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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dunkelnden
    Himmel schrauben.
    »Seelen!«, sagte Vahidin fasziniert. »Von wegen besiegt.« Die immense Anzahl der schimmernden, kugelähnlichen Gebilde ließ ihn annehmen, dass es sich um Zvatochnas Heer handelte. Weit und breit sah er keine Stadt oder einen Hinweis auf menschliche Behausungen. Hatte er ihr Versteck erkundet?
    Er senkte sich weiter ab und schoss knapp über die Wipfel eines Tannenwaldes, um sich der Wolke unbemerkt zu nähern.
    Irgendwo am Boden würde er die Nekromantin ausfindig machen. Vahidin bedauerte es, dass er die Modrak in seiner geisterhaften Form nicht herbeizurufen vermochte. Mit etwas Pech gab es die Gelegenheit, Zvatochna einfach zu überrumpeln, niemals mehr wieder. Zwischen den Stämmen gelang es ihm, auf den Boden zu sinken. Vor ihm türmte sich die Seelenwand gleich einer silbrigen Wasserhose auf, er vernahm Stöhnen und Rufen, das sich zu einem schrecklichen Tosen vermengte. Sie flehten um Erlösung und Gnade.
    Vahidin ahnte, dass es gefährlich war, sich der Erscheinung weiter zu nähern. Er umkreiste die heulenden Seelen, ohne eine Spur von Zvatochna zu entdecken. Entweder hatte sie die Seelen allein ausgesandt, oder sie war doch tot und ihr Heer ohne einen Anführer. Wartete es womöglich auf einen begabten Geisterseher wie ihn?
    Jetzt stieg seine Anspannung ins Unendliche. Die Zweiten Götter schienen ihn zu diesem Ort geleitet zu haben, um sich der Seelen zu bemächtigen. Viel früher, als er eigentlich gedacht hatte.
    »Vater, steh mir bei«, bat er leise und schwebte aus dem Wald senkrecht nach oben bis zur Mitte der dröhnenden, rotierenden Walze aus Licht und Funkeln. Er schätzte die Entfernung auf weniger als zwanzig Schritte.
    »Holla, ihr Seelen!«, rief er sie an und meinte, dass ein Ruck durch den Schwärm gegangen sei. »Ich bin Vahidin, Sohn von
    Mortva Nesreca und künftiger Herrscher über Ulldart. Mir ist die Macht verliehen, Seelen zu sehen und sie zu leiten, wie ich es
    möchte. Folgt mir freiwillig nach Anslizyn, und es soll euer Schaden nicht sein. Zwingt ihr mich dagegen, Gewalt anzuwenden, macht ihr es für euch lediglich schlimm.«
    Nachdem keine abweisende Reaktion erfolgte, wagte er sich ein paar Schritte heran. »Ich möchte euch ein strenger, gerechter Meister sein, der euch, nachdem ihr mir...«
    Mit einem grellen, wütenden Brüllen tat sich ein riesiges Loch in der Wand auf, und ein schwarzrotes Schimmern schoss kreischend auf ihn zu.
    Vahidin floh auf der Stelle.
    Was ihm an Hass, Wut und Feindseligkeit entgegenschlug, brachte Berge zum Bersten und Gemüter zum Zerbrechen. Angst durchfloss ihn, abgründige Gräuel, unbeschreiblich und packend, die nichts aufhielt.
    Er sah nicht hinter sich, sondern hielt auf Anslizyn zu, um sich zurück in seinen Körper zu begeben und seine Seele vor dem zu bewahren, was auf ihn einstürmte.
    Vahidin verirrte sich, wie er viel zu spät bemerkte, und es fiel ihm schwer, die Stadt in der hereingebrochenen Dunkelheit auszumachen. Die schwachen Lichter waren kaum wahrzunehmen, und erst mit großer Verspätung schwebte er über Anslizyn; erlöst tauchte er in den wartenden Körper ein.
    Es gab einen Ruck; Leib und Seele waren miteinander verschmolzen. Vahidin spürte ein Beben überall an sich sowie Feuchtigkeit im Schritt, denn er saß in einer erkalteten Urinpfütze. Die Furcht vor dem, was ihn verfolgt hatte, hatte sich selbst auf die immense Distanz auf den Körper übertragen. Er wusste, was er gesehen hatte.
    Doch er wusste nicht, was er allein dagegen unternehmen konnte.
    Kontinent Ulldart, im Westlichen Borasgotan, Anslizyn, Frühsommer im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)
    Lodrik betrachtete das Tor des Anwesens aus dem Schutz einer
    Hausecke heraus. Dahinter erwarteten ihn bis an die Zähne bewaffnete Tzulani und ein ihm von den Kräften her weit überlegener Vahidin.
    Seine blauen Augen schweiften über die Dachfirste; natürlich erkannte er die Umrisse der geflügelten Beobachter oder auch
    Modrak, wie sie sich selbst nannten. Noch mehr Verbündete für Nesrecas Sohn und das Übel in Menschengestalt.
    Sainaa stand hinter ihm. »Er ist nicht da«, flüsterte sie. »Ich habe vorhin nachgesehen. Er ist auf dem Weg nach Westen.«
    »Er?«
    »Seine Seele«, berichtigte sie sich. »Er kann uns derzeit nicht gefährlich werden.«
    Soscha materialisierte neben Lodrik. »Ein Kinderspiel, Bardric. Ich öffne das Tor und kümmere mich um die Wachen...«
    Er sah sie an. »Du hast recht, es ist ein

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