Farmer, Philip José - Flusswelt 05
hinab. Burton zählte die Etagen, die sie zurücklegten - er hatte sie während des ersten Aufstiegs zu der Ebene gezählt, die sein Ziel war - bis sie diejenige erreichten, die Logas versteckten Raum enthielt.
Bevor sie ihn erreicht hatten, hielt er den Stuhl an. Der Franzose schwebte auf gleicher Höhe an ihn heran. »Was ist los?« fragte er.
Burton schüttelte den Kopf und legte einen Finger an die Lippen. Er konnte zwar keinen mobilen Wandschirm sehen, aber vielleicht verfügte der Unbekannte über andere Möglichkeiten, sie zu beobachten. Auch wenn er sie jetzt nicht überwachte, würde der Computer ihr Vorgehen wahrscheinlich für einen späteren Zweck aufzeichnen.
Sie betraten ein großes Labor mit Instrumenten, deren Funktion Burton nicht kannte, wenn man von vier großen, grauen Metallschränken absah. Dies waren Energie-Materie-Konverter. Ihre Wände enthielten alle benötigten Schaltkreise. Im Prinzip waren die Wände sogar die Schaltkreise. Ihre Energie kam durch orangefarbene Kreise auf dem Boden, die denen in der Mitte der Schrankböden entsprachen. Zwei Schränke waren fest in den Boden eingelassen, aber die anderen konnte man frei im Raum bewegen. Wenn auch nicht gerade mit der Muskelkraft zweier Männer.
Burton machte kehrt und flog - gefolgt von De Marbot - aus dem Raum, durch den Gang, und an der Wand vorbei, hinter der sich Logas Geheimraum befand. De Marbot schien sich zwar zu fragen, warum Burton nicht stoppte, enthielt sich jedoch eines Kommentars. Als sie die Ebene schließlich wieder erreicht hatten, auf der sich ihre Zimmerflucht befand - nachdem sie zufällig gewählte Schächte auf- und ab- und diverse Gänge entlanggerast waren -, sah er nicht mehr verwirrt aus, sondern eher gelangweilt. Aber als sie sich im Korridor befanden, zog er ein Notizbuch aus der Außenseitentasche des Stuhls und schrieb ein paar Worte nieder.
Burton nahm den Zettel und hielt ihn sich eng vor die Brust, dabei schirmte er ihn mit der linken Hand zum Teil ab. Er las: Wie lange muß ich noch warten, ehe du mich in deine Pläne einweihst?
Burton schrieb die Antwort mit einem Stift, den er dem Seitenbehälter seines Schwebestuhls entnommen hatte.
Irgendwann heute Abend.
De Marbot las es und lächelte. »Da habe ich etwas, auf das ich mich freuen kann«, murmelte er.
Er zerriß den Zettel in winzige Fetzen, warf sie auf den Fußboden und verbrannte sie mit seinem Strahler. Dann zerrieb er die Asche mit der Zehenspitze seiner Sandale und blies sie auseinander.
Sie warteten. Schließlich öffnete sich eine Wandnische, und eine mit Rädern und Gelenken versehene Maschine rollte heraus. Sie bewegte sich auf die Aschenreste zu, während eine schaufelähnliche Vorrichtung aus ihrem Vorderteil hervorglitt. Sie besprühte die verschmutzte Fläche mit einer Flüssigkeit, die schnell zu einer Unmenge winziger Bälle trocknete, saugte die Kügelchen dann auf die Schaufel und in eine Öffnung. Eine Minute später hatte sie sich wieder in die Nische zurückgezogen, aus der sie gekommen war, und die Öffnung schloß sich.
De Marbot spuckte auf den Boden, nur um den Roboter wieder in Aktion zu sehen. Als das Gerät nach der Säuberung in ihre Höhle zurückrollte, versetzte der Franzose ihm einen Tritt. Gelassen verschwand die Maschine in der Öffnung.
»Wirklich«, sagte De Marbot, »ich ziehe die Roboter aus Protein und Knochen, diese Androiden, eindeutig vor. Diese mechanischen Dinger verschaffen mir eine Gänsehaut.«
»Mich stören die Roboter aus Fleisch und Blut«, sagte Burton.
»Ah, ja, wenn man sie tritt - nicht, weil man sie verletzen, sondern ein Gefühl provozieren will -, dann weiß man, sie sind aus Fleisch und Blut, und werden es spüren. Aber sie geben Tritte oder Beleidigungen nicht zurück, und das macht sie unmenschlich. Immerhin brauchte man ihnen keinen Lohn zu zahlen, und man weiß genau, daß sie nicht streiken werden.«
»Ich mag ihre Augen nicht«, sagte Burton.
De Marbot lachte.
»Sie sehen nicht toter aus als die Augen meiner Husaren am Ende eines langen Feldzugs. Du siehst in ihnen einen Mangel an Leben, den es einfach nicht gibt. Den Mangel, meine ich. Du weißt, daß sie hirnlos sind, beziehungsweise nur einen winzigen Teil ihres Gehirns einsetzen. Aber das kann man auch von gewissen Menschen sagen, denen wir begegnet sind.«
»Man kann eine Menge sagen«, meinte Burton. »Sollen wir zu den anderen zurückkehren?«
De Marbot blickte auf seine Armbanduhr. »Noch eine Stunde bis zum
Weitere Kostenlose Bücher