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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ein wichtigeres Thema? Schließlich geht es um Leben und Tod.«
    »Genau«, pflichtete Sarah ihm bei. Ellen fühlte sich wie ein Schulmädchen bei einer Prüfung, auf die sie sich nicht vorbereitet hatte.
    »Ich stelle mir eine umfassende, tiefgreifende Untersuchung vor. Ich werde Larry und Sal bitten, die Ursachen zu analysieren. Sie sollen mit Sozialwissenschaftlern und Historikern sprechen.«
    Larry Goodman und Sal Natane waren das A-Team. Sie waren mit einer investigativen Artikelserie über städtische Anleihen in die Endrunde des Pulitzer-Preises gekommen. Wurde Ellen jetzt plötzlich in die erste Liga versetzt?
    »Ich möchte, dass ihr beide euch um die Fakten kümmert. Und ich verlange eine gute und originelle Arbeit. Sarah, du betrachtest das Ganze vom Finanziellen her. Was kosten Gewaltverbrechen? Was hat die Stadt zu zahlen für Polizei und Strafvollzug, Gerichte, Anwälte? Leidet der Tourismus darunter, die Geschäfte, das Prestige der Stadt? Falls sich das überhaupt in Zahlen ausdrücken lässt. Setz dich auf den Hosenboden und rechne. Aber mach es so, dass man es versteht.«
    »Das werde ich.« Sarah machte sich Notizen.
    »Ellen.« Marcelo wandte sich ihr zu. Falls er auf sie stand, konnte er es gut verbergen; oder verhagelte ihm das Thema die Stimmung? »Du könntest das Ganze vom Menschlichen her betrachten. Zahlen erzählen nicht alles.
Kümmere dich nicht um politische Korrektheit. Wir wollen die Wahrheit drucken.«
    »Ich habe gutes statistisches Material, was die Rassenfrage betrifft«, warf Sarah ein. »Darüber habe ich schon einmal etwas gemacht. Vielleicht sollte ich das auch übernehmen.«
    Marcelo winkte ab. »Nein, gib Ellen deine Notizen. Was die Deadline betrifft, heute ist Dienstag. Setzen wir uns vor dem Wochenende am Freitag wieder zusammen. Ist das okay für euch?«
    »Kein Problem«, antwortete Sarah. Sie nahm ihre Aufzeichnungen und stand auf.
    »In Ordnung.« Ellen mochte sich für die Prüfung nicht vorbereitet haben, aber sie lernte schnell. »Könnte ich wegen einer anderen Idee noch mit dir sprechen?«
    »Klar. Leg los.« Marcelo lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ellen bemerkte, dass Sarah in der Tür stehen geblieben war. Marcelo schien Ellens Gedanken zu lesen, denn er sagte zu Sarah: »Vielen Dank. Ich brauche dich nicht mehr.«
    »Danke«, sagte Sarah und verließ den Raum.
    »Um was geht es?«, fragte Marcelo. Seine Stimme war unmerklich sanfter geworden. Vielleicht mochte er sie doch.
    »Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel über die Sulamans geschrieben. Es ging um eine Frau, deren Exmann ihr die Kinder weggenommen hat. Ich habe gerade mit ihr telefoniert, weil ich die Geschichte gern weiterverfolgen würde.«
    »Warum? Sind die Kinder wieder bei ihr?«
    »Nein, noch nicht.«

    »Was ist passiert?«
    »Ich dachte, es könnte interessant sein, Susan Sulaman noch einmal zu befragen.«
    Marcelo dachte nach. »Es geht ihr wahrscheinlich miserabel.«
    »Genau.«
    Marcelo spreizte die Hände. »Eine Mutter, die unter dem Verlust ihrer Kinder leidet. Das ist furchtbar für sie, aber keine Geschichte für uns.«
    »Doch. Ich glaube schon.« Ellen fiel es schwer, ihm das zu vermitteln, was sie an der Geschichte reizte. Ihr war klar, dass das Kind der Bravermans der Auslöser für die Idee war. Aber das wollte sie Marcelo nicht sagen. »Warum besuche ich Susan nicht einfach, schreibe alles auf, was sie erzählt, und dann sehen wir, was du davon hältst? Vielleicht lohnt es sich.«
    »Ich verstehe dich nicht.« Marcelo lächelte ungläubig und kippte in seinem Sessel nach vorn. »Ich habe dich gerade gebeten, unseren Lesern zu schildern, was ein Mord für die Betroffenen bedeutet. Aber das ist wohl nicht genug für dich.«
    Sie musste lachen. Humor war wie Macht ein Aphrodisiakum, und dieser Mann hatte beides. Dazu kam noch sein Akzent, dem sie nicht widerstehen konnte.
    Marcelo lehnte sich vor. »Ich weiß, dass du mir böse bist.«
    »Warum?«
    »Sarah hat mir gesagt, dass du mir Courtneys Entlassung übelnimmst. Aber ich konnte nicht anders.« Sein Blick wurde ernst. »Bitte, versuch mich zu verstehen.«
    »Ich verstehe dich.« Was war nur in Sarah gefahren, ihm
so etwas zu erzählen? Es war Zeit, das Thema zu wechseln. »Was sagst du zu den Sulamans? Bekomme ich eine Chance?«
    »Es tut mir leid. Nein.«
    »Gut.« Ellen stand auf. Sie verbarg ihre Enttäuschung. Es hatte keinen Sinn, ihm weiter mit der Geschichte in den Ohren zu liegen. Sie musste gehen, bevor er auch

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