Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
Vom Netzwerk:
einer Duplikation kommt, die es nicht mehr mitmacht. Dann löst sich das Ka vom Körper, wirbelt durch die geisterhaften Korridore der vierten Dimension – oder durch sonst was – und wird im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Geist, einer verlorenen Seele.«
    »Das ist die Essenz unseres Glaubens«, sagte Göring. »Aber ich sollte besser sagen, die Essenz unseres Wissens, weil wir wissen, daß es so ist.«
    Sam runzelte die Stirn. »Ach ja? Sie wissen es?«
    »Ja. Der Gründer unserer Kirche erfuhr ein Jahr nach der Wiedererweckung die Wahrheit; genau am Jahrestag des Wiederauferstehens von den Toten. Er hatte sich auf einen Berg zurückgezogen und betete um eine Erleuchtung, als sich ihm ein Mann näherte und ihm Dinge erzählte und zeigte, die kein sterblicher Erdenmensch wissen oder kennen konnte. Dieser Mann war ein Agent der Alten, und er offenbarte ihm die Wahrheit und wies ihn an, in die Welt hinauszugehen und die Doktrin der Zweiten Chance zu verbreiten.
    Tatsächlich ist die Bezeichnung >Zweite Chance< ein falscher Begriff, da wir in Wirklichkeit erst unserer Ersten Chance gegenüberstehen, dann wir hatten ja auf der Erde nie die Möglichkeit, das ewige Leben und das Seelenheil zu erringen. Aber unser irdisches Dasein war ein notwendiges Vorspiel auf dem Weg zu dieser Flußwelt. Der Schöpfer erschuf das Universum, und dann züchteten die Alten die Menschheit – und nicht nur sie, denn sie sind auch für alle anderen Formen des Lebens im Universum verantwortlich. Sie züchteten uns! Aber das ewige Heil ist nur dem Menschen vorbehalten! Jetzt liegt es an jedem einzelnen selbst, was er aus sich macht, denn jetzt ist ihm die Chance wirklich gegeben worden!«
    »Und nur durch die Existenz der Kirche der Zweiten Chance, nehme ich an«, sagte Sam. An sich hatte er es vermeiden wollen, spöttisch zu wirken, aber es kam einfach über ihn.
    »Daran glauben wir«, erwiderte Göring.
    »Mit welcher Art von Beglaubigungsschreiben hat sich dieser mysteriöse Fremde denn ausgewiesen?« fragte Sam. Er dachte plötzlich an seinen geheimnisvollen Bekannten und fragte sich, ob die beiden vielleicht identisch sein mochten. So etwas wie Panik stieg in ihm hoch. Vielleicht handelte es sich aber auch um verschiedene Leute aus dem gleichen Lager? Sein Fremder, der Mann, der für den Absturz des Nickeleisenmeteoriten verantwortlich war und dafür gesorgt hatte, daß es Joe Miller gelungen war, den von Nebeln umsäumten Turm im nördlichen Polarsee zu sehen, war ein Renegat; jemand, der sich von seinen Leuten heimlich losgesagt hatte. Das heißt, wenn man ihm glauben konnte.
    »Beglaubigungsschreiben?« fragte Göring. »Erwarten Sie etwa von Gott Schriftstücke?« Er lachte. »Der Gründer unserer Kirche erkannte schon daran, daß sein Besucher Dinge wußte, die nur ein Gott oder ein höheres Wesen wissen konnte, daß er keinen gewöhnlichen Menschen vor sich hatte. Und außerdem zeigte dieser Bote ihm Dinge, die er einfach glauben mußte. Er erzählte ihm, wie man uns zum Leben erweckt habe und warum. Er hat ihm natürlich nicht alles erzählt, aber irgendwann werden wir auch den Rest erfahren. Es gibt Dinge, die wir selbst herausfinden müssen.«
    »Wie hieß dieser seltsame Kirchengründer?« fragte Sam. »Oder wissen Sie das nicht? Ist das auch eines Ihrer Geheimnisse?«
    »Niemand weiß es«, erwiderte Göring. »Und es ist auch nicht notwendig, darüber informiert zu sein. Was ist schon ein Name? Er nannte sich selbst Viro. Das ist Esperanto und heißt nichts anderes als >Mensch<, abgeleitet vom lateinischen Vir. Wir nennen ihn La Fondinto, den Gründer – oder La Viro, den Menschen.«
    »Haben Sie ihn je getroffen?«
    »Nein, aber ich habe zwei andere kennen gelernt, die ihn sehr gut kannten. Einer davon war sogar dabei, als La Viro die erste Predigt hielt. Das war sieben Tage nach seinem Zusammentreffen mit dem Fremden.«
    »Sind Sie sicher, daß La Viro ein Mann ist und keine Frau?«
    »Oh, ja!«
    Sam seufzte tief auf und sagte: »Das beruhigt mich zutiefst. Wenn sich nämlich herausgestellt hätte, daß der Gründer mit Mary Baker Eddy identisch ist, müßte ich mir einen Mühlstein um den Hals hängen und mich ersäufen.«
    »Wie bitte?«
    »Schon gut«, erwiderte Sam und grinste. »Ich schrieb einst ein Buch über sie, deswegen habe ich keine Lust, ihre Bekanntschaft zu machen. Sie würde mich garantiert skalpieren. Aber einige dieser mystischen Dinge, die Sie mir erzählten, Schemen geradezu frappierend auf sie

Weitere Kostenlose Bücher