Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
Vom Netzwerk:
vorzugehen. Unter ihrem stillen, ruhigen Benehmen, hinter ihren großen, weichen, dunklen Augen, verbarg sich eine widerborstige Frau.
    De Marbot und die Behn trafen leicht gerötet und schwitzend ein, als seien sie gerade aus dem Bett gestiegen oder hätten noch einen Streit gehabt. War das letztere der Fall, verbargen sie es gut. Sie lächelten, scherzten und schienen völlig ungezwungen zu sein.
    Burton begrüßte sie und ging zu einem Seitentisch, auf dem Flaschen, Stängelgläser und ein großer Eisbehälter standen. Er winkte den Androiden mit dem Gesicht Gladstones hinfort, der sich ihm näherte und fragte, ob er ihm einen Drink eingießen könne. Wenn Alice die Gesichtszüge des Premierministers aus dem Gedächtnis rekonstruiert hatte, hatte sie wirklich gute Arbeit geleistet. Es war gut möglich, da der Mann oft in ihrem Elternhaus gespeist hatte. Wahrscheinlicher war jedoch, daß sie den Computer gebeten hatte, Gladstones Foto in den Akten ausfindig zu machen. Dann hatte sie dem Computer ihre Spezifikationen gegeben, und er hatte dieses lebendige, doch geistlose Wesen reproduziert.
    »Bei Gott«, murmelte er, »das Ding hat sogar eine Stimme!«
    Er nippte an seinem Roggenwhisky. Er war milder als alle anderen, die er auf der Erde je getrunken hatte, obwohl er an sich auf irgendeiner irdischen Marke basieren mußte. Dann ging er zu Nur hinüber, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Der kleine iberische Maure hielt ein Glas mit blaßgelbem Wein in der Hand, das ihm für den Abend genügen würde.
    »Der Prophet hat kein alkoholisches Getränk verboten, nur Wein, der aus Datteln gemacht wird«, hatte er Burton einst erzählt, obwohl er es schon wußte. »Seine übereifrigen Schüler haben den Bann später auf alle Schnäpse ausgedehnt. Obwohl ich der Meinung war, dem Diktat dieser unwissenden Fundamentalisten nicht gehorchen zu müssen, konnte ich mich einfach nicht für hochprozentige Getränke begeistern. Ich habe jedoch Gefallen an diesem chinesischen Wein gefunden. Außerdem, selbst wenn ich ein Trunkenbold wäre, was würde Allah mir antun, das ich mir nicht schon selbst angetan habe? Und was Mohammed betrifft, wo ist er?«
    Burton und Nur unterhielten sich eine Weile über Mekka, und dann kündigte der Disraeli-Android an, das Dinner sei serviert. Da jeder Gast Alice frühmorgens informiert hatte, was er gern essen würde, hatte der Computer sämtliche Gänge gespeichert und vorbereitet. Es dauerte nur eine Mikrosekunde, dann erschien das Essen in einem riesigen E-M-Konverter; die Bediensteten brauchten länger, um die Vorspeisen zum Tisch zu bringen. Burton hatte einen Salat mit Teufelssauce bestellt, dem ein sturgeon fume a la muscovite folgte. Sein Nachtisch bestand aus zwei kleinen Kuchen mit Rhabarberfüllung. Zu jedem Gang wurde der passende Wein gereicht. Burton, die Behn, Frigate und Li Po rauchten Zigarren aus bestem kubanischen Tabak. Nur rauchte seine Nach-dem-Dinner-Zigarette, das einzige Nikotin, das er sich genehmigte.
    Burton näherte sich dem Franzosen, der zurückweichend ausrief: »Verschone meine kostbaren Lungen vor diesem häßlichen Gift!«
    »Ein Mann, der es einatmet, kann glücklich sterben«, sagte Burton. »Aber wie du schon sagtest: non disputandum de gustibus. Hast du Aphra informiert, daß sie uns bei der nächsten Unternehmung begleiten kann, wenn sie möchte?«
    »Ja, das habe ich«, sagte De Marbot. »Leider konnte ich ihr nicht sagen, wie diese Unternehmung genau aussehen wird.«
    Burton gab ihm einen Zettel. De Marbot las ihn und schaute auf. »Was…?«
    Er trat nahe an den Engländer heran und stellte sich auf die Zehenspitzen, um in Burtons Ohr zu flüstern. Burton mußte sich trotzdem hinabbeugen.
    »Wir werden… zumindest ich werde bereit sein. Aber… du kannst mir keine Andeutung, keinen Hinweis geben, was du beabsichtigtst?«
    »Lieber nicht.«
    »Hach, wie spannend«, sagte De Marbot. »Möge die Verwirklichung meiner Erwartung entsprechen. Gefahr, Romantik, Schädeleinschlagen, eine offene Herausforderung an den Feind oder ein leises Anschleichen, Festnahme, Unsicherheit, eine Aufgabe, die meinen ganzen Mut erfordert und den Einsatz meiner stählernen Nerven.«
    »All das«, sagte Burton. »Vielleicht.«

8
    Kurz nach ein Uhr morgens parkte Burton seinen Stuhl vor De Marbots und Aphra Behns Wohnung. Die Tür war offen, wie er es gefordert hatte. Er ging in das große Wohnzimmer. Die schattenlose Beleuchtung flammte auf, als er über die Schwelle trat. Er

Weitere Kostenlose Bücher