Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
hätte er die Leute wieder herausfischen und an Land bringen müssen.
Oskas, der mit beiden Armen wild um sich schlug, schluckte Wasser, drohte der Snark mit der Faust und fluchte ununterbrochen in Menomini und Esperanto. Burton ballte lachend eine Hand zur Faust, hob den Arm und streckte den kleinen und den Zeigefinger aus. Es war das alte Abwehrzeichen gegen den bösen Blick, das allerdings wegen seiner Ähnlichkeit mit den Hörnern eines Bullen in moderneren Zeiten »Bullshit«, also etwa Bockmist oder Scheißdreck bedeutet hatte.
Oskas schnappte beinahe über. Er tobte und fluchte und schrie und schilderte Burton in möglichst bunten Farben, auf welche Art er Rache an ihm zu nehmen gedachte.
Grinsend schnappte sich Kazz den Gral des Häuptling und warf ihn mit einer solchen Zielgenauigkeit hinterher, daß seine Hülle den wütenden Häuptling am Kopf traf. Sofort gingen die Krieger auf Tauchstation, um nach Oskas zu suchen. Als sie ihn endlich erwischt hatten, mußten zwei Mann ihn festhalten, damit er nicht gleich wieder versank.
Möglicherweise hielt Kazz es für einen ausgezeichneten Witz, dem Häuptling seinen eigenen Gral an den Schädel zu werfen, und sicher wäre er noch mehr amüsiert gewesen, wenn der Indianer dabei ertrunken wäre, aber dennoch galt er unter seinen Freunden als umgänglich, hilfsbereit und liebevoll und war ein Kamerad, wie man ihn sich besser nicht wünschen konnte. Er war ein Primitiver, sicherlich, und wie alle Primitiven galt seine ganze Fürsorge dem Stamm. Nur die Mitglieder des eigenen Stammes wurden von Leuten wie ihm als menschliche Wesen angesehen und so behandelt. Wer außerhalb davon lebte, war – selbst wenn er zum einen oder anderen freundschaftliche Beziehungen unterhielt – für ihn in erster Linie ein Fremder. Und das war auch der Grund dafür, weswegen es ihm nicht in den Sinn kam, sie wie ihresgleichen zu behandeln. Obwohl der Neandertaler seinen irdischen Stamm verloren hatte, galt ihm die Mannschaft der Snark als gleichermaßen verbunden. Hier war seine Familie, sein Volk.
23
Natürlich ging die Snark an der Stelle, die Burton dem Indianerhäuptling als Ausgangspunkt zur Beobachtung der Rex Grandissimus genannt hatte, nicht vor Anker. Es wäre närrisch gewesen, das zu tun, denn es war Oskas zuzutrauen, daß er sich in aller Eile ein Boot lieh oder raubte, in sein Land zurückkehrte und dort mit einer großen Streitmacht auftauchte, um ihnen den Garaus zu machen.
Also segelte die Snark an dem vorgesehenen Haltepunkt vorbei und fuhr zwei Tage lang flußabwärts, während die Besatzung ununterbrochen Nachrichten auffing, die Oskas mittels Heliograph, Rauchzeichen und Trommeln verbreiten ließ. Er behauptete dreist, Burtons Gruppe hätte ihm Zigaretten und Schnaps gestohlen und ihn darüber hinaus zu entführen versucht. Des weiterem bot er jedem, der den Aufenthaltsort der Snark ausfindig mache, die Mannschaft festhalte und ihn benachrichtige, damit er sie einer gerechten Strafe zuführen könne, eine hohe Belohnung.
Burton war nicht gewillt, dies auf sich sitzen zu lassen, obwohl er anzweifelte, daß irgendwelche örtlichen Autoritäten sich von Oskas einspannen ließen. Der Häuptling konnte nämlich wegen des Ärgers, den er den anderen kleinen Staaten in seiner Nachbarschaft noch vor einigen Jahren bereitet hatte, nicht von sich behaupten, ein ausgesprochen beliebter Mann zu sein. Es war allerdings nicht unmöglich, daß irgendwelche Privatleute, angelockt von der ausgesetzten Belohnung, Kommandos bildeten und nach der Snark Ausschau hielten.
Mit einer Kiste voll Tabak und reichlich Schnaps und Eichenringen ging Burton an Land und suchte die örtliche Niederlassung der Nachrichtenübermittlungsgesellschaft auf. Er bezahlte den Leiter dieser Stelle fürstlich und bat ihn, eine Botschaft in seinem Namen abzusenden, die etwa so lautete: Oskas sei ein Lügner und es entspräche der Wahrheit, daß er versucht habe, ein weibliches Besatzungsmitglied der Snark zu vergewaltigen, worauf diese Frau und ihre Freunde sich gezwungen gesehen hätten, seinen Einflußbereich schnellstens zu verlassen. Oskas habe die Snark verfolgt, aber sein Kriegskanu sei gesunken, als er versucht habe, das Schiff zu entern. Des weiteren ließ Burton verbreiten, er wisse genau, daß der Häuptling und seine Unterführer in einem Versteck mindestens hundert freie Gräle verborgen hielten.
Das war natürlich eine Lüge, da Burton von Oskas, als dieser in jovialer Schnapslaune zuviel
Weitere Kostenlose Bücher