Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
Vom Netzwerk:
Hauses führte, bewegte sich. Es klingelte. Sam starrte durch das Steuerbordfenster und sah unter sich ein helles Gesicht. Es gehörte William Grevel, seinem Leibspion, einem ehemals bekannten Bürger der Stadt London, wo er Wollfabrikant gewesen war, bevor er im Jahre des Herrn 1401 abberufen wurde. Da es weder Schafe noch sonstige Säugetiere außer den Menschen auf dieser Welt gab, war der ehemalige Fabrikant zu einem verläßlichen Spion geworden, denn es lag einfach in seiner Natur, nächtelang aufzubleiben und herumzustrolchen.
    Sam begrüßte ihn. Grevel eilte die »Leiter« herauf und trat ein, nachdem Sam die große Eichentür für ihn geöffnet hatte.
    »Saluton, Leutenanto Grevel«, sagte Sam in Esperanto. »Kio estas?« (»Hallo, Leutnant Grevel! Was führt Sie zu mir?«)
    Grevel erwiderte: »Bonan matenon, Estro du grasa fri-pono, Rego Johano, estas jus ekceptita duo spionoj.« (»Guten Morgen, Boß. Der fette Schurke namens König John hat gerade zwei Spione empfangen.«)
    Da weder Sam noch Grevel etwas mit dem Englisch des anderen anfangen konnten, hatten sie es sich angewöhnt, in Esperanto miteinander zu reden, was eine leidliche Verständigung ermöglichte.
    Sam grinste. Bill Grevel hatte sich aus dem Geäst eines Eisenbaumes heruntergelassen, war geradewegs über dem Kopf eines Wachtpostens auf dem Dach des zweistöckigen Gebäudes gelandet und mit Hilfe eines Seiles in ein Fenster eingestiegen. Nachdem er einen Raum durchquert hatte, in dem drei Frauen schliefen, hatte er sich den obersten Stufen der in den ersten Stock hinabführenden Treppe genähert. John und die beiden Spione – einer war Italiener und stammte aus dem zwanzigsten Jahrhundert; der andere ein Ungar aus dem sechzehnten – hatten unter ihm an einem Tisch gesessen, während letztere von einer Fahrt berichteten, die sie flußaufwärts geführt hatte. König John war Grevel während der ganzen Unterhaltung ziemlich wütend erschienen.
    Als Grevel endete, bekam Sam bald einen Wutanfall.
    »Er hat versucht, Arthur von Neu-Britannien ermorden zu lassen?« fragte er entsetzt. »Was hat dieser Mann eigentlich noch alles vor? Will er uns denn vollkommen ins Unglück stürzen?«
    Er lief wie ein wilder Stier herum, blieb plötzlich stehen, zündete sich eine Zigarre an und setzte seinen Weg fort. Noch einmal hielt er an, diesmal um Grevel etwas Wein und Käse anzubieten.
    Es war eine Ironie des Zufalls – oder vielleicht auch der Ethiker, denn schließlich kannte man ja ihre Absichten nicht –, daß König John von England und sein Neffe, den er heimtückisch ermordet hatte, sich beide in einem Gebiet aufhielten, das nicht mehr als zweiunddreißig Meilen auseinanderlag. Arthur, ein britannischer Prinz der nicht mehr existierenden Erde, hatte die Leute in seiner Umgebung organisiert und einen Staat gegründet, den er Neu-Britannien nannte. Obwohl es nur wenige echte Angehörige der alten Bretonen in dieser Gegend gab, störte sich niemand auf dem zehn Meilen langen Landstrich, den er beherrschte, an der Namensgebung.
    Es hatte acht Monate gedauert, bis Arthur herausgefunden hatte, daß dieser Onkel sein Nachbar war, dann war er inkognito nach Parolando gereist, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, daß John derjenige war, der ihm die Kehle durchgeschnitten und seinen Leichnam in die Seine geworfen hatte. Die Absichten, die Arthur nun verfolgte, lagen auf der Hand: Er wollte John in seine Gewalt bringen und ihn so lange am Leben erhalten, wie es die Folter zuließ. Er wollte seine Rache haben. Ein toter John, der vierundzwanzig Stunden später irgendwo an anderer Stelle wieder aufwachte, nützte ihm nichts.
    Deswegen hatte Arthur Parlamentäre geschickt, die verlangten, daß man ihm seinen Onkel ausliefere. Man hatte dieses Ultimatum natürlich ablehnen müssen, obwohl, was Sam anging, ihn nur seine Aufrichtigkeit und die Furcht vor John daran gehindert hatten, Arthurs Verlangen zu erfüllen.
    Und jetzt hatte John vier Männer mit dem Auftrag ausgeschickt, Arthur umzubringen. Zwei waren dabei getötet worden; die anderen hatten leichtverletzt die Flucht ergriffen. Das bedeutete Invasion. Jetzt würde Arthur sich nicht mehr damit zufrieden geben, John zu erhalten: Nun würde er auch alles daransetzen, das Metall in seine Hände zu bekommen.
    Zwischen Parolando und Neu-Britannien existierte ein vierzehn Meilen langer Landstrich, den man entweder Chernskys Land oder – in Esperanto – Cernskujo nannte. Chernsky, ein dem

Weitere Kostenlose Bücher