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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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zu passen.«
    »Abgesehen von der Existenz des Ka sind alle unsere Erklärungen rein physikalisch. Und für unseren Realitätsbegriff – den Sie sicher für einen schiefen Blickwinkel halten – ist das Ka durchaus auch stofflich. Wir glauben, daß unsere Thesen wissenschaftlichen Anspruch besitzen, weil sie auf der Wissenschaft der Alten basieren, die uns erneut das Leben schenkten. In unserer Religion ist nichts Übernatürliches, ausgenommen unseren Glauben an den Schöpfer natürlich. Aber alles andere ist reine Wissenschaft.«
    »Wie Mary Baker Eddys Religion?« fragte Sam.
    »Ich habe von dieser Frau noch nie gehört.«
    »Wie also erreichen wir das Stadium der ewigen Seligkeit?«
    »Indem wir zur Liebe selbst werden. Das impliziert natürlich, daß wir keinerlei Gewalt praktizieren, nicht einmal Selbstverteidigung zulassen. Wir glauben daran, daß wir diesen Zustand nur dadurch erreichen können, indem wir ein transzendentes Stadium durchlaufen, was wir wiederum nur dadurch erringen, indem wir uns selbst erkennen lernen. Aber bis jetzt hat der größte Teil der Menschheit noch nicht einmal gelernt, den Traumgummi richtig einzusetzen. Sie hat die Droge falsch angewendet; ebenso falsch wie alles andere.«
    »Und Sie glauben, daß Sie diesen Zustand des Selbst-Liebe-werdens, was immer diese Phrase auch bedeuten soll, bereits erreicht haben?«
    »Noch nicht. Aber ich bin auf dem besten Wege dazu.«
    »Durch Traumgummi?«
    »Nicht allein damit. Er leistet Hilfestellung. Aber man muß auch handeln, predigen und bereit sein, für seinen Glauben zu leiden. Und man muß lernen, nicht zu hassen, und statt dessen zu lieben.«
    »Deswegen sind Sie also gegen den Bau meines Schiffes. Sie glauben, daß wir unsere Zeit damit sinnlos vergeuden.«
    »Sie verfolgen ein Ziel, das niemandem etwas Gutes bringen wird. Jetzt schon kann man erkennen, wohin Ihr Plan uns gebracht hat: Das Land ist verwüstet und verödet. Man schlägt sich die Schädel ein, kämpft um das Metall. Es herrschen Blutdurst, Mißtrauen und Verrat. Und Haß, Haß, Haß! Und aus welchem Grund? Damit Sie etwas haben können, das niemand sonst hat: Ein gigantisches Schiff aus Metall, das von Elektrizität angetrieben wird; das höchste Gut, das dieser Planet anzubieten hat: Ein Narrenschiff, mit dem Sie flußaufwärts fahren wollen, um die Quellen des Flusses zu erkunden. Und wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben, was dann? Sie sollten sich lieber auf die lange Fahrt zu den Ursprüngen Ihrer Seele vorbereiten!«
    »Es gibt einige Dinge«, sagte Sam, »von denen Sie keine Ahnung haben.« Dennoch hatte seine Selbstzufriedenheit einen Knacks erlitten. Da war irgendwo ein Teufel durch die Dunkelheit gekrochen und hatte ihm etwas ins Ohr geflüstert. Und gleichzeitig hatte sich ein anderer an den Gründer dieser Kirche herangemacht und ihm andere Instruktionen gegeben. Welcher von beiden war der wahre Teufel? Jener, der den Kirchenmann aufgesucht hatte? Oder das Wesen, das bei Samuel Clemens aufgetaucht war und behauptet hatte, die anderen seien die Teufel, er hingegen habe nichts anderes im Sinn, als die Menschheit zu retten?
    Jeder Teufel würde sich einem Menschen auf diese Weise nähern.
    »Treffen meine Worte Sie nicht im Innersten Ihres Herzens?« fragte Göring.
    Sam schlug sich mit der geballten Faust gegen die Brust und sagte: »Ja, zumindest werde ich das Gefühl nicht los, nun eine Magenverstimmung zu haben.«
    Göring ballte die Fäuste und preßte die Lippen aufeinander.
    Sam hob die Hand. »Vorsicht! Achten Sie darauf, daß die Liebe nicht von Ihnen weicht«, sagte er und ging weiter. Dennoch kam er sich nicht wie ein strahlender Sieger vor. Er verspürte tatsächlich ein drückendes Gefühl in der Magengegend. Obwohl er an sich die Meinung vertrat, daß man über blinde Ignoranz nur lachen sollte, verursachte sie in ihm stets körperliches Unbehagen.

20
    Der Nachmittag des nächsten Tages rückte heran. Sam Clemens und John Lackland hatten sich den ganzen Morgen über gestritten. Schließlich raffte sich Sam auf, vergaß alle Vorsicht und Zurückhaltung und sagte: »Wir können es uns einfach nicht leisten, daß Hacking uns von seinem Bauxit abschneidet! Wir können uns überhaupt nichts leisten, was den Bau unseres geplanten Schiffes verhindert! Ich glaube beinahe, daß du dich nur deswegen so aufführst, weil du es darauf anlegst, einen Krieg zwischen Soul City und uns zu provozieren. Aber damit kommen Sie nicht durch, Majestät!«
    Die ganze Zeit

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