den Mietshäusern; sein Zeitgefühl brach plötzlich zu einer Reihe von Bildern auseinander, die genauso bruchstückhaft und unverbunden waren wie in der Schlacht, und sie wurden in ihrer Gesamtheit von dem Verlangen verschlungen, seine rasende Lust in das Mädchen zu entleeren. Gleichzeitig setzte die Selbstverachtung ein, die ihn später gewiss übermannen würde, und die Abscheu vor den Geräuschen und Gerüchen, die ihn in jener entsetzlichen Nacht und denen davor umgeben hatten, und die Schuldgefühle – sogar Scham – über seine bevorzugte Rolle in diesem Krieg und seine eigene Sicherheit. Stunde um Stunde hatte er auf die sterbenden Kameraden heruntergeblickt, während er nur der Beobachter war.
In diesen kostbaren Augenblicken der Verausgabung entfesselte er all jene Gefühle und drückte dem Mädchen danach in schaler Erschöpfung seine Börse in die Hand, in der seine gesamte Barschaft war. Bahm wollte ihr noch etwas sagen. Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln, denn sie kannte die Rhythmen der Männer. Einen Moment lang hatte Bahm das Gefühl gehabt, wieder ein Junge zu sein.
Während die Mönche mit ihrem Gesang fortfuhren und er noch immer spürte, wie sich der Körper des Mädchens gegen seinen eigenen drückte, stellte Bahm fest, dass er leicht zitterte, was vielleicht eine Nachwirkung der vergangenen Nacht oder von noch kürzer zurückliegenden Ereignissen war. Er bebte in der schalen Luft des
Tempels neben seiner Frau, seinem Sohn und anderen Familienmitgliedern, die heute hergekommen waren, weil sie zusehen wollten, wie seine Tochter ihren Namen erhielt, und dachte panisch: Gütiger Narr, was habe ich mir bloß dabei gedacht?
Es war im hellen Tageslicht und in einem Gebiet geschehen, in dem er unter den Anwohnern noch immer gut bekannt war. Jeder hätte sehen können, wie er mit dem Mädchen davongegangen war – jeder, der möglicherweise auch Marlee kannte. Was sollte er tun, wenn er sich bei dem Mädchen irgendeine Krankheit geholt hatte? Wie sollte er das erklären?
Ich befinde mich im Banne eines Dämons , dachte Bahm. Er schaute sich unruhig um, so als ob er sich mit diesem Gedanken selbst erschreckt hätte, und sah jenseits des Ganges im schwach erleuchteten Alkoven der gegenüberliegenden Wand die goldene Statue des dünnen, kahlköpfigen und hübschen Großen Narren, der in Meditation kniete und von einem Ohr zum anderen grinste.
Bahm atmete die durchdringende Würze in der Luft ein, und es dauerte eine Weile, bis sein Zittern nachließ. Nie wieder , schwor er sich, und da er es ernst meinte, verlangsamte sich sein Puls.
Das ist der Krieg , dachte er. Er verdirbt meinen Geist und alles, was mit diesem Krieg in Berührung kommt .
Als ob sie dem zustimmen würden, eröffneten die Gewehre beim Schild genau in diesem Augenblick das Feuer, und ferne Erschütterungen waren zu spüren. Einige Kinder drehten interessiert die Köpfe; der Rest der versammelten
Gläubigen regte sich hingegen nicht. Vielleicht kündeten die Gewehre einen neuen mhannischen Angriff nach der kurzen Verschnaufpause an. Vielleicht war es auch nur ein ganz normaler Tag am Schild. Bahm wollte sich nicht gerade jetzt darum Gedanken machen. Schließlich wurde er bei den Mauern nicht unbedingt sehnlich erwartet.
Vor seiner versammelten Familie standen die drei Mönche um die steinerne Einfassung eines niedergebrannten Feuers. Es war nur ein kleines Feuer aus einer Handvoll Kohlen mit sanft-roten Bäuchen, das kaum Rauch abgab. Auf den Kohlen lag ein Stapel aus Mymar-Blättern; sie waren gelb und verkohlten von den gezackten Rändern aus nach innen. Ihr Rauch hatte eine blaue Färbung und kräuselte sich um die zusammengekauerte Gestalt seiner Tochter, die von den Mönchen über das Feuer gehalten wurde, während sie sangen und ihre Hände kreisförmig bewegten, so dass sie zusammen mit ihnen kreiste, eingewickelt in ein Leinentuch. Sie weint nicht , bemerkte Bahm. Seine Tochter hustete nur leise in dem Rauch, der um sie wogte. Sie schaute den ältesten der drei Mönche an – den alten Jerv, der schon hier
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