Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
Vom Netzwerk:
ist dann nichts als eine Reproduktion. Dieser Lazarus verfügt zwar über das Bewußtsein und die Erinnerungen des Gestorbenen, also haltet sich für den Gestorbenen. Aber das ist er nicht. Er ist nicht mehr als ein zum Leben erwecktes Duplikat. Der Tod hat das Leben des wirklichen Menschen beendet. Er hat dieses Tal verlassen.
    Aber Ihre Kirche versucht diesem Problem dadurch zu Leibe zu rücken, in dem sie das Ka erfindet, das irgendeine Art von Seele darstellen soll und als Entität interpretiert wird, die zusammen mit dem Körper geboren wird, ihren Träger das ganze Leben hindurch begleitet und alles registriert und aufzeichnet, was der Körper tut. Das Ka müßte also in der Tat so etwas wie ein immaterielles Aufzeichnungsgerät sein, wenn Sie diesen Widerspruch hinzunehmen bereit sind. Und wenn der Körper stirbt, existiert das Ka immer noch. Es existiert in einer Art vierten Dimension oder Polarisation als Aufzeichnung, in der es weder protoplasmische Augen sehen noch mechanische Geräte aufspüren können. Ist das korrekt?«
    »Beinahe«, erwiderte Göring. »Sie haben es grob umschrieben, aber im großen und ganzen ist das richtig.«
    »Bis jetzt«, fuhr Sam fort und stieß eine dicke Qualmwolke aus, »haben wir – das heißt Sie, nicht ich – nicht mehr getan, als jene Attribute aufgezählt, die man sowohl der christlichen als auch der islamischen und allen anderen Seelen ad nauseam zuschreibt. Aber Sie behaupten, daß die Seele weder in eine Hölle noch in irgendeine Art Himmel gelangt, sondern in einer Art vierdimensionalem Fegefeuer schwebt. Und das würde sie bis in alle Ewigkeit tun, würden sich nicht andere Wesen in ihr Dasein einmischen: Irgendwelche Extraterrestrier, die schon existierten, als es die Menschheit noch gar nicht gab. Diese Überwesen tauchten bereits vor den ersten Menschen auf der Erde auf – und besuchten auch jeden anderen Planeten im Universum, der ihrer Ansicht nach gute Aussichten bot, irgendeines Tages Leben zu entwickeln.«
    »Das ist nicht die exakte Wiedergabe unserer These«, unterbrach ihn Göring. »Wir stehen auf dem Standpunkt, daß jede Galaxis eine – oder vielleicht sogar mehrere – frühzeitliche Spezies hervorgebracht hat, die bestimmte Planeten bewohnten. Möglicherweise entwickelte sich diese Spezies in unserer Galaxis, vielleicht aber auch in einer anderen, die längst untergegangen ist, oder einem anderen Universum. In jedem Fall ist diese Spezies weise und wußte seit langem, daß sich auf der Erde irgendwann Leben entwickeln mußte. Deswegen begann sie von dem Augenblick an, als die ersten Lebewesen dort auftauchten, mit der Aufzeichnung desselben – und zwar mit Mitteln, die die Menschen niemals entdeckten.
    Zu einem Zeitpunkt, den die Alten – wie wir sie nennen – vorausbestimmen, werden alle diese Aufzeichnungen an einen bestimmten Ort gebracht. Dort erschaffen sie anhand ihrer Unterlagen und mit Hilfe eines Energie-Materie-Umwandlers die Körper der längst Zerfallenen neu und zeichnen dann deren Impulse auf. Dann werden auch diese wieder vernichtet, und die abermals Gestorbenen erwachen auf einer neuen Welt, auf einem Planeten wie diesem, wiederum unter Zuhilfenahme des Energie-Materie-Umwandlers.
    Die Psychomorphen oder Kas müssen eine starke Ähnlichkeit mit ihren protoplasmischen Zwillingsbrüdern aufweisen. In dem Augenblick, wo das Duplikat eines toten Körpers hergestellt wird, schließen sie sich selbsttätig an ihn an und beginnen erneut mit ihrer Aufzeichnungstätigkeit. Deswegen enthält jedes Ka, selbst wenn sein Trägerkörper hundertmal getötet und neugeschaffen wurde, stets wieder das gleiche Bewußtsein, die gleichen Erinnerungen und die gleiche Identität, die auch die vorherigen Körper besaßen. Das Ka enthält also keinesfalls nur das Wissen, was sein letzter Körper zu seinen Lebzeiten machte, sondern das Gesamtwissen aller vorherigen. Es enthält sowohl die Erinnerungen der ursprünglichen Existenz wie auch alle späteren Erfahrungen, die nachfolgende Körper in dieser Umwelt erfuhren.«
    »Aber!« sagte Sam, fuchtelte mit seiner Zigarre vor Görings Nase herum und stieß ihm beinahe deren glühendes Ende ins Gesicht. »Aber! Sie behaupten, daß kein Mensch eine unendliche Anzahl von Toden sterben kann. Und Sie sagen ferner, daß nach einigen hundert Toden irgendwann einmal der Fall eintritt, wo er nicht mehr aufwacht, weil das fortgesetzte Sterben die Verbindung zwischen Körper und Ka schwächt und es schließlich zu

Weitere Kostenlose Bücher