Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
Monat selbst vorbereitet gewesen? Hatte er nur Lügen von sich gegeben?
Wenn ja – warum? Warum legte man es darauf an, daß die Wiedererweckten in völliger Dunkelheit umhertappten?
Es war nicht einmal auszuschließen, daß Spruce aufgrund eines Befehls von Monat die Aufmerksamkeit des Neandertalers bewußt auf sich gelenkt hatte.
Bei diesem Gedanken angelangt, betrat er das Deck der Snark. Die beiden Neandertaler blieben oben.
Burton ertastete sich den Weg zur Kabine, stieg die Treppe hinunter, zählte die einzelnen Türen und blieb vor der, hinter der Frigate und Loghu schliefen, stehen. Leise öffnete er die Tür und trat ein. Es war ein kleiner Raum, gerade groß genug, um zwei Betten aufzustellen, vor denen man sich anziehen konnte. Aber die Schlafkajüten waren die einzige Möglichkeit, sich in die Privatsphäre zurückzuziehen. Sie wurden auch als Toiletten benutzt; die dazu nötigen Bambuseimer standen in einem Regal an der Stirnseite.
Frigate schlief immer in der oberen Etage des Doppelbettes. Burton ging mit ausgestreckten Händen auf ihn zu. Er hatte vor, ihn leise zu wecken und ihm zuzuflüstern, daß es Zeit für ihn sei, die Wache an Deck zu übernehmen. Draußen würde Kazz ihn übernehmen, ihm eins auf den Schädel geben und zur Hütte schleppen.
Da es schwer sein würde, Frigate davon abzuhalten, sich selbst zu töten, sobald er das Bewußtsein wiedererlangte, war Burton auf den Plan verfallen, ihn sobald es nur möglich war unter Aufbietung all seiner Kräfte zu hypnotisieren. Es würde schwierig werden, das war klar, aber er mußte es unter allen Umständen versuchen. Es war allerdings auch nicht auszuschließen, daß Frigate – im Gegensatz zu Spruce – nicht so schnell dazu bereit war, Selbstmord zu begehen. Daß man nicht mehr so einfach wieder ins Leben zurückgeholt wurde wie früher, mußte auch ihm klar sein. Aber natürlich konnte man nicht wissen, ob das auch für die Agenten der Ethiker galt.
Burtons Fingerspitzen berührten das weiche Seitenholz der Koje. Es lag ein wenig höher als die Tücher, die dem Schlafenden als Matratze dienten. Burton berührte sie und zog sie beiseite.
Frigate war nicht da!
Obwohl Burton genau wußte, daß es sinnlos war, tastete er die gesamte Oberfläche des Bettes ab. Das Laken war noch warm. Eine ganze Minute lang blieb er nachdenklich stehen. War Frigate allein hinausgegangen, weil er sich über die Reling hinweg erleichtern wollte, damit Loghu nicht wach wurde? Oder war er ein paar Minuten früher als üblich erwacht und an Deck gegangen, um noch einige Minuten mit seinem Kapitän zu reden, bevor er seine Wache übernahm?
Oder hatte er… Burton fühlte plötzlich, wie ihm heiß wurde. War er etwa aus dem Bett geschlüpft und – hielt sich nun bei Alice auf?
Beschämt über seine eigenen Gedanken wies er die Idee von sich. Alice war ehrlich. Sie würde ihn niemals betrügen. Wenn es sie nach einem Liebhaber gelüstete, würde sie das sagen. Sie hätte es ihm längst gesagt und ihn verlassen. Er glaubte auch nicht daran, daß Frigate dazu fähig war, ihm das anzutun, selbst wenn er es erwöge.
Burton beugte sich nach vorn, bis seine Hände wieder mit Stoff in Berührung kamen. Seine Finger tasteten, folgten der Kurve von Loghus Brüsten, dann wandte er sich ab und ging wieder hinaus.
Leise, während sein Herz so laut klopfte, daß er glaubte, jeder an Bord der Snark müsse es hören, ging er zu Monats Kabine, legte ein Ohr gegen die Türfüllung und lauschte.
Stille.
Burtons Gestalt straffte sich.
Er öffnete die Tür und tastete über die obere Koje. Sie war leer, aber Monat konnte ebenso in der unteren liegen. Wenn er dort lag, war sein Atem zumindest nicht zu hören.
Burtons Hand strich über die leere Matratze.
Mit einem saftigen Fluch kehrte er an Deck zurück.
Mit erhobener Faust tauchte Kazz aus dem Nebel auf.
»Wallah! Was ist los?«
»Sie sind beide verschwunden«, sagte Burton.
»Aber… wie konnte das geschehen?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht hat Monat gemerkt, daß etwas nicht stimmt. Er ist die sensitivste Person, die mir je unter die Augen gekommen ist, und kann aus dem oberflächlichsten Gesichtsausdruck eine Stimmung herauslesen. Ebenso registriert er die leichteste Veränderung einer Stimme. Es kann natürlich auch sein, daß er mitbekam, wie du Besst wecktest und mit ihr von Bord gingst. Für ein Wesen wie ihn genügt das schon, um die Wahrheit zu ahnen. Ich möchte nicht mal ausschließen, daß er uns
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