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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Doch dann hörte er das Gewehrfeuer und erinnerte sich daran, warum er hier und nicht dort unten war.
    »Als ich hier gelebt habe«, sagte er, »habe ich jede Nacht davon geträumt, eine andere Person zu sein. Jetzt
bin ich diese andere Person und träume nun jede Nacht davon, wer ich einmal gewesen bin. Meine Vergangenheit hat mich zweigeteilt. Dem kann ich nicht entkommen, wie sehr ich es auch versuche.«
    »Du siehst es falsch, Ché«, sagte der Seher. »Du kannst nicht vor deiner Vergangenheit davonlaufen.« Der alte Farlander beugte sich näher zu ihm, so dass Ché den Gestank seines Atems roch. »Du kannst nur dasitzen, bis es ganz still in dir ist, und darauf warten, dass es dich verlässt. «
    »Ich versuche es«, seufzte Ché. »Ich meditiere, wie ich es hier gelernt habe, aber ich bin trotzdem zerrissen. «
    »Was ist mit deinem Chan?«, fragte der alte Mann, als ob das irgendwie wichtig wäre. »Ist es noch so stark wie damals? «
    »Mein Chan?« Chés Stimme war voller Abscheu. »Falls ich so etwas einmal besessen haben sollte, ist es schon lange durch meine eigene Hand in alle Winde zerstreut worden. Ich bin nicht der, für den du mich hältst, alter Mann.«
    »Ich weiß, wer du bist«, versicherte ihm der Farlander. Er schien sich völlig sicher zu sein.
    »Dann verrate es mir«, sagte Ché.
    »Du bist ein Lachen aus dem tiefen Innern deiner selbst. «
    »Ich habe heute Nacht keine Geduld für Rätsel. «
    Der alte Mann zog die Mundwinkel hoch. Er schaute hinunter auf das brennende Kloster, und sein Mund wurde wieder schmal.

    »Als du zuerst hierhergekommen bist, habe ich dich nicht bemerkt. Ich schenke solchen Ereignissen keine Beachtung, denn die Jungen sind wie die Schmetterlinge des Sommers, sie kommen und gehen wieder. Aber an gewissen Tagen, als die Luft still war und der Wind in die richtige Richtung blies, habe ich Fetzen von Gelächter vom Kloster her gehört. Das meiste Lachen, das ich von dort höre, ist entweder beherrscht oder buhlt um Aufmerksamkeit. Doch dieses Lachen war anders, und es hat immer mein Ohr erreicht. Es war – wie sagt man – so natürlich, so spontan . Wie von einem Kind, das sich freut.« Der Seher nickte, als würde er sich selbst zustimmen.
    »Also habe ich mich gefragt … ich habe mich gefragt, wer das wohl sein mag, den ich so deutlich lachen höre. Und ich habe an all die Rō̄schun gedacht, an alle, die ich kannte, und ich kam zu keinem Ergebnis.
    Also habe ich gewartet. Die Antwort kommt immer, wenn man lange genug wartet. Hast du das schon bemerkt? Und so war es. Eines Tages hat dein Meister dich zu mir gebracht, damit ich in dein Herz sehe und ihm sage, was ich erkannt habe. Sofort wusste ich, dass dieses Lachen von dir gekommen war. Du hattest einen Humor in dir, Ché, der deinen Dämonen Hohn gesprochen hat.«
    Nun sprossen Flammen aus dem Dach des Nordflügels. Der Speisesaal brannte, und Ché dachte an die Tausenden von Mahlzeiten, die er dort eingenommen hatte, während er sich mit seinesgleichen unterhalten oder ihnen zugehört hatte.

    Leise fragte er: »Wie geht es meinem alten Meister?«
    » Schebeck? Er ist tot.«
    Ché versteifte sich. Er spürte, wie kalte Betäubung ihn durchfuhr.
    Das Feuer breitete sich schnell aus, Funken flogen wild durch die Nacht. Der Hain aus Jupebäumen in der Mitte des Hofes stand ebenfalls in Flammen. Ihre oberen Äste waren in Rauch gehüllt. Die Bäume schaukelten in den Hitzewellen.
    »Gewinnen deine Männer? Ich kann mit meinen schwachen Augen nicht mehr gut sehen.«
    »Du bist doch der Seher.«
    Ein schwaches Lächeln legte sich über die Lippen des Farlanders.
    »Die Rō̄schun kämpfen heftig«, sagte Ché.
    »Das ist gut.«
    »Willst du ihnen nicht beistehen?«
    »Ich? Ich bin zu alt zum Kämpfen.«
    Sie verstummten. Mit glasigen Augen betrachtete Ché die Widerspiegelungen der Flammen auf den Bäuchen der tief hängenden Wolken. Er dachte: Das hier war einmal mein Zuhause. Ich glaube, es war das einzige richtige Zuhause, das ich je hatte .
    »Sie werden dich töten, wenn du hierbleibst«, warnte er.
    »Ich weiß.«
    Ein Teil des Daches brach zusammen. Die Flammen stiegen noch höher auf.
    »Und meine Männer werden dich töten, wenn sie gewinnen sollten«, sagte der Seher.

    »Das nehme ich an«, erwiderte der junge Mann.
    Der alte Seher stieß ein trockenes Kichern aus und tätschelte noch einmal Chés Hand. »Dann bleib noch ein wenig hier sitzen«, sagte er. »Wir sehen uns zusammen an, was passiert.«

    Er

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