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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Ludwig
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»Problemkrokodilen«. Besonders aggressive Problemkrokodile, sogenannte »rogue crocodiles« = Schurken-Krokodile, die bereits mehrfach durch Angriffe auf Menschen aufgefallen sind, werden üblicherweise recht zügig von den zuständigen Rangern eingefangen und müssen dann ihr restliches Leben im Zoo oder auf einer Krokodilfarm verbringen.
    Das berühmteste Schurkenkrokodil war ein männliches Leistenkrokodil namens »Sweetheart«, das in den 1970er-Jahren durch wiederholte Angriffe auf Fischerboote in der Finnis-Lagune im Northern Territory für Furore sorgte: Das große Leistenkrokodil biss bei seinen Angriffen nicht nur Löcher in die Seitenwände der Boote, sondern beschädigte auch die Außenbordmotoren. Einige Boote wurden durch die Wucht der Angriffe sogar zum Kentern gebracht. Menschen kamen bei den Attacken des offensichtlich notorisch wütenden Krokodils erstaunlicherweise nicht zu Schaden. Nach Ansicht von Experten attackierte Sweetheart die Boote nicht etwa, weil er verstärkten Appetit auf Menschenfleisch verspürte, sondern weil er sein Revier verteidigen wollte. Das im Alter offensichtlich bereits etwas kurzsichtige Männchen hielt nämlich offenbar das Geräusch der Außenbordmotoren für das Grollen eines rivalisierenden Männchens. Und das galt es natürlich tunlichst aus dem eigenen Territorium zu vertreiben.
    Als sich dann 1979 die Attacken deutlich häuften, beschlossen die zuständigen Behörden, dem Treiben Sweethearts ein Ende zu setzen und das große Salzwasserkrokodil im Sinne aller Beteiligten sicher für den Rest seines langen Lebens auf einer Krokodilfarm unterzubringen. Ein Vorhaben, das jedoch leider kläglich scheiterte: Zwar gelang es den Parkrangern, Sweetheart in einer Falle zu fangen und mit einem Anästhetikum zu betäuben. Aber als man das doch etwas unhandliche Krokodil anschließend hinter einem Motorboot herschleppte, um es über eine in der Nähe gelegene Rampe an Land zu bringen, verfing sich Sweetheart im Geäst eines untergetauchten Baumstamms. Zwar bemühten sich die Parkranger, das Krokodil zu befreien und an Land zu ziehen, aber vergebens: Sweetheart schluckte bei den über fünf Stunden andauernden Rettungsversuchen so große Mengen Wasser, dass er letztendlich jämmerlich ertrank. Das gefürchtete Krokodil war zum Zeitpunkt seines Todes etwas über fünf Meter lang und fast 800 kg schwer. Das Alter des Tieres wurde auf rund 50 Jahre geschätzt. Bei der Obduktion fand man im Magen des Schurkenkrokodils nicht nur die Haare und Knochen von Schweinen, sondern auch Teile eines Fisches und zwei ausgewachsene Schlangenhalsschildkröten.
    Leistenkrokodile sind klassische Ansitzjäger, die meist in Ufernähe sehr geduldig auf ihre Beute lauern. Nahezu unsichtbar liegen die großen Panzerechsen im Wasser. Lediglich Augen, Ohröffnungen und Nasenlöcher ragen über die Wasseroberfläche und ermöglichen es den Tieren, ihre Umgebung mit allen Sinnen zu kontrollieren. Kommen dann Beutetiere wie etwa Büffel, Wildschweine oder Affen zum Trinken ans Ufer des entsprechenden Gewässers, gleiten die großen Echsen zunächst lautlos unter Wasser an ihre Beute heran. Haben sie sich dann ihrem ahnungslosen Opfer weit genug genähert, schnellen sie sich mithilfe ihres muskulösen Schwanzes explosionsartig wie eine Rakete aus dem Wasser und packen mit ihren mächtigen Kiefern die Beute, um sie sofort ins tiefe Wasser zu zerren und dort zu ertränken. Ist das Opfer erst einmal gepackt, sind seine Aussichten zu entkommen nur noch gering. Zu mächtig ist der Biss der gewaltigen Panzerechsen.
    An Land wirken die gepanzerten Echsen eher unbeholfen. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Für einen Kurzstrecken-Sprint reichen die kurzen, aber kräftigen Beine allemal. Allerdings verfolgen Krokodile ihre Beute an Land meist nur ein paar Meter weit. Die gewaltigen Reptilien verfügen über keine große Ausdauer und verschwenden auch nicht gerne ihre Energie. Will heißen, wer die erste Attacke eines Krokodils überlebt und es schafft, ein paar Meter Distanz zwischen sich und die Echse zu bringen, ist normalerweise sicher.
    Es gibt sicherlich angenehmere Erfahrungen, als von einem Krokodil gebissen zu werden. Nach Untersuchungen des »Beißkraftpapstes« Professor Gregory Erickson von der Florida State University haben die gepanzerten Echsen nämlich nicht nur spitze Zähne, sondern auch mit den stärksten Biss im Tierreich überhaupt. Messungen einer von ihm entwickelten

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