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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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wir die falsche Person getötet. Oft waren wir nicht einmal in der Lage,
den wahren Schuldigen ausfindig zu machen. Selbst heute, hier im Midèrē̄s, ist es uns trotz unserer Siegel und unserer Malibäume von den Inseln des Himmels manchmal nicht gelungen, die Vendetta zu vollenden.«
    »Ja, aber wir haben es immer versucht . Es geht um das Versprechen, das wir leisten.«
    »Unser Versprechen, ja«, stimmte Oschō̄̄ ihm zu. »Aber im alten Land war unser Versprechen immer pragmatisch. Ich bezweifle, dass wir unseren ganzen Orden aufs Spiel gesetzt hätten, so wie wir es jetzt tun.«
    Asch schüttelte den Kopf. »Das mag sein. Aber hier, in diesem Land, sind wir etwas anderes als die alten Mörder. Wir halten uns aus der weltlichen Politik heraus und schmieden keine Ränke bloß zu unserem eigenen Vorteil. Wir bieten lediglich Gerechtigkeit für all jene an, die sie brauchen. Wenn wir kein persönliches Risiko eingehen, dann bedeutet unser Versprechen an die Menschen nichts, und wir bedeuten nichts, und alles, wofür wir je gelebt haben, ist ein bloßer Betrug.«
    Oschō̄̄ dachte über seine Worte nach. Es hatte den Anschein, dass er nichts gegen sie einzuwenden wusste.
    Asch fuhr fort: »Was hast du selbst immer zu mir gesagt, wenn ich Angst vor einer Entscheidung hatte?«
    »Vieles, und das meiste war Unsinn.«
    »Ja, aber was war es, das du mir immer wieder gesagt hast?«
    »Ah«, knurrte der alte General. » Lächle und lass die Würfel rollen .«
    »Das ist mir immer wie ein guter Gedanke vorgekommen. «

    Oschō̄̄s Seufzen war deutlich hörbar. Doch es war kein Ausdruck der Verzweiflung, sondern einer der Erleichterung, und er entspannte sich ein wenig in seinem tiefen Sessel, während seine Augen etwas auf dem Chee-Tisch in der Mitte des Raumes wahrnahmen, vielleicht das Spiel des Sonnenlichts auf seiner Oberfläche. Der Tisch bestand aus wildem Tiq-Holz und war aus der Planke eines jener Schiffe geschnitzt, die sie alle vor dreißig Jahren aus Honschu hierhergebracht hatten.
    Asch beobachtete diesen alten Mann, den er den größten Teil seines eigenen Lebens hindurch gekannt hatte. Sein Meister schien nicht zu bemerken, dass er sich müßig am linken Bein kratzte. Asch aber fiel es auf, und er lächelte in sich hinein, ohne etwas dazu zu sagen.
    Es hatte den Anschein, dass diese Debatte vorerst beendet war. Sie fielen in angenehmes Schweigen, das manchmal stundenlang dauerte, ohne dass sich die Notwendigkeit des Sprechens ergab. Ein Klappern ertönte irgendwo unter den Bodendielen; es war so fern, dass es sehr gedämpft klang. Vermutlich hatte jemand einen Armvoll Übungswaffen fallen lassen, oder etliche Servierplatten waren in der nahen Küche zu Boden gegangen. Angenehme Düfte trieben durch das offene Fenster herein: gebackenes Kisch und würziger Eintopf.
    Oschō̄̄ regte sich in seinem Sessel, schaute auf seine Hand und bemerkte, dass sie an seinem Bein kratzte. Verwirrt riss er sie weg. »Seit über zwanzig Jahren mache ich das mit meinem Holzbein und spüre noch immer ein Phantomkitzeln, als ob es wirklich da wäre.«

    Asch hörte ihm kaum zu. Der dumpfe Schmerz in seinem Kopf wurde stärker, und er griff sich mit der Hand an die Stirn.
    »Alles in Ordnung mir dir, alter Freund?«
    Oschō̄̄ erhob sich schweigend, richtete sein künstliches Bein und humpelte quer durch den Raum zu Asch, der auf dem breiten, vom Sonnenlicht erhellten Fenstersitz hockte.
    »Ja«, erwiderte Asch, allerdings mit zitternder Stimme. Er rieb sich die Schläfen mit den Fingern und versuchte, die Schmerzen zu zerquetschen.
    »Wieder diese Kopfschmerzen?«, fragte Oschō̄ und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Ja.«
    »Sie werden stärker?«
    Asch tastete in seiner Robe herum und holte schließlich seinen kleinen Beutel hervor. Die Finger zitterten ihm, als er ihn öffnete und ein getrocknetes Dulceblatt herauszog. Er legte es sich in den Mund zwischen Zunge und Wange.
    »In letzter Zeit sind sie so schlimm geworden, dass ich manchmal nichts mehr sehen kann.«
    Oschō̄̄s Hand drückte seine Schulter. Diese Geste des Trostes sah ihm gar nicht ähnlich.
    Asch zog ein weiteres Blatt hervor und legte es sich ebenfalls in den Mund, dieses Mal gegen die andere Wange.
    »Gibt es etwas, das ich für dich tun könnte? Oder vielleicht Ch’eng?«
    »Nein, Meister. Er kann mir nicht helfen.«

    »Bitte nenn mich nicht mehr Meister . Du hast schon vor langer, langer Zeit aufgehört, mein Lehrling zu sein.«
    Allmählich

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