Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
Sascheen dul Dubois, der Heiligen Matriarchin von Mhann.«
Überall im Raum erhob sich Gemurmel. Nico warf einen verstohlenen Blick auf Asch, der am selben Tisch
wie der alte Anführer saß. Asch nippte nur an seinem Pokal mit Wasser; sein Gesicht war ausdruckslos.
»Schon oft haben wir gegenüber einem Bewohner des Reiches eine Vendetta erklärt, aber noch nie gegenüber einer so herausragenden Persönlichkeit. Dies heute Abend zu tun, bedeutet ein großes Wagnis für unseren Orden. Kirkus wusste, dass sein Opfer ein Siegel trug und daher unter unserem Schutz stand. Daher muss das Reich wissen, dass wir von ihm Blutrache fordern werden. Zweifellos werden sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um uns daran zu hindern – einschließlich des Versuchs unserer totalen Vernichtung, wie ich vermute. Er ist schließlich das einzige Kind der Matriarchin.
Ich glaube, ihre erste Antwort wird darin bestehen, unsere Agenten in den Häfen des Midèrē̄s in der falschen Hoffnung aufzuspüren, unsere Leute dort in den Städten könnten ihnen etwas über die Lage unseres Klosters verraten. Da wir nur durch die Agenten Kontakt zu unseren Schutzherren haben, können die Mhannier zunächst nichts anderes tun. Ich habe bereits angeordnet, dass die Botenvögel zu ihnen allen geschickt werden und sie warnen, wachsam zu sein.
Da es für uns alle von großer Bedeutung ist, habe ich entschieden, hier und heute zu euch zu sprechen, wenn wir zusammenkommen und unser einfaches Mahl zu uns nehmen. Jeder Einzelne von uns muss sich dessen bewusst sein, was wir heute Abend beginnen. In diesem Sinne wähle ich nicht nur einen aus, der zur Vendetta losgeschickt wird, sondern bitte gleich um drei Freiwillige.«
Es entstand eine Pause, und schließlich erhob sich in der Mitte des Speisesaales ein Mann unter dem Kratzen seines Stuhls und faltete die Hände vor sich. Fast gleichzeitig mit ihm erhoben sich ein Dutzend weitere Rōschun von ihren Sitzen.
»Danke.« Oschō̄̄ lächelte. »Wen haben wir denn da? Ah, Anton, ja, du sollst gehen. Und Kylos von den kleinen Inseln. Und du – ja, Baso, ich sehe dich, du sollst auch gehen. Gut. Drei unserer Besten.« Die anderen setzten sich wieder, und nun standen nur noch die drei über dem Meer der Häupter. »Ich fürchte, ihr müsst noch heute Abend aufbrechen. Vielleicht ist es schon zu spät, Kirkus dul Dubois abzufangen, bevor er nach Q’os zurückkehrt, aber wir müssen uns beeilen, damit das Reich keine Zeit hat, sich auf unsere Vergeltung vorzubereiten. Denn Vergeltung müssen wir üben, auch wenn dadurch unser Orden bedroht wird.
Denkt immer daran, dass heute eine unschuldige Frau gestorben ist. Der junge Priester hat ihr das Leben genommen. Diesmal kann kein Zweifel an der Rechtschaffenheit unserer Tat bestehen – und wir alle wissen, wie selten das der Fall ist. Diesmal jagen wir nicht nur den Mörder eines reichen Verbrechers oder einen Patrizier, der seinen Bruder mit seiner eigenen Frau im Bett erwischt hat, oder eine Frau, die zu Handlungen gezwungen wurde, gegen die sie sich nicht wehren konnte. Hier gibt es keine Grauzone, wie es so oft der Fall ist und wofür wir in unseren Stunden der Stille so häufig um Vergebung bitten.«
Häupter nickten zustimmend, aber Nico bemerkte,
dass es eine wesentliche Ausnahme gab. Baracha, der neben Asch saß, wirkte beunruhigt und wollte offensichtlich etwas sagen.
»Wir jagen ein sehr reales Ungeheuer. Und wir müssen unser Versprechen einhalten und erfüllen, egal was es uns kostet. Denn wenn die Rō̄̄schun wirklich einen Wert für die Welt haben, dann können wir dies jetzt beweisen. Das ist alles.«
Er senkte den Kopf. »Das ist alles.«
»Das ist eine schlimme Angelegenheit«, verkündete das Oberhaupt der Rō̄̄schun am nächsten Morgen vom gepolsterten Sessel in seinem Arbeitszimmer aus, das in der Spitze des Klosterturmes lag. Er sprach das einheimische Hanschu, dessen Silben kurz und harsch waren, wie er es immer tat, wenn sie unter sich waren.
Asch saß auf dem Fenstersitz auf der anderen Seite des Zimmers und gab keine Antwort.
»Indem wir diese eine Vendetta durchführen, wenden wir uns gegen ein ganzes Reich«, fuhr Oschō̄̄ fort. »Ich bete darum, dass sie nicht zu unserer Auflösung führen wird.«
»Wir haben auch früher schon gegen mächtige Feinde gekämpft, Meister«, rief ihm Asch sanft in Erinnerung.
»Ja, und wir haben dabei alles verloren.«
Bei dieser Bemerkung zuckte ein Muskel an Aschs Kinn.
»Vielleicht
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