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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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hatte Gott für ihn alle Gojs zu Juden gemacht – weswegen er ein jüdischer Gott sein mußte –, aber andererseits war kein Mann mehr in der Lage, ihm den Willen zu erfüllen, sich einen Bart wachsen zu lassen. Also konnte er auch kein jüdischer Gott sein. All dies sollte möglicherweise dazu dienen, unsere geistige Haltung einer Überprüfung zu unterziehen.«
    Er kam näher und sah mit seinen dunkelbraunen Augen zu ihr auf. »Die Chancisten haben einige bemerkenswerte Ansichten, was die Frage anbetrifft, weswegen wir vom Tod wieder auferstanden sind und wer dafür verantwortlich ist. Sie scheinen mir nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt zu sein, die dem Menschen sagt, welchen Weg – oder welche Wege – er gehen muß, um das Ziel zu erreichen. Dieses Ziel ist eines, das die Menschheit sich ersehnen sollte, und führt zu einem Tor, das unsere unbekannten Wohltäter für uns geöffnet halten. Aber Gewissenhaftigkeit ist Geradheit. Die nichtgewissenhafte Kirche hat die Hauptstraße – oder besser: die einzige Straße – verlassen.«
    »Wovon reden Sie überhaupt?« fragte Jill. »Sie hören sich beinahe genauso wirr an wie die Chancisten.«
    »Wir werden sehen – wenn Sie wollen«, erwiderte er. Dann entschuldigte er sich und eilte zu dem großen Tisch hinüber, wo er mit einem Mann sprach, der gerade erst eingetreten war.
    Jill schlenderte auf Jeanne zu mit der Absicht, sie zu fragen, was sie mit der Bemerkung, sie sei eine von Piscators Anhängerinnen, gemeint hatte, aber De Bergerac versperrte ihr den Weg. Er grinste breit.
    »Ah, Miz Gulbirra! Ich muß Sie noch einmal wegen meines unflätigen Benehmens an jenem Morgen um Entschuldigung bitten! Es lag an dem Likör, daß ich mich in dieser unverzeihlichen – nun, vielleicht nicht gerade unverzeihlichen, wie ich hoffe – und barbarischen Weise aufführte. Ich trinke selten mehr als eine oder zwei Unzen, weil ich es nicht leiden mag, wenn der Alkohol meine Sinne lähmt. Der Alkohol macht den Menschen zum Schwein, obwohl ich nichts gegen Schweine habe, solange sie brutzelnd in der Pfanne liegen oder sich über einem Feuer am Spieß drehen. Aber in dieser Nacht wollten wir fischen…«
    »Ohne Ausrüstung?« fragte Jill.
    »Nun, sie lag auf der Ihnen abgewandten Seite des Gralsteins. Und der Nebel war dick, erinnern Sie sich, Mademoiselle?«
    »Miz.«
    »Und so redeten wir über die Erde, über Länder und Leute, die wir kannten; Freunde, die ein schreckliches Ende genommen haben; Kinder, die gestorben waren; daß unsere Eltern uns nie richtig verstanden; unsere Feinde, warum wir hier sind, und so weiter, verstehen Sie? Ich wurde schwermütig, als ich darüber nachdachte, was aus der Erde hätte werden und was ich mit meiner Cousine Madeleine hätte anstellen können, wäre ich damals weniger naiv gewesen. Und so…«
    »Und so betranken Sie sich«, sagte Jill mit unbewegtem Gesicht.
    »Und beleidigte Sie, Miz, obwohl ich schwöre, daß ich zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht glaubte, eine Frau vor mir zu haben. Der Nebel, Ihre wallenden Gewänder, meine Vorwitzigkeit…«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Jill. »Obwohl… Ich war mir niemals Sicher, ob Sie es mir verzeihen würden, daß ich Sie vor all den Zeugen zu Boden warf. Ihr Selbstbewußtsein…«
    »Sie sollten nicht so klischeehaft sein«, rief Cyrano aus.
    »Sie haben recht«, erwiderte Jill. »Obwohl ich stereotypes Denken bekämpfe, erliege ich doch immer wieder der Versuchung, mich selbst so zu verhalten. Zu oft… Nun, die meisten Leute denken nicht nur so, sondern leben auch danach, stimmt’s?«
    Sie blieben stehen und unterhielten sich eine lange Zeit. Jill trank noch etwas und spürte, wie sich ihr Inneres langsam erwärmte. Die Marihuanawolken wurden dichter, und sie fügte ihnen noch etwas hinzu, indem sie sich selbst einen Joint drehte. Die Stimmen der Anwesenden wurden lauter, ebenso das Gelächter. Einige Paare begannen zu tanzen, legten einander die Arme um den Hals und vergaßen die sie umgebende Welt.
    Piscator und Jeanne Jugan schienen die einzigen zu sein, die nichts tranken. Der Japaner rauchte eine Zigarette; die erste, wie Jill annahm, die er angezündet hatte, seit sie eingetreten war.
    Die Kombination von Likör und Pot schien ihr plötzlich eine andere Ausstrahlung zu verleihen. Sie kam sich vor, als erstrahle ihr Körper in hellrotem Licht. Die Rauchwolken formten beinahe Gestaltenumrisse. Manchmal, wenn sie einen Blick aus den Augenwinkeln riskierte, glaubte sie

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