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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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ich das will.«
    »Ja, und das macht auch Sinn. Glaub mir, ich weiß deine Solidarität zu schätzen. Aber du könntest nützlicher sein, wenn du weiter für Ninetyminutes arbeitest. Es wird, auch ohne dass du kündigst, schwierig genug sein. Außerdem müssen wir wissen, was im Unternehmen vor sich geht. Wenn wir Ninetyminutes retten wollen, müssen wir es zusammen tun. Ich draußen und du drinnen.«
    »Du erwartest doch wohl nicht von mir, dass ich Guys Strategie unterstütze?«
    »Doch. Im Augenblick ja. Bis wir Silverman von unserer Auffassung überzeugt haben.«
    Ingrid schlürfte ihren Kaffee. »Du hast Recht. Vielleicht sollte ich bleiben«, sagte sie. Dann verfinsterte sich ihr Gesicht.
    »Was hast du?«
    »Das bedeutet, dass ich jetzt zur Arbeit muss.«
    »Leider.«
    Sie stellte ihren Kaffeebecher ab und beugte sich herüber, um mich zu küssen.
    »Na gut«, sagte ich. »Vielleicht nicht sofort.«
    Nachdem Ingrid fort war, ging ich unter die Dusche, zog einen Anzug an und suchte Derek Silverman in seinem Stadthaus in Chelsea auf. Er führte mich in sein Arbeitszimmer, das im hinteren Teil des Hauses lag und einen Ausblick auf eine herrliche, im Sonnenlicht blühende Staudenrabatte bot. Er war sehr höflich und brachte mir eine Tasse Kaffee. Ich erklärte ihm, dass Ninetyminutes meiner Meinung nach keine andere Möglichkeit habe, als Einsparungen vorzunehmen, und dass Guy im Unrecht gewesen sei, als er mich entlassen habe. Silverman war höflich, hörte zu und schien Verständnis für meinen Standpunkt zu haben. Aber er war sehr bestimmt.
    »Guy ist zuversichtlich, dass er weitere Mittel aufnehmen kann. Er ist der leitende Direktor. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die den leitenden Direktor bei der ersten Schwierigkeit fallen lassen. Sie bringen mich in eine Situation, in der ich zwischen ihm und Ihnen wählen muss. Ich habe keine andere Wahl, ich muss mich für ihn entscheiden.«
    »Aber wir sind schon einmal in Schwierigkeiten gekommen, als wir uns auf Torsten Schollenberg verlassen haben«, wandte ich ein.
    »Guy und ich haben bei unserem Essen am Montagabend darüber gesprochen. Er sagt, die Sache sei zu neunzig Prozent sicher.«
    »Er irrt sich.«
    »Mag sein, dass er sich irrt. Doch aus meiner Sicht scheint mir das die beste Chance zu sein, die wir haben.«
    »Aber ...« Ich zögerte, doch dann fuhr ich fort. »Ninetyminutes ist schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen. Im letzten Jahr, als Guy den Streit mit seinem Vater hatte und kündigte.«
    »Und?«
    »Nun, ein paar Tage später wurde Tony Jourdan getötet.«
    »War das nicht ein Unfall mit Fahrerflucht?«, fragte Silverman.
    »Vielleicht. Die Polizei weiß nicht, wer es war.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, David?«
    Genau, worauf wollte ich eigentlich hinaus? Wollte ich Guy beschuldigen, seinen Vater ermordet zu haben? Sobald ich Silverman gegenüber diese Behauptung aufgestellt hatte, gab es kein Zurück mehr. Doch ich hatte keinen Beweis, noch nicht. Selbst wenn ich Guy beschuldigte - was erwartete ich von Silverman? Dass er sich auf meine Seite schlug? Guy entließ, weil er möglicherweise ein Mörder war? Nein. Das war unfair. Nicht nur unfair, sondern Unrecht.
    »Nichts, Derek. Gar nichts. Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit geschenkt haben.«
    Silverman brachte mich zur Tür. »Es tut mir Leid, dass es zu dieser Kündigung gekommen ist. Die Arbeit, die Sie im letzten Jahr für Ninetyminutes geleistet haben, hat mich sehr beeindruckt. Es ist sehr traurig, wenn gute Teams unter Druck zerfallen.«
    Ich wollte widersprechen, darauf hinweisen, dass ich keineswegs hatte gehen wollen, dass es Guy und nicht ich sei, der dem Druck nicht standgehalten habe, doch ich begriff, dass es keinen Sinn hatte. Guy hatte ihn eingewickelt. Also ging ich.
    Sobald ich wieder auf der Straße stand, holte ich das Handy heraus und wählte die Nummer von Orchestra. Widerstrebend erklärte sich Cläre Douglas bereit, mich eine Stunde später in ihrem Büro zu empfangen. Aber sie erklärte, sie habe nur zehn Minuten zwischen zwei Besprechungen.
    Ich wurde in einen Konferenzraum geführt, wo ich eine halbe Stunde auf das Eintreffen von Cläre wartete. Sie wirkte nervös.
    »Sie müssen entschuldigen«, sagte sie. »Schlechte Zeiten für Venture-Kapitalisten. Kaum habe ich ein Feuer ausgetreten, flammt schon das nächste auf.« Sie blickte auf die Uhr. »Ich bin schon zu spät dran für die nächste Besprechung. Fünf Minuten, mehr Zeit habe ich

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