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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Augen. Sie ging zu Wills Bett und beugte sich über ihn. Sie strich ihm das Haar aus der Stirn. »Ich wollte dich nicht aufwecken.«
    »Bist du da?«
    »Ja. Draußen ist es dunkel, und ich bin da.«
    »Connie sagt, dass du viel arbeiten musst.«
    »Das stimmt. Aber jetzt bin ich da.« Den Kloß in ihrem Hals schluckte Ellen hinunter. Doch dann hatte sie das Gefühl, dass er sich im Brustkorb festgesetzt hatte und
bald einen Herzinfarkt verursachen würde. Vielleicht würde sie sich auch ganz einfach in Luft auflösen. Sie lehnte sich an das Bettgeländer und versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen. »Es tut mir leid, dass ich dein Hemd vergessen habe.«
    »Macht nix, Mama.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie tätschelte seine Wange.
    »Du bist der liebste Junge auf der ganzen Welt. Weißt du das?«
    »Du hast dir die Zähne geputzt.«
    »Stimmt.« Das Bettgeländer drückte ihr in den Bauch. »Ich hasse dieses Geländer. Weg damit.« Sie stand auf und versuchte, es aus dem Rahmen zu ziehen.
    »Ich falle schon nicht aus dem Bett.«
    »Das weiß ich doch. Ein kluger Junge wie du fällt nicht aus seinem eigenen Bett.« Sie rüttelte ein letztes Mal an dem Geländer, dann zog sie es mit einem Ruck heraus
    »Entschuldigung.«
    Will kicherte.
    »Blödes Bettgeländer.«
    »Blödes, blödes Bettgeländer.«
    »Auf Wiedersehen, Bettgeländer!« Ellen legte es auf dem Boden ab. »Das gefällt ihm jetzt überhaupt nicht.«
    Will kicherte wieder und räkelte sich vor Vergnügen.
    »Bist du eine Schlange?«
    »Ja, genau!«
    »Dann komme ich jetzt zu dir. Wir feiern eine Pyjamaparty.«
    »Was ist das?«
    »Da feiern Leute eine Party, obwohl sie schon längst
schlafen müssten.« Ellen kroch in sein kleines Bett. »Rutsch rüber, Schlange.«
    »Okay.« Will rutschte nach hinten, und Ellen nahm ihn in die Arme. Sie wollte nicht mehr an Amy Martin und die Bravermans denken. Sie wollte nur da sein, wo sie in diesem Augenblick war, und ihren Sohn festhalten.
    »Gefällt dir das, Schlange?«
    Will streichelte sie. »Ich hab einen Schneemann gemacht.«
    »Tatsächlich? Cool.«
    »Er ist auf der Veranda. Hast du ihn gesehen?«
    »Nein. Aber morgen früh werde ich ihn mir als Erstes ansehen.«
    »Musst du morgen arbeiten?«
    »Ja.« Ellen wusste nicht, was sie morgen in der Redaktion erwartete. Der Artikel war wieder nicht fertig geworden. Aber in diesem Moment war ihr das völlig egal.
    »Ich mag nicht, wenn du arbeitest.«
    »Ich weiß, mein Schatz. Aber ich muss.«
    »Warum?«
    Unzählige Male hatte Ellen versucht, ihm das zu erklären. Sie wusste, dass es keine wirkliche Frage war. »Ich arbeite, damit wir etwas zum Essen haben.«
    Will gähnte.
    »Vielleicht sollten wir beide jetzt schlafen. Die Party ist vorbei, ab in die Federn.«
    »Ich falle nicht aus dem Bett«, sagte Will noch einmal, und Ellen drückte ihn fest an sich.
    »Keine Angst. Du fällst nicht. Außerdem bin ich da, um dich aufzufangen.«
    »Gute Nacht.«

    »Ich habe dich lieb, mein Großer. Gute Nacht.« Er schlief ein. Als sie sein friedliches Gesicht betrachtete, stiegen ihr Tränen in die Augen, aber sie wollte nicht weinen. Es war weder die Zeit noch der Ort dafür. Wer weinte, hatte schon halb verloren.
    Schluss damit.
    Konnte sie überhaupt sicher sein, dass der Mann am Strand der Entführer war? Abgepauste Gesichtszüge bewiesen gar nichts; Phantombilder wurden nur nach verbalen Beschreibungen hergestellt. Die Verbindung zwischen Will und Timothy war noch längst nicht bewiesen.
    Ellen lächelte im Dunkeln. Sie fühlte sich ein ganz klein bisschen besser. Vielleicht würde Amy ihr bald mailen, um ihr die Geschichte von Wills Geburt zu erzählen.
    Will schlief jetzt ganz tief. Ellen kuschelte sich an ihn. Eine weitere Frage drängte sich ihr auf. Eine Frage, von der sie nichts wissen wollte. Aber sie rumorte in ihrem Hinterkopf, seit sie diesen schrecklichen Flyer in der Post entdeckt hatte.
    In dem dunklen, stillen Zimmer drückte sie Will fest an sich. Die Frage ließ sich nicht vertreiben. Sie war da - irgendwo zwischen Mutter, Kind und den selbstgebastelten Sternen über ihnen.
    Falls Will tatsächlich Timothy ist, was mache ich dann?

34
    Nach nur zwei Stunden Schlaf betrat Ellen am nächsten Morgen völlig übermüdet den Newsroom. Will und Timothy - sie hatte die beiden nicht aus ihrem Kopf verbannen können. Sie fühlte sich wie erschlagen, ihre Nerven lagen blank. Sie trug dieselbe Bluse und dieselbe Jeans wie am Vortag, nur den Pullover hatte

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