Farmer im All
dich aus den Socken werfen! Ich wußte, daß wir eine Geschwindigkeit von mehr als dreiundneunzig Meilen pro Sekunde erreichen mußten. Das ist eine Drittel Million Meilen pro Stunde! Offen gestanden, ich hatte eine heillose Angst.
Die Sekunden liefen ab; es folgte ein sanfter Stoß, der mich gegen die Liege warf - und das war alles. Ich lag einfach da. Die Decke war wieder die Decke, und der Boden befand sich unter mir, aber ich fühlte mich nicht sonderlich schwer.
Ich sagte mir vor, daß das nur der erste Schritt gewesen sei. Der nächste würde mich härter erwischen.
Über uns befand sich ein Bildschirm im Raum; er wurde plötzlich eingeschaltet, und ich sah einen Mann mit vier Streifen am Kragen. Er war jünger als Kapitän DeLongPre. Er lächelte und sagte: »Hier spricht der Kapitän, Freunde - Kapitän Harkness. Das Schiff bleibt jetzt etwa vier Stunden lang einer Beschleunigung von einem g ausgesetzt. Ich finde, inzwischen könnten wir etwas essen, oder?«
Er lachte wieder, und ich merkte, daß mein Magen ganz in Ordnung war - bis auf die Tatsache, daß ich einen schrecklichen Hunger hatte. Schätzungsweise wußte er, daß wir Bodenvolk am Verhungern sein würden, sobald wir wieder normale Schwerkraft erreicht hatten. Er fuhr fort:
»Wir werden versuchen, Sie so schnell wie möglich zu bedienen. Sie können sich jetzt ruhig lossdmallen und entspannen, aber ich muß Sie bitten, eines zu beachten:
Das Schiff hat ein genau berechnetes Gleichgewicht, so daß der Schub unserer Antriebsdüsen mitten durch den Schwerpunkt verläuft. Wenn das nicht so wäre, würde sich das Schiff drehen und wir könnten mitten in der Sonne landen anstatt auf Ganymed.
Keiner von uns hat den Wunsch, geröstet zu werden, deshalb bitte ich jeden von Ihnen, sich nicht unnötigerweise von der Koje zu entfernen. Das Schiff kann eine begrenzte Bewegung automatisch ausgleichen, aber wir dürfen es nicht überlasten - deshalb fragen Sie Ihren Ordnungsmann um Erlaubnis, wenn Sie sich weiter als fünfzehn Zentimeter von Ihrer Liege wegbewegen.«
Er lachte wieder, aber diesmal war es ein unangenehmes Lachen. »Jeder, der sich dieser Regelung widersetzt, Wird zwangsweise festgeschnallt - und der Kapitän wird Verstöße ahnden, sobald wir uns wieder im schwerelosen Zustand befinden.«
In unserem Raum war kein Ordnungsmann. Wir konnten also nichts tun als abwarten. Ich wurde mit den Jungen in der Umgebung bekannt. Die einen waren jünger, die anderen älter. Einer davon war ein großer, rothaariger Bengel von etwa siebzehn. Er hieß Edwards.
Ich konnte es ihm nicht verübeln. Man hatte das Gefühl, als seien Stunden vergangen, und wir wurden immer hungriger. Ich dachte, man hätte uns vergessen. >Großmaul< Edwards. Ihm paßte das Warten nicht.
Edwards stand in der Nähe der Tür und sah hinaus. Schließlich sagte er: »Das ist lächerlich! Wir können doch nicht den ganzen Tag hier herumsitzen. Ich bin dafür, daß wir nachsehen, was los ist. Wer macht mit?«
Einer der Jungen widersprach: »Der Kapitän hat gesagt, wir dürften nicht herumgehen.«
»Na und? Was kann er tun, wenn wir nicht gehorchen? Wir gehören schließlich nicht zur Mannschaft.«
Ich erklärte ihm, daß der Kapitän Macht über das ganze Schiff hätte, aber er wischte den Einwand zur Seite. »Quatsch! Wir haben ein Recht zu erfahren, was los ist. Und wir haben ein Recht auf Essen. Wer kommt mit?«
Ein anderer Junge sagte: »Du bringst dich nur in Schwierigkeiten, Großmaul.«
Edwards blieb stehen. Ich glaube, die Bemerkung beunruhigte ihn, aber er konnte jetzt nicht mehr zurück. Schließlich sagte er: »Hört mal, wir müßten einen Ordnungsmann haben, aber es ist keiner da. Wählt mich einfach zum Ordnungsmann, und ich hole uns was zum Futtern. Was haltet ihr davon?«
Niemand widersprach laut. Großmaul sagte: »Also gut, dann gehe ich.«
Er war höchstens ein paar Sekunden fort, als ein Ordnungsmann kam und eine große Schachtel mit Rationen brachte. Er verteilte sie und hatte am Ende ein Paket übrig. Er zählte die Kojen. »Waren hier nicht zwanzig Jungen?« fragte er.
Wir sahen einander an, aber niemand sagte etwas. Er zog eine Liste heraus und las unsere Namen vor. Edwards war natürlich nicht da, und der Mann ging und nahm seine Ration mit.
Dann tauchte Großmaul auf und sah uns essen. Er wollte wissen, wo seine Ration war. Wir sagten es ihm, und er erklärte: »Herrgott, warum habt ihr es nicht dabehalten? Ihr seid mir schöne Flaschen!« Damit
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