Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
an Estra gesehen, Herr, von denen die Kensustrianer damals am Strand sprachen. Nach Eurer Flucht, erinnert Ihr Euch?« Gän schloss die Lider, er kämpfte gegen die Schmerzen. »Sie verlor die Beherrschung über sich, und ich habe die Augen der Inquisitorin leuchten sehen, ihre Zähne waren lang
    und kräftig. Ihr Gesicht wirkte dämonisch und grausam. Mir wurde bewusst, dass sie etwas in sich trägt. Etwas Furchtbares... 1
    »Deswegen hast du...«
    »Nein, nicht nur. In der Nacht, als ich ihr das Amulett stahl, war ich in ihrem Haus und habe mich umgeschaut«, erklärte er stockend. »Herr, ich fand Zeichnungen bei ihr. Landkarten mit neuen Grenzverläufen und Straßen, deren Ausrichtung auf Ammtara zuläuft. Die Stadt wird das neue Herz des Kontinents werden, wenn wir ihr ihren Willen lassen. Die Nicti werden alles für sie tun, sobald sie im Besitz des Amuletts ist.« Gän rang nach Atem und hielt sich die Wunde. »Sie plant, Ulldart umzubilden, und das Amulett ist der Schlüssel.«
    Tokaro starrte den Nimmersatten an. Mit dieser Eröffnung hatte er nicht gerechnet. »Das glaube ich nicht! Wo sind diese Zeichnungen?«
    »In Ammtara. Ich hatte sie dort gelassen, um sie Pashtak als Beweis zeigen zu können, wenn wir nach Ulldart zurückkehren«, keuchte er. »Ich mochte die Inquisitorin, Herr Ritter. Doch sie hat sich verwandelt. Dieses Wesen, das ich gesehen habe, wird die Nicti anführen und uns niederwerfen.« Die Lider flatterten. »Das wollte ich nicht zulassen. Wenn uns die Nicti angreifen, sollen sie weder die Anführerin noch das Amulett bekommen. Ohne diesen Antrieb können wir sie vielleicht bezwingen, aber wenn sie erst haben, was sie wollen ...« Er schnaufte und verlor das Bewusst-sein.
    »Angor sei mit uns.« Nachdenklich betrachtete Tokaro den großen Kopf des Nimmersatten. »Da habe ich einem wachen Verstand anscheinend Unrecht getan und ihn voreilig beschimpft.«
    Im Stillen sah er sich in seinem Schwur bestärkt, Estra von diesem Fluch zu erlösen. Nicht nur, weil er die Frau zurückhaben wollte, die er liebte, sondern auch wegen seiner Heimat. Niemand wusste, wie viele Nicti es gab, wie schnell sie an den vielen Küsten des Kontinents landen und wie man sie schlagen konnte. Sie waren den Kensustrianern überlegen - was hatten die Menschen ihnen entgegenzusetzen?
    Selbst die Bombarden würden keine Wende bringen, und seines Wissens nach gab es keine Magier auf Ulldart. Oder zumindest
    keine ausgebildeten.
    »Lorin!«, murmelte er. Sein Halbbruder besaß gewisse magische Kräfte, und unter Umständen wurden diese bald auf Ulldart benötigt. Nach der unfreundlichen Behandlung, die Tokaro ihm hatte angedeihen lassen, würde es schwierig sein, ihn zur Mitarbeit zu bewegen.
    »Verfluchte Vorsehung. Keine Prüfung nach meinem Geschmack«, ärgerte er sich und zerschnitt Kleider aus dem Rucksack zu Lappen und Binden. Dann umfasste er die blutigen Spießreste und zog sie langsam aus Gans Körper. Das Blut gluckerte aus dem Loch, und Tokaro versuchte, die Quelle des kostbaren Lebenssafts zu stopfen.

    Kontinent Ulldart, Nordwesten Borasgotans, Kulscazk, Frühling im Jahr z Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Das Klirren aus der kleinen Hütte erklang von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Schmied Padur sowie seine beiden Gesellen Heg und Armov durften sie nicht mehr verlassen, zwei Wachen standen vor dem Ausgang und ließen sie nicht einen Schritt im Freien ohne Aufsicht tun. Die drei Männer waren typische Borasgotaner mit kurzen dunklen Haaren und braunen Augen; sie trugen Tücher vor ihren Gesichtern, um die Barte vor Hitze und den Funken der Esse zu schützen. Die freien, muskulösen Oberkörper wurden jeweils von einer Lederschürze geschützt, und der Schweiß
    rann in Strömen an Rücken und Brust hinab.
    Dabei waren sie lediglich die Handlanger; die eigentliche Arbeit verrichtete ein Fremder, der von den Besatzern des Dorfes vor einer Woche angeschleppt worden war. Man sah seinen Blessuren im glatt rasierten Gesicht an, dass auch er nicht freiwillig schuftete. Dem Zungenschlag nach, den sie bei seinen kargen Anweisungen vernahmen, stammte er aus Tarpol oder einer der Baronien; er wechselte ansonsten kein Wort mit ihnen.
    Es war dem kräftigen Schmied und seinen Gesellen nicht entgangen, dass er niemals Wächter zur Seite gestellt bekam.
    »Haben sie deine Familie als Geisel?«, fragte Padur, während der Mann den absonderlich harten Stahl trieb und die Funken weit durch die Schmiede schössen; wenn

Weitere Kostenlose Bücher