Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
abgerissen worden.
Ein Teil der Nordwestseite hatte sich gelöst, war aber mit dem Hauptteil noch in Verbindung. Mehrere dieser Balken hatten sich in den Leib der Hadji II gebohrt und ihr unterhalb der Wasserlinie ein Leck zugefügt. Nachdem das Boot sich zur Seite geneigt hatte, war es vollgelaufen, und es hatte nur noch eines kleinen Stoßes bedurft, es vollends umzukippen. Aber zu diesem Zeitpunkt war Burton bereits über die Reling geflogen, hatte sich den Kopf an einem Felsen gestoßen und das Bewußtsein verloren.
Die Mannschaft konnte wirklich von Glück sagen, daß niemand umgekommen oder ernsthaft verletzt worden war. Nein, beinahe hätte er Owenone vergessen.
Es galt noch einige andere Dinge herauszufinden. Aber zuerst mußte man sich um die Verletzten kümmern. Burton bahnte sich einen Weg zu jener Stelle, an der die anderen im Schein der flackernden Fackeln auf dem Boden lagen. Alice streckte weinend die Arme aus und drückte ihn an sich, als er kam.
»Drück mich nicht so fest«, flüsterte sie. »Mir tut die ganze Seite weh.«
Dann näherte sich ihnen ein Mann und erklärte, er sei derjenige, der sich um sie kümmern solle. Mehrere Flößer nahmen die beiden Frauen zwischen sich, während Frigate stöhnend und gestützt von Kazz hinter ihnen herhumpelte. Das Tageslicht wurde jetzt heller, und zumindest konnten sie jetzt etwas sehen. Nachdem sie eine Strecke von etwa sechzig Metern zurückgelegt hatten, hielten sie vor einer großen Bambushütte an, deren Dach aus Eisenbaumblättern bestand. Sie wurde durch Lederseile gehalten, die man mit in die Floßbalken getriebenen Pfählen verbunden hatte.
Im Inneren der Hütte war eine Steinplatte, auf der ein kleines Feuer brannte. Man legte die Verletzten auf einige bereitstehende Bambusbetten. Der Nebel wurde lichter. Es wurde heller, und plötzlich schreckten sie von einem Geräusch zusammen, das sich anhörte, als würden tausend Kanonen gleichzeitig abgefeuert. So oft sie es auch schon gehört hatten: gewöhnt hatte sich noch keiner ganz daran.
Es waren die Gralsteine, die ihre Energien abgaben.
»Kein Frühstück für uns«, sagte Burton.
Er warf abrupt den Kopf nach hinten. »Die Gräle! Hat irgend jemand an die Gräle gedacht?«
Monat erwiderte: »Sie waren noch auf dem Boot.« Sein Gesicht verzog sich plötzlich in tiefem Schmerz, und er begann zu weinen. »Owenone muß ertrunken sein!«
Im Schein des Feuers sahen sie einander an. Der Schock stand jedem einzelnen noch immer im Gesicht geschrieben, aber dennoch wurde nun jeder noch um eine Nuance blasser.
Einige der Anwesenden stöhnten. Burton fluchte. Auch er fühlte Trauer um den Tod Owenones, aber jetzt waren er und seine Mannschaft nicht mehr als Bettler, die auf die Mildtätigkeit anderer angewiesen waren. Es war besser, tot zu sein, als ohne Gral zu leben, und in den alten Zeiten hatten tatsächlich jene, die ihren Gral verloren hatten, nicht selten den Freitod gesucht: Der nächste Tag hatte sie dann zwar von ihren Freunden und Gefährtinnen getrennt, versorgte sie aber andererseits auch wieder mit einer eigenen Nahrungsquelle.
»Nun«, bemerkte Frigate, »immerhin können wir noch Fisch und Eichelbrot essen.«
»Für den Rest unseres Lebens?« fragte Burton höhnisch. »Und das kann, nach allem, was wir wissen, für immer sein.«
»Man sollte versuchen, auch die guten Seiten einer Notlage nicht aus den Augen zu verlieren«, erwiderte der Amerikaner. »Selbst wenn sie kaum vorhanden sind.«
»Warum geben wir uns nicht mit den Dingen zufrieden, wie sie auf uns zukommen?« fragte Alice. »Im Moment wäre ich jedenfalls schon damit zufrieden, wenn meine Rippen wieder in Ordnung wären, und ich bin sicher, daß auch Loghu es begrüßen würde, wenn jemand sich um ihr gebrochenes Bein kümmerte und es schiente.«
Der Mann, der sich um sie kümmern sollte, sorgte zunächst dafür, daß die Verletzten verbunden wurden. Erst nachdem man ihre Schmerzen mit Traumgummi etwas gemildert hatte, ging er wieder hinaus. Burton, Kazz und Monat folgten ihm. Mittlerweile verbrannte die Morgensonne den Nebel. In ein paar Minuten würde er sich völlig aufgelöst haben.
Was sich draußen ihren Blicken darbot, war erschreckend genug. Der gesamte Bug des Floßes war, als er sich in die Insel gebohrt hatte, zerbrochen. Die Steuerbordseite war ebenfalls schwer beschädigt. Die Anlegeplätze der Ganapos lagen ebenso wie ihre Boote unter einem aufgetürmten Gewirr hölzerner Balken und Bretter vergraben.
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