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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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oft über ihre Familie gesprochen.
    Anscheinend hassten sich ihre Eltern und haben sie als Waffe benutzt. Besonders ihr Vater.«
    »Ist er nicht mit einer Sekretärin durchgebrannt?«
    »Richtig. Ich glaube, seitdem hat Mel ein gestörtes Verhältnis zum Sex.«
    »Da war Tony Jourdan sicherlich nicht sehr hilfreich.«
    »Igitt!« Ingrid schüttelte sich. »Ich habe sie zweimal besucht, als sie in Manchester studierte. Für jemanden, der während der Schulzeit wahrlich kein Kind von Traurigkeit war, schien sie mir ein ziemlich zölibatäres Leben zu führen. Das hat sich offenbar auch nach dem Studium nicht geändert.«
    »Bis Guy kam?«
    »Bis Guy kam.« Sie nahm sich noch etwas Reis. »Was ist mit dir?«, fragte sie.
    »Was mit mir ist? Fragst du mich nach meinem Sexleben?«
    »Ist es ein Geheimnis? Wie dein Dasein als Wirtschaftsprüfer? Es ist doch hoffentlich etwas weniger peinlich?«
    »Etwas«, seufzte ich. »Es ist nicht ganz so erfolgreich, wie ich es gern hätte, aber auch keine komplette Katastrophe. Jedenfalls ist nichts Ernstes in Sicht. Und bei dir?«
    »Hör mal, ich bin Brasilianerin. Um die Frage ernsthaft zu beantworten: Ich scheine immer mit den falschen Männern zu schlafen. Aber ich habe beschlossen, das zu ändern.«
    »Oh«, sagte ich. Ingrid wurde etwas rot. Ich tat so, als bemerke ich es nicht. »Dieses grüne Curryzeug sieht scheußlich aus, schmeckt aber erstaunlich gut. Du solltest es mal probieren.«
    Eine Woche später gingen wir wieder aus. Ein weiterer netter Abend, der mir aber eine enttäuschende Nachricht bescherte. Ingrids Befürchtung bezüglich der Zukunft von Patio World erwies sich als wohl begründet. Die Zeitschrift wurde eingestellt und verschwand aus den Regalen der Händler, ein Umstand, der nur von einer winzigen Schar Leser mit halb fertigen Terrassen beklagt wurde. Doch der Verlag wollte Ingrid einige Wochen lang nach Paris schicken. Dort sollte sie bei zwei Zeitschriften arbeiten, die möglicherweise für England in Frage kamen. Ingrid war begeistert. Sie sprach Französisch, liebte Paris und machte einen Schritt auf der Karriereleiter. Ich tat erfreut, war es aber nicht.
    Ich stellte fest, dass ich ihre Rückkehr mit Ungeduld erwartete.
    In diesem Sommer sah ich Owen nur ein einziges Mal. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er kommen würde. Eines Abends war ich in eine unserer üblichen Stammkneipen gegangen, um Guy zu treffen, und da stand er.
    Guy holte Bier und redete, als wäre Owen gar nicht vorhanden. Dabei war es schwer, ihn zu übersehen, denn er hatte zugenommen. Er war jetzt zwanzig und hatte sich aus einem zu groß geratenen Kind in einen muskelbepackten jungen Mann verwandelt. Sein Lager ließ er fast unberührt, trotz Guys wiederholter Versuche, ihn zum Trinken zu animieren. Ich versuchte, Konversation zu machen.
    »Was machst du so, Owen?«
    »UCLA. Informatik.«
    »Gefällt es dir?«
    »Das College ist ätzend, das Studium okay.«
    »Erzähl mir nichts. Ich weiß doch, was an den kalifornischen Colleges und in LA abgeht - Beach-Partys, Bier und Puppen.«
    Misstrauisch beäugte er mich. Gewiss, ich machte mich lustig über ihn, aber auf die gutmütige englische Art. Er verstand es nicht.
    »An solchem Zeugs bin ich nicht interessiert.«
    »Ah, nein. Wahrscheinlich nicht.« Ich trank mein Bier. »Wie lange bleibst du?«, fragte ich und hoffte, dass es nicht zu lange war.
    »Vier Tage. Ich habe meinen Vater in Frankreich besucht.«
    »Wie geht es ihm?«, erkundigte ich mich höflich.
    Doch Owen hatte genug von meinem Small Talk. Er strafte meine Frage mit Nichtachtung und wandte sich an seinen Bruder.
    »Abdulatif ist tot.«
    Das interessierte Guy. Und mich. Guy warf mir einen raschen Blick zu und fragte: »Abdulatif?«
    »Ja, Abdulatif. Der Gärtner. Er ist tot.«
    »Oh, dann haben sie ihn also gefunden.«
    »Ja, sie haben ihn gefunden. In einer Mülltonne in Marseille. Sie haben eine Woche gebraucht, um herauszufinden, wer er war. Haben seine Fingerabdrücke verglichen.«
    »Weiß man, wer ihn getötet hat?«, fragte Guy.
    »Nein, er war so eine Art Strichjunge. Die Polizei in Marseille sagte, die werden andauernd umgebracht.«
    Gedankenverloren betrachtete Guy sein Bierglas. »Nun, ich kann nicht sagen, dass mich das traurig macht.«
    »Nein.« Owen wandte sich mir mit boshaftem Lächeln zu. »Hat Guy dir eigentlich erzählt, dass ich gesehen habe, wie er Dominique gebumst hat?«
    »Nein«, sagte ich, und meine Herzfrequenz beschleunigte sich

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