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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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noch so viel drin. Wir können Ninetyminutes ganz nach vorne bringen. Wir müssen es nur wollen.«
    »Was meinst du?«
    »Erinnerst du dich an all die Pläne, die wir für das zweite Jahr hatten? Die Eröffnung von kontinentalen Büros, Online-Verkauf, Vertrieb unserer eigenen Marke?«
    »Klar.«
    »Damit sollten wir jetzt anfangen.«
    »Aber wir haben gerade erst die Site eingerichtet.«
    »Ich weiß. Aber so ist das nun mal. Jetzt werden die Claims abgesteckt. Es ist wie beim kalifornischen Goldrush. Amazon hat die Bücher in den Vereinigten Staaten und Europa. Tesco das Lebensmittelgeschäft. Egg dominiert das Online-Banking. Wir müssen uns den Fußball sichern. Wir müssen nicht nur die anderen Sites in
    Großbritannien hinter uns lassen, sondern auch auf dem Kontinent.«
    »Aber wie sollen wir das alles schaffen?«
    »Wir schaffen es schon. Dazu müssen wir nur groß denken und schnell handeln.«
    Er hatte ein Rad ab, aber vermutlich Recht. Auf jeden Fall war es den Versuch wert. »Dann brauchen wir mehr Geld. Und zwar sofort.«
    Guy nickte.
    »Ich glaube, es ist immer noch ein bisschen früh, um zu den Venture-Kapitalisten zu gehen.«
    »Wir müssen es riskieren.«
    »Deinem Vater wird es nicht schmecken.«
    »Ich weiß«, sagte Guy. »Doch darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Hör zu, du rechnest aus, wie viel wir brauchen, und dann überlegen wir zusammen, wie wir es uns beschaffen.«
    Er war durchgeknallt, die ganze Sache war durchgeknallt, aber ich lächelte. »Okay«, sagte ich. »Dann schauen wir mal.«
    Gerade hatte ich mich in die Zahlen vertieft, als das Telefon läutete. Es war Henry Broughton-Jones.
    »Ich habe mir neulich eure Site angesehen«, sagte er. »Sehr eindrucksvoll.«
    »Freut mich, dass sie dir gefällt. Allerdings wusste ich gar nicht, dass du dich für Fußball interessierst, Henry.«
    »Die Pferde sind mir lieber. Natürlich nur zum Zuschauen. Was hältst du von einem Lunch?«
    Wenn Sie der Finanzdirektor eines Start-ups sind und ein Venture-Kapitalist Sie zum Lunch einlädt, sagen Sie ja.
    Vor allem, wenn er darüber erfreut zu sein scheint, dass Sie schon am nächsten Tag Zeit haben.
    Er wählte ein elegantes Restaurant am Berkeley Square, einen jener Läden, in denen ich seit meiner Zeit bei Gurney Kroheim nicht mehr gegessen hatte. Ich bemerkte, dass er keinen Anzug trug, sondern eine grüne Kordhose, ein kariertes blaues Hemd und derbe, rostrote Schuhe. Eine Mischung aus Wall-Street-Freizeitlook und agrarwissenschaftlicher Fachhochschule. Nicht ganz gelungen.
    »Was ist los, Henry?«, sagte ich. »Das saloppe Freitags-Outfit schon am Mittwoch?«
    »Gezielt zusammengestellt, um aufstrebende Unternehmer zu beeindrucken, David. Bist du beeindruckt?«
    »Ungeheuer.«
    »Ehrlich gesagt, ich finde es grässlich«, sagte er und fuhr sich durchs schüttere Haar. »In Nadelstreifen, blauem Hemd und blauem Schlips fühle ich mich viel wohler. Mein jetziges Outfit bringt meine Frau jeden Morgen zum Lachen. Sie sagt, Blau und Grün vertragen sich nicht. Stimmt das?«
    »Kann ich dir leider nicht beantworten. Über solche Probleme zerbrechen wir uns in unserer Branche eher selten den Kopf.«
    »Ja, das glaube ich.« Er studierte die Speisekarte. »Was hältst du von einer Flasche Wein? Ich sag’s auch niemandem, wenn du nicht willst.«
    »Klar.«
    Henry bestellte zu unserem Fisch einen teuren Montrachet.
    »Raus mit der Sprache, Henry, was willst du?«, fragte ich.
    Er lachte. »Ich bin proaktiv. Merkst du nicht, wie ich dich einwickle?«
    »Proaktiv?«
    »Ja. Vor zwei Wochen hatten wir eine große Strategiekonferenz in Gleneagles. Wir haben übers Internet gesprochen und mussten uns eingestehen, dass es boomt. In den Staaten gehen Websites mit astronomischen Bewertungen an die Börse. Drüben machen die Venture-Kapitalisten damit eine ungeheure Kohle. Hier ist das nur noch eine Frage der Zeit, und dann möchten wir dabei sein.«
    »Klar.«
    »Nach unserer Einschätzung haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder geben wir dem nächsten fünfundzwanzigjährigen Unternehmensberater, der an unsere Tür klopft und Brötchen online verkaufen will, zwei Millionen Pfund, oder wir suchen uns InternetBereiche, die uns interessant erscheinen. Dort halten wir nach viel versprechenden Firmen Ausschau und fragen sie, ob sie unser Geld wollen. Wir sorgen dafür, dass sie bei uns sind, bevor jemand anders sie sich schnappt. Ich dachte, du wärst ein guter Anfang.«
    »Das ist nicht dein

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