Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Ellen verließ nur selten aus beruflichen Gründen die Stadt. Sie hoffte, dass Connie ihr die Notlüge abkaufen würde. Schließlich war sie nicht ohne Grund Don Gleesons Tochter. »Ich zahle dir die Überstunden. Ganz gleich wie viele es sein werden.«
    »Darüber mache ich mir keine Sorgen. Aber wir bekommen morgen Besuch. Kann die Sache bis Montag warten?«
    »Klar. Und vielen, vielen Dank.«

    »Dann sehen wir uns zur gewohnten Zeit am Montag. Meine Zahnbürste habe ich im Gepäck. Wie viele Tage bist du weg?«
    Das wissen die Götter. »Nur ein paar. Genaueres kann ich dir noch nicht sagen. Kannst du damit leben?«
    »Klaro. Bis Montag.«
    Ellen legte auf. Sie öffnete ihr Mail-Programm und checkte die eingegangenen Mails. Eine stammte von einem Absender, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Sie öffnete sie sofort.
    Liebe Ellen,
    ich mache mir Sorgen um Dich. Hoffentlich geht es Dir wieder besser. Geh zu einem Arzt. Du fehlst uns.
    Alles Gute,
    Marcelo
    Ellen lief ein angenehmer Schauer über den Rücken. Er war ein so wunderbarer Mann. Es hatte sich gelohnt, in Ohnmacht zu fallen. Genüsslich erinnerte sie sich daran, wie sie in seinen Armen aufgewacht war. Doch bei dem Gedanken, was sie als Nächstes tun musste, war es mit den Schauern schnell vorbei. Sie drückte auf Antwort und begann zu schreiben. Dann zögerte sie. Aber es gab kein Zurück. Und eigentlich brauchte und liebte sie solche Situationen. Sie schrieb weiter.
    Marcelo,
    vielen Dank für Deine liebe Mail. Leider muss ich mir nächste Woche freinehmen. Ich habe ja noch eine Menge Urlaubstage abzufeiern.
    Sie überlegte, ob sie die den Artikel erwähnen sollte. Schließlich hatte sie versprochen, bis spätestens Freitag damit fertig zu sein.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich es pünktlich schaffe, halte Dich aber auf dem Laufenden. Hoffentlich bereite ich Dir nicht allzu viele Unannehmlichkeiten.
    Danke und alles Gute,
    Ellen
    Sie klickte auf Senden. Es schnürte ihr die Kehle zusammen. Dieser Urlaub konnte das Aus für ihre Karriere bedeuten. Doch sie hatte keine andere Wahl. Die Sache mit Will ging vor. Zuerst kam ihr Kind, dann der Job.
    »So sei es für alle Zeit«, sagte sie laut.
    Oreo Figaro hob den Kopf und sah sie missbilligend an. Er war wohl anderer Meinung.

43
    Das Klingeln des Handys weckte sie auf. Es lag auf ihrem Nachttisch. Sie nahm es schnell in die Hand, Will sollte nicht wach werden. »Hallo?«, fragte sie benommen.
    »Ich bin’s, Marcelo.« Seine Stimme klang sanft, und sein Akzent war noch deutlicher zu hören als sonst. Ellen zwinkerte mit den Augen, um wach zu werden, und sah zur Uhr: Es war Sonntag, 8 Uhr 02.
    »O verdammt. Hallo.«
    »Habe ich dich geweckt?«

    Hast du. »Nein.«
    »Entschuldige die Störung. Ich wollte mit dir über deinen Urlaubsantrag reden. Ich habe ein Problem damit.«
    »Du meinst …«
    »Ich habe heute Abend in deiner Gegend zu tun. Ich könnte vorbeikommen, wenn du magst, um darüber zu reden.«
    Marcelo, hier? Ich muss Staub saugen - ich muss mich schminken -
    »Ellen? Wenn es dir nicht passt …«
    »Nein. Doch. Das ist eine großartige Idee.«
    »Wann ist es dir recht?«
    »Will geht gegen halb acht ins Bett. Irgendwann nach acht.«
    »Dann komme ich gegen neun vorbei. Bis dann.«
    »Ich freue mich. Danke.« Marcelo wollte vorbeikommen? Ihr Boss, ihr Schwarm? War das ein Date oder die Einladung zur Henkersmahlzeit? Wie aufregend! Aber warum ausgerechnet jetzt? Sie würde ihm ins Gesicht lügen müssen. Es würde nicht einfach werden. Vor allem wenn er dieses Aftershave trug, dessen Duft einem zuflüsterte: Ich bin noch zu haben!
    »Mama!«, rief Will aus seinem Zimmer.
    »Ich komme, mein Schatz.« Im Handumdrehen war sie wieder ganz Mutter.

44
    »Hi, Marcelo, komm rein«, sagte Ellen und führte ihn in ein Wohnzimmer, in dem niemand mehr zu wohnen schien. Die Teppiche waren fleckenlos sauber, von Wills Spielsachen, Büchern und DVDs sah man nichts. Auf den Sofakissen war kein einziges Katzenhaar mehr zu entdecken, geschweige denn Pfotenabdrücke auf dem Couchtisch. Das Haus sah aus, als sollte es verkauft werden.
    Wie oft hatte sie in ihrer Phantasie Marcelo schon als Gast empfangen, aber geputzt hatte sie nur in Wirklichkeit. Jetzt war er da, und es war ihr irgendwie peinlich.
    »Willst du nicht ablegen?«
    Marcelo zog seine schwarze Lederjacke aus, und sie nahm das durchdringende Aroma seines Aftershaves wahr. Dass er ihr Boss war, ging in der Duftwolke unter.
    »Ein schönes Haus«, sagte er

Weitere Kostenlose Bücher