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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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mitansehen zu müssen, wenn ein Mensch leidet«, meinte Sam. »Und damit Sie nicht noch mehr Leiden ausgesetzt sind, würde ich vorschlagen, daß Sie solchen unangenehmen Dingen dadurch aus dem Wege gehen, indem Sie Parolando verlassen.«
    »Wollen Sie mich etwa bedrohen?«
    »Aber nicht doch. Es gibt hier allerdings eine ganze Anzahl von Leuten, die sich mit einer Bedrohung Ihrer Person nicht zufrieden geben würden. Ich weiß nicht einmal genau, ob darunter nicht einige sind, die Sie liebend gern zum Fluß hinunterschleppen und ersäufen möchten. Sie gehen den Leuten mit Ihren Predigten auf die Nerven. Dieser Staat hier wurde nur aus einem einzigen Grund gegründet: Um ein Schiff zu bauen. Jeder kann hier grundsätzlich sagen, was er will, solange er sich im Rahmen der herrschenden Gesetze äußert, aber man darf nicht vergessen, daß es überall Leute gibt, die die Gesetze übertreten, weil irgend jemand sie dazu provoziert. Ich würde es nicht mögen, diese Leute anschließend verurteilen zu müssen, weil sie sich Ihnen gegenüber zu Gewalttaten haben hinreißen lassen. Deswegen würde ich es begrüßen, wenn Sie sich auf Ihren christlichen Auftrag beschränkten und Ihre Nase aus allen anderen Dingen heraushielten. Das, glaube ich, sollte genügen, um niemanden zu einer Gewalttat zu verleiten.«
    »Ich bin kein Christ«, sagte Göring.
    »Ich schätze Menschen, die es wagen, das zuzugeben. Und ich habe ganz sicher noch nie einen Prediger getroffen, der das auf so viele verschiedene Arten sagen konnte wie Sie.«
    »Sinjoro Clemens«, begann Göring, »als ich noch ein junger Mann war und in Deutschland lebte, habe ich Ihre Bücher gelesen, zuerst auf deutsch, dann auf englisch. Aber hier werden weder Ironie noch Zynismus dazu beitragen, uns weiterzubringen. Obwohl ich abstreite, ein Christ zu sein, bin ich mir dennoch sicher, ein Repräsentant der besseren Seiten des Christentums zu sein. Ich bin Missionar der Kirche der Zweiten Chance. Alle irdischen Religionen haben sich selbst diskreditiert, auch wenn manche Leute das noch immer nicht einsehen wollen. Unsere Kirche repräsentiert die erste Religion, die auf dieser neuen Welt begründet wurde, und ist die einzige, die reale Überlebenschancen hat. Sie…«
    »Ersparen Sie mir diese Lektion«, sagte Sam. »Ich habe sowohl von Ihren Vorgängern als auch von Ihnen selbst genug zu diesem Thema gehört. Was ich Ihnen in aller Freundlichkeit nahe bringen will, ist nichts anderes, als daß ich danach strebe, Sie mit allen Kräften vor körperlichem Schaden zu bewahren und – um ehrlich zu sein – verschwinden zu sehen. Sie sollten sich davonmachen, und zwar gleich, auf der Stelle. Bevor man Sie umbringt.«
    »In einem solchen Fall würde ich einen Tag später anderswo wieder erwachen und die Wahrheit jenen Menschen predigen, unter denen ich mich wiederfinde. Sie sehen, hier wie auf der Erde ist das Blut des Märtyrers die Saat der Kirche. Wer immer uns auch tötet, er sorgt lediglich dafür, daß wir die Wahrheit, die Möglichkeit zur Erlangung ewiger Seligkeit, nur noch mehr Menschen zukommen lassen. Morde haben unsere Botschaft weitaus schneller flußaufwärts und flußabwärts getragen als jede konventionelle Art der Fortbewegung.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Sam auf englisch, wie er es des öfteren tat, wenn der Zorn ihn übermannte. »Aber sagen Sie mir, ob diese fortgesetzte Ermordung von Missionaren Ihnen nicht allmählich Kopfzerbrechen bereitet? Befürchten Sie nicht, daß Ihnen eines Tages die Körper ausgehen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Keine These zur Hand?«
    Außer einem verwirrten Blick zeigte Göring keinerlei Reaktion. Schließlich sagte Sam auf esperanto: »Eine Ihrer Hauptthesen besagt, wenn ich mich recht erinnere, daß der Mensch nicht wiedererweckt wurde, damit er hier das ewige Leben genießt, sondern weil er sich hier in einer Art Wartezimmer aufhält, in dem er nur kurzfristig untergebracht ist, wenngleich manchem – und besonders dem, der dieser Welt nichts abgewinnen kann – diese kurze Zeit auch recht lang erscheinen mag. Ihre Kirche geht weiterhin von der Existenz einer Analogie zur Seele, einem Etwas, das sie >Psychomorph< nennt, aus, richtig? Manchmal nennt Ihr es auch Ka. Und das müßt Ihr, weil Ihr sonst nicht auf der Beständigkeit der Identität des Menschen beharren könnt. Ohne dieses Ka bleibt ein einmal gestorbener Mensch tot, selbst wenn sein Körper erneut reproduziert wurde und weiterlebt. Der zweite Körper

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