Faszination Menschenfresser
»Beißfalle« haben nämlich ergeben, dass ein Alligator mit einer Länge von rund vier Metern beim Beißen einen Druck von 1,9 Tonnen ausüben kann. Zum Vergleich: Der gefürchtete Räuber der Meere, der Weiße Hai, schafft nur 1,8 Tonnen, Löwen bringen es je nach Größe auf eine Beißkraft zwischen 450 und 680 Kilogramm, und auch die in letzter Zeit so in Verruf gekommenen Kampfhunde wie etwa Bullterrier können beim Biss gerade mal einen Druck von rund 165 Kilogramm ausüben. Ganz am Ende der Skala mit kümmerlichen 80 Kilogramm liegt übrigens der Mensch. Möglich macht diese unglaubliche Beißleistung die gewaltige Kaumuskulatur der Panzerechsen, die gewährleistet, dass selbst kleinere Krokodile mit einem einzigen Biss einen Schildkrötenpanzer knacken können. Größere Exemplare zerquetschen mit ihrer kräftigen Kiefermuskulatur sogar mit Leichtigkeit einen Schweineschädel. Die Muskeln, die Krokodile zur Öffnung ihrer Kiefer benutzen, sind jedoch viel schwächer entwickelt. So genügt erstaunlicherweise ein simples Gummiband, um die Schnauze eines etwa zwei Meter großen Krokodils geschlossen zu halten.
Auf den ersten Blick etwas unappetitlich, aber durchaus wirkungsvoll, ist eine weitere Essgewohnheit der großen Echsen: Sie verstecken den Kadaver ihres Opfers oft erst mal ein paar Tage, damit er weicher wird. Das erleichtert das Zerstückeln enorm. Lange Zeit stand auch der Ganges-Gavial, eine bis zu sechs Meter lange Krokodilart, die in Indien und Nepal zu Hause ist, unter dem Verdacht, ein notorischer Menschenfresser zu sein. In den Mägen der Krokodile mit der charakteristisch spitzen Schnauze wurden nämlich immer wieder Ringe, Armbänder und sonstige Schmuckstücke gefunden. Neueren Erkenntnissen zufolge ernähren sich Ganges-Gaviale jedoch fast ausschließlich von Fischen. Lediglich ab und an werden auch Wasserschildkröten, Vögel oder kleinere Säugetiere wie etwa Hunde oder Ziegen verspeist. Angriffe auf Menschen sind bislang nicht glaubhaft beschrieben worden. Heute weiß man auch, dass die in den Mägen gefundenen Schmuckstücke nicht von Überfällen auf Menschen stammen, sondern von menschlichen Leichen, die dem Hinduglauben gemäß dem Fluss anvertraut wurden und dann von den Reptilien verzehrt wurden oder von ihnen als sogenannte Gastrolithen (Magensteine) vom Gewässergrund aufgenommen worden waren. Größe allein macht eben auch unter Krokodilen noch lange keinen Killer aus.
Der letzte menschenfressende Drache
oder Blutige Zusammenstöße zwischen Mensch und Komodowaran
Für viele ist er der letzte Drache der Gegenwart: Mit bis zu drei Metern Länge und einem Gewicht von rund 70 Kilogramm ist der Komodowaran die größte heute noch lebende Landechse. Die Echse, die nur auf einigen Inseln Indonesiens vorkommt, ist dort der Top-Prädator, das Raubtier an der Spitze der Nahrungskette. Anders als andere Echsen sind Komodowarane reine Fleischfresser, die bis zu 80 Prozent ihres eigenen Körpergewichts verschlingen können. Als sogenannte opportunistische Omnivoren fressen die gigantischen Echsen nahezu alle Tiere, die sie erbeuten können. Das Beutespektrum reicht dabei von Ratten, Schlangen und Hühnern über Affen und Schleichkatzen bis hin zu mittelgroßen Tieren wie Wildschweinen, Ziegen und Mähnenhirschen, wobei letztere die Leib- und Magenspeise der riesigen Warane zu sein scheinen. Und auch kannibalistische Neigungen sind den Echsen nicht fremd – ab und an wird auch mal ein kleiner Artgenosse verputzt.
Das Jagdverhalten der Komodowarane ist abhängig von Größe und Lebensalter. Während die jüngeren, wendigeren Komodowarane aktive Pirschjäger sind, jagen ältere und damit natürlich auch größere und schwerere Exemplare meist aus dem Hinterhalt. Die großen Echsen lauern stets gut versteckt in Hochgras oder Gebüsch, üblicherweise an Tränken und Wildwechseln und sehr geduldig manchmal sogar tagelang auf ihre Opfer. Ist ein Beutetier dann nur noch wenige Meter entfernt, stürzen sich die vermeintlich so schwerfälligen Tiere mit geradezu atemberaubender Geschwindigkeit auf ihr argloses Opfer. Je größer und kräftiger Komodowarane im Verlauf ihres Lebens werden, an umso größere Beutetiere trauen sie sich heran. So haben Komodowarane sogar schon Pferde und Wasserbüffel erbeutet, also Tiere, die rund zehnmal so schwer sind wie sie selbst.
Wie brutal und blutig es dabei zugehen kann, schilderte eindrücklich ein Journalist, der die riesigen Echsen im Jahr 2001 für das
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