Fatales Vermächtnis
wissen.«
Vahidin verneigte sich vor dem Hajduk. »Ich verstehe voll und ganz, Herr. Aber ich dachte mir, Ihr seid müde und erschöpft, und wollte Euch die Arbeit erleichtern.« Er wandte sich an Radoricz, auf dessen Stirn der Schweiß stand. »Vater, lass mich und ein paar Freunde die Erhebung machen, während der Hajduk und die Leibwache unsere Gäste sind.«
»Möchtet Ihr das, Ihr Herren?«, gab der Bürgermeister die Frage weiter. Fidostoi sah zuerst zu seinen Begleitern, dann zu Wanjatzi. »Es geht leider nicht, so sehr mich das Angebot lockt. Wir werden heute Abend in der Garnison von Dabinsk erwartet, und wenn wir nicht rechzeitig ankommen, werden sie ein Suchkommando entsenden.« Er griff in die Tasche, nahm Papier, Tinte und Federkiel hervor. »Am besten beginnen wir gleich.« Er gab den Hajduken den Befehl, am Ende der Straße zu beginnen und sich von oben nach unten durchzuarbeiten. Vahidin bemerkte, dass Lukaschuks Hand sich dem Säbelgriff näherte, und schüttelte langsam den Kopf. Die Beamten sollten sich ruhig verteilen, damit wurden sie leichte Beute für die Modrak. Die Soldaten würde er in eine Falle locken. »Kommt,
Hauptmann Wanjatzi, wir hätten wenigstens für Euch und Eure
Männer einen heißen Gewürzwein.«
»Einen würde ich auch nehmen«, sagte Fidostoi und folgte den
Männern in die Stube des Bürgermeisterhauses.
Vahidin ließ sie vorgehen und winkte Lukaschuk zu sich. »Tötet die Hajduken leise. Ich möchte keine Schreie hören. Ich übernehme die Soldaten.«
Der Hohepriester nickte. »Aber was machen wir mit den Leichen? Die Männer werden doch heute Abend in der Garnison erwartet.«
Vahidin lächelte stumm und ging ins Haus. Der Gewürzwein wartete bereits und wurde an die Soldaten, den Hauptmann und den Hajduken ausgegeben. Lachend tranken die Gäste, drängten sich um den großen Ofen in der Mitte des Raumes und unterhielten sich leise. Vahidin näherte sich Fidostoi, der eben mit Radoricz anstieß. »Verzeiht, dass ich meinen Vater daran erinnere, dass er dringend von meiner Mutter benötigt wird«, unterbrach er jegliche Konversation.
»Ich werde Euch solange Gesellschaft leisten, Herr.« Er lehnte den Wein, der ihm von seinem jugendlichen Diener angeboten wurde, mit einer knappen Handbewegung ab. Radoricz starrte Vahidin an, dann gab er auf und senkte den Blick. »Wie nachlässig von mir«, murmelte er und schritt auf die Treppe zu. »Gebt auf Euch acht, Fidostoi«, wagte er eine ominöse Warnung, ehe er ging.
»Achtgeben ?« Der bärtige Mann hob die Augenbrauen. Er zog die Kappe vom Kopf, das volle, braune Haar wirkte zusammengedrückt. »Wie hat Euer Vater das gemeint?«
»Wir haben Räuber in der Umgebung«, log Vahidin. Er war sehr neugierig, weswegen der Mann seinen magischen Fähigkeiten trotzte. Er versuchte seine Einflüsterung ein weiteres Mal, doch wieder wurde sein Vordringen abgewehrt. Es war, als schwappte Wasser gegen Glas. Fidostoi bemerkte die Attacken anscheinend unbewusst und
warf ihm einen abweisenden Blick zu. »Was ist Eure Aufgabe im
Dorf ... wie war noch gleich Euer Name, junger Mann?«
»Hidin«, antwortete er und beobachtete jede Regung auf dem Gesicht seines Gegenübers. »Ich unterstütze meinen Vater und
leite die Miliz.«
Fidostoi nahm einen Schluck. »Ihr seht nicht aus wie ein Kämpfer. Nehmt mir die Worte nicht übel, doch Ihr seid sehr ...
dünn.«
»Man muss nicht fett sein wie Ihr, um ein Schwert zu führen, Hajduk«, erwiderte Vahidin freundlich lächelnd. »Ich weise es Euch.« Blitzschnell zog er seine Waffe, sprang an dem erschrockenen Beamten vorbei mitten unter die Soldaten. Die ersten vier Männer waren unter seinen erbarmungslosen Schlägen gefallen, bevor der Rest überhaupt an Gegenwehr dachte.
Vahidin parierte einen Hieb und ließ Magie in die Klinge fahren. Fauchend verwandelte sie sich und sprengte das Eisen der gegnerischen Waffe. Die Splitter verletzten den Soldaten im Gesicht; schreiend taumelte er rückwärts und kollidierte mit dem glühenden Ofen. Es zischte, eine stinkende Wolke stieg auf, und sein Schreien steigerte sich.
»Bei allen Göttern: ein Wahnsinniger!« Wanjatzi zog seinen Säbel und attackierte Vahidin, doch gleich beim ersten Schlag zerbarst auch seine Klinge. »Das ...«
Vahidin drosch zu und jagte ihm sein Schwert in die rechte Seite. Sterbend fiel der Hauptmann auf den Fußboden. Vahidin wandte sich zu Fidostoi, der seine Waffe ebenfalls in der Hand hielt, sich aber nicht rührte.
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