Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
bezweifle, dass Inspektor Sauville viel auf mein Wort gibt.«
    »Aber was für einen Grund können sie haben, ihn zu verdächtigen?«
    »Sie müssen irgendwo einen Fußabdruck gefunden haben«, sagte Ingrid. »Guys Fußabdruck.«
    »Wenn es so ist, gibt es dafür sicher eine harmlose Erklärung«, sagte ich. »Weshalb sollte er Dominique umbringen?«
    »Er hat überhaupt keinen Grund dazu«, sagte Mel finster. »Es war dieser Dreckskerl Tony. Er muss es gewesen sein.« Sie ließ sich in einen Stuhl fallen und begann zu weinen, zunächst leise, dann brachen alle Schleusen, und ihre Schultern bebten unter ihrem Schluchzen.
    Ingrid warf mir einen besorgten Blick zu und legte ihr den Arm um die Schultern. Mel war mit den Nerven am Ende. Ich konnte es verstehen, aber wenig tun, um ihr zu helfen. Ingrid führte sie nach draußen auf die Terrasse. Miguel, dem die Vorgänge auf dem Grundstück nicht entgangen waren, erschien zwei Minuten später mit dem Frühstück.
    Dann tauchte Owen mit übernächtigten Augen auf. »Was soll der Lärm?«, fragte er, griff nach einem Croissant und stopfte es sich in den Mund.
    Ich erzählte es ihm.
    Er hielt im Kauen inne und starrte mich an, als habe er nicht verstanden, was ich gesagt hatte. »Scheiße«, flüsterte er schließlich.
    »Ich bin sicher, sie lassen ihn bald wieder laufen«, sagte ich. Schließlich war Owen Guys jüngerer Bruder und verdiente, wie ich fand, ein paar tröstende Worte.
    Owen überging sie. »Warum wollen sie ihn einbuchten?«
    »Ich glaube, es hat etwas mit einem Fußabdruck zu tun.« Ich schilderte noch einmal Sauvilles Besuch.
    »Scheiße«, wiederholte Owen. Er wirkte ängstlich, fast panisch. Seine Reaktion hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit der mürrischen Gleichgültigkeit, die er an den Tag gelegt hatte, als sein Vater auf der Polizeidienststelle verhört worden war. Aber ich wusste, wie sehr er an seinem Bruder hing.
    »Sie werden ihn laufen lassen«, sagte Mel, das Gesicht feucht von Tränen. »Sie müssen ihn laufen lassen.«
    Owen starrte sie an. »Was geht dich das an, du Flittchen?«
    Hilflos sah sie ihn an. Scham und Selbstvorwürfe hinderten sie an einer Antwort.
    »Owen!«, fuhr ich ihn an. »Das ist total daneben!«
    Er machte ein finsteres Gesicht und verschwand wieder im Haus.
    Zäh verstrich der Morgen. Ich saß auf der Terrasse und suchte Zuflucht in Krieg und Frieden: Seite 900 lag hinter mir, und es ging rasch voran. Auch Ingrid hatte sich ein Buch geholt und sich neben mich gesetzt. Mel war auf ihr Zimmer gegangen, um sich hinzulegen. Und zu weinen, wie anzunehmen war.
    Im Garten herrschte ein geradezu unheimlicher Frieden, eine Stille, die nur vom Summen der Bienen im Lavendel und dem fernen Verkehrsgeräusch tief unten gestört wurde. Kein Zeichen von Guy. Oder Tony. Oder der Polizei. Das Drama hatte sich gänzlich nach dort unten verlagert, in die schäbige Polizeidienststelle von Beaulieu.
    Dann, kurz vor dem Mittagessen, hörten wir einen Wagen vorfahren. Ingrid und ich eilten um das Haus herum, um zu sehen, wer es war. Zu unserer Enttäuschung war es nicht Guy, sondern Tony.
    Er führte uns ins Haus, ging zum Getränkeschrank und goss sich einen großen Gin-Tonic ein. »Himmel, tut das gut«, sagte er, nachdem er sich einen tiefen Schluck gegönnt hatte. »Der Zimmerservice auf dem Polizeirevier ist miserabel.«
    Jemand kam rasch die Treppe heruntergelaufen. Mel erschien in der Tür.
    »Irgendwas Neues?«, fragte Ingrid.
    »Nein«, sagte Tony. »Sie halten ihn immer noch fest.«
    »Wurde Anklage erhoben?«, fragte ich.
    »Noch nicht. Patrick sagt, sie können ihn vier Tage lang festhalten, bevor sie ihn dem Haftrichter vorführen müssen. Keine Sorge. Wir kriegen ihn vorher raus.«
    »Aber sie haben ihn verhaftet«, sagte Mel. »Dann müssen sie doch Beweise gegen ihn haben.«
    »Konfuses Zeug wegen eines Fußabdrucks. Patrick holt ihn schon raus.«
    Mel schien nicht überzeugt zu sein. »Was ist mit Ihnen?«, fragte sie.
    »Mit mir? Scheint so, dass ich aus dem Schneider bin.« Tony lächelte. Was sein gutes Recht war, nehme ich an. Aber ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, dass seine Entlastung auf Kosten von Guys Anschuldigung ging. Ich glaubte nicht einen Augenblick, dass Guy schuldig war. Ich bezweifelte jedoch, dass die französische Polizei sich große Mühe geben würde, die Wahrheit herauszufinden, wenn sie einen Verdächtigen auf dem Tablett serviert bekam.
    Tony sah uns an. Keiner von uns dreien schien

Weitere Kostenlose Bücher