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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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beim unbewaffneten Kampf brach er sich zwei Finger und schrie vor Entsetzen auf, als er sah, welche unnatürliche Krümmung sie plötzlich aufwiesen, er verlor vor Enttäuschung die Fassung beim Oni-Oni, einem Reflextest, der es erforderte, dass sich die Gegner jedes Mal dann, wenn ein Gong ertönte, eine Ohrfeige gaben. Er fiel sogar nicht nur einmal, sondern gleich zweimal vom Zel und hätte sich dabei beinahe das Genick gebrochen.
    Doch bei anderen Aktivitäten zeichnete sich Nico genug aus, um seinen Ruf zu retten. Er drehte sich, sprang und kletterte wie ein Naturtalent während des Akrobatikunterrichts, war ein ausgezeichneter Schauspieler und geschickt im Umgang mit Listen und Verkleidungen; begriff rasch die Grundlagen des Einbruchs, konnte
bei Heimlichkeitsprüfungen stundenlang unentdeckt bleiben, zeichnete sich im Bogenschießen aus, für das er großes Geschick bewies, weil er sowohl ein scharfes Auge als auch eine Menge Erfahrung durch das Schießen auf Vögel für seine Mutter hatte. Und vor allem war er gut in Ali, den Künsten der Umgehung – auch bekannt als Weglaufen –, für die Nico ein besonderes Talent besaß.
    Unter anderen Umständen hätte Nico vielleicht an Heimweh gelitten und sich nach den vertrauten Straßen von Bar-Khos oder sogar der Hütte seiner Mutter gesehnt, doch für einen Rōschun-Lehrling gab es einfach zu viel zu lernen, um sich mit solchen ablenkenden Gedanken zu befassen. Nur nachts bedrückte ihn bisweilen ein Gefühl der Einsamkeit, doch selbst dann hielt es nicht lange vor, denn für gewöhnlich war er so müde, dass er schon nach wenigen Minuten eingeschlafen war.
    Während dieser Zeit begegnete er Asch nur selten. Anscheinend war der alte Mann nicht mit der Ausbildung der Lehrlinge befasst. Auch bot er seinem persönlichen Lehrling keinen Unterricht an. Vielleicht würde er Nico erst dann unterweisen, wenn seine Lernzeit beendet war und die Erfahrung begann.
    Insgesamt hielt sich der alte Farlander sehr zurück und besuchte seinen jungen Schützling nur selten. Es hatte fast den Anschein, als ob er Nico bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verlassen hätte.
    Das enttäuschte Nico stärker, als er je zugegeben hätte.

    »Wetzt eure Messer!«, rief Holt über die Köpfe der zehn Lehrlinge hinweg, die sich an einem sonnigen, winderfüllten Tag im Hof versammelt hatten. Sofort neigten sie die Köpfe und machten sich an die Arbeit.
    Nico bewegte sich heute nicht. Stattdessen sah er zu, was die anderen taten. Besonders behielt er Aléas im Auge, der immer alles beim ersten Mal richtig zu machen schien, wie Nico schon bemerkt hatte. Er packte das hölzerne Übungsmesser mit der einen Hand und das stählerne Schnitzmesser mit der anderen und schnitt eine neue scharfe Kante in das geschwungene Stück Holz, das vom Gebrauch stumpf geworden war. Diese Art von Übungsmesser wurde Guppy genannt, vielleicht weil es diesem Fisch ähnelte. Die Waffe besaß keine Spitze und bestand aus einem Stück Winterrebe, einem seltenen Hartholz, das für gewöhnlich nur auf den steilsten, dem Wind ausgesetzten Felsklippen wuchs und aus irgendeinem Grund lediglich im tiefsten Winter blühte.
    Plötzlich erschien Asch neben Nico und hielt einen ledernen Chee-Becher umfasst. Der alte Mann mit dem hageren Gesicht beobachtete ihn bei der Arbeit und blinzelte mit einem Auge in der steifen Brise, die ihm die Robe um die Fußknöchel wehte.
    Es war der Tag der Szenarios, der gespielten Situationen, die in gewissem Maße die möglichen Geschehnisse im Feld darstellen sollten. Bei diesem Ereignis, das alle vierzehn Tage stattfand, war die Anwesenheit der Meister zwingend vorgeschrieben, und so war die Stimmung heute ungewöhnlich angespannt und ernst.
    Seit sechs Tagen hatte Nico nicht mehr mit Asch gesprochen.
Der alte Mann war für ihn fast zu so etwas wie einem Geist geworden, den er nur gelegentlich durch ein Fenster oder hin und wieder in seinen Träumen erspähte. Sogar die anderen Jungen hatten Aschs mangelnde Aufmerksamkeit gegenüber seinem Lehrling bemerkt. Sie tuschelten darüber und waren vom Verhalten des berühmtesten Rōschun erstaunt. Immer wenn Nico ihnen zufällig begegnete, warfen sie ihm seltsame Blicke zu.
    »Schnell, wir haben nicht die ganze Woche Zeit«, sagte Holt, der sie eingehend beobachtete und das Kinn hochgereckt hielt.
    Nico überprüfte die Klinge seines hölzernen Messers und stellte fest, dass sie scharf genug war, um die Haut zu ritzen. Er saugte das Blut von

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