Fauler Zauber
habe in meinem ganzen Leben zwar erst ein oder zwei chinesische Füchse getroffen, aber die waren ziemlich boshaft.“
„Ich gehe auf der Stelle zu Libby“, sagte Sabrina. „Ich muss herausfinden, ob Mei dieser magische Fuchs sein könnte, von dem Marks Großmutter gesprochen hat.“
„Einen Augenblick, Sabrina“, sagte Tante Zelda. „Ich habe da was, das dir vielleicht helfen könnte.“ Sie schnippte mit den Fingern und ein vergoldeter Handspiegel lag in ihrem Schoß. Sie nahm ihn in die Hand und wischte sich lächelnd eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn.
„Ein Spiegel?“, fragte Sabrina und nahm ihn von ihrer Tante entgegen. Sie schielte hinein. Ihr perfektes Ebenbild starrte sie an. „Wie könnte mir denn ein einfacher alter Spiegel helfen?“, fragte sie.
„Nun, das ist kein gewöhnlicher Spiegel“, erklärte Zelda. „Er ist so ähnlich wie der, den Schneewittchens böse Stiefmutter hatte, falls du dich erinnerst.“
Sabrina nickte.
„Dieser hier funktioniert allerdings ein bisschen anders. Hilda hat mir, damals im Mittelalter, dieses handliche Modell gegeben, als ich mit diesem gut aussehenden Unmenschen ausging, der mir verschwieg, dass er zwei Köpfe hatte...“ Sie seufzte wehmütig. „Nicht, dass ich Vorurteile hätte, oh nein. Allerdings ziehe ich Männer vor, die ehrlich sind, wenn es um eine Beziehung geht.“
Hilda nickte. „Oh Mann, und wie ich mich an den Typen erinnern kann!“ Sie beugte sich zu Sabrina vor. „Wochenlang habe ich versucht, Zelda klar zu machen, dass Jean-Paul zwei Gesichter hat. Nicht umsonst hatte er zwei Namen. Aber sie war viel zu verliebt, um zuzuhören. Sie musste es deshalb mit eigenen Augen sehen.“
„Also... ich kapier immer noch nicht“, sagte Sabrina. „Was hat der Spiegel damit zu tun?“
Zelda lächelte ihre Lieblingsnichte an. „Der Spiegel der Wahrheit ist etwas Besonderes. Wenn man hineinschaut, zeigt er dich, wie du wirklich bist. Du hast gerade dein unverfälschtes Ebenbild aus einem ganz bestimmten Grund gesehen. Weil du nämlich immer du selbst bist. Meistens jedenfalls“, fügte sie hinzu und dachte an die paar Male, als Sabrina sich verwandelt hatte. „Nebenbei bemerkt ein sehr bewundernswerter Charakterzug.“
„Danke.“
„Und jetzt halte mal den Spiegel der Wahrheit vor Salems Gesicht“, schlug Zelda vor.
Noch bevor Sabrina aufstehen konnte, war der Kater bereits jaulend hinter den Fenstervorhängen verschwunden.
„Salem! Komm sofort her!“, rief Tante Zelda.
„He, ich will dich ja nicht beleidigen, Zelda“, antwortete der Kater. „Aber gibt es da nicht einen Aberglauben mit schwarzen Katzen und Spiegeln?“
„Da verwechselst du etwas“, sagte Zelda lachend. „Außerdem weißt du doch, dass dieser Aberglaube falsch ist.“
„Aber... aber vielleicht“, wimmerte Salem, „ist mein wahres Ich ja... abstoßend!“
Zelda lächelte und kniete sich hin, um die Vorhänge wegzuziehen. „Keine Angst, Salem“, sagte sie und strich dem schluchzenden Kater über das Fell. „Klar, du kannst ein richtiger Kriecher sein, wenn du willst...“
„Tut mir Leid, aber Katzen sind nun mal so“, winselte Salem.
„Aber es wird nichts Schlimmes passieren. Los komm, du kannst mir vertrauen. Lass Sabrina den Spiegel vor dein Gesicht halten.“
„Okay“, sagte Salem schniefend. „Aber gebt mir nicht die Schuld, wenn euch nicht gefällt, was ihr seht.“
Salem sprang auf die Rückenlehne der Couch.
Sabrina hob den Spiegel, um ihn dem Kater vorzuhalten.
„Moment!“, rief er, leckte über seine Vorderpfoten und fuhr dann damit über den Pelz in seinem Gesicht und auf seinem Kopf. „Okay. Fertig.“
Sabrina kicherte, dann hielt sie den Spiegel hoch.
Schnurrend drehte sich Salem hin und her. „Nein, was für ein schöner Ka... He. Moment mal! Das bin ja ich!“
Zelda grinste. „Das weiß ich.“
„Aber ich meine ich. Salem Saberhagen! Nicht das verteufelt schöne schwarzhaarige amerikanische Kurzhaar. Nein, Salem Saberhagen, der verteufelt schöne dunkelhaarige Hexer!“
Sabrina riss vor Überraschung die Augen weit auf. Der Spiegel der Wahrheit zeigte nicht die schwarze Katze, zu der Salem vom Hexenrat für hundert Jahre verdonnert worden war. Vielmehr spiegelte er den wahren Salem wider, den Menschen oder fast Übermenschen, so wie er auf die Welt gekommen war.
„Weil das dein wahres Ich ist!“, erklärte Sabrina glücklich.
„Irgendwie sehe ich ziemlich elegant aus, findest du nicht?“,
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