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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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von dem Anblick hielt. »Seid Ihr Garrett?«
    Verblüfft bestätigte ich ihre Frage.
    »Habt ja ziemlich lange gebraucht, um herzufinden. Immer hereinspaziert. Ich hab noch heißes Teewasser auf dem Herd, und ein oder zwei Küchlein sind auch noch da, falls Schlemihl sie nicht verschlungen hat. Schlemihl! Du Nichtsnutz! Komm raus und kümmer dich um die Pferde des Mannes!«
    Ich wollte sie gerade fragen, wieso sie meine Ankunft erwartet hatte, aber ich hatte die alte Futterklappe kaum aufgesperrt, als Schlemihl rauskam. Und rauskam. Und immer noch rauskam. Die Tür war mindestens zwei Meter hoch, aber er mußte sich ducken, um durchzukommen. Er warf mir einen Blick zu, mit dem ich allerhöchstens verwesende Ratten bedenke, schnaubte verächtlich und spannte die Pferde aus.
    »Komm nur herein«, forderte die Hexe mich auf.
    Ich betrat hinter ihr das Haus und beobachtete Freund Sagghoth dabei wachsam aus dem Augenwinkel. »Troll?« Meine Stimme krächzte.
    »Ja.«
    »Er hat Fänge wie ein Zäbeltahnsieger. Täbelsahnziger. Ich meine die knurrenden Biester mit den Reißzähnen.«
    Sie kicherte. »Schlemihl ist von reinem Blut. Er lebt schon sehr lange bei mir.« Sie führte mich in die Küche und ließ ein Tee-Ei in einen großen Becher plumpsen. Ich stellte mir vor, er wäre statt gefärbten Wassers voll von kühlem Bier. »Der Rest seines Volkes ist fortgezogen, weil ihr penetranten Menschenwesen ja alles überrennt. Er aber blieb. Sieg der Loyalität über den gesunden Trollverstand!«
    Ich unterließ es, sie darauf hinzuweisen, daß sie schließlich selbst menschlich war.
    »Sie sind eben nicht sehr schlau. Kommt nur. Übrigens habt Ihr sicher gemerkt, daß er Sonnenlicht gegenüber sehr empfindlich ist.«
    Nein. Eigentlich nicht. Seine Reißzähne, o ja. Die waren mir aufgefallen. »Woher wußtet Ihr meinen Namen?« Toll. Es ging doch nichts über ein offenes Wort zu einer Hexe. »Woher wußtet Ihr, daß ich kom… Ahhh!«
    Amiranda saß neben einem kleinen Feuer, die Hände im Schoß gefaltet, und starrte auf eine Stelle irgendwo hinter meiner rechten Schulter. Nein. Nicht Amiranda. Die Essenz von dem, was Amiranda ausgemacht hatte, war aus ihrem Körper gewichen. Das war keine Person mehr. Es war ein … Ding.
    Vielleicht ebbte der Schmerz ja ab, wenn ich mich zu dieser Sichtweise durchringen könnte.
    »Verzeihung?« Ich sah die Hexe an.
    »Ich sagte, Waldo hat mir erzählt, daß Ihr kommen würdet. Habe Euch nur früher erwartet.«
    »Waldo? Wer ist das? Noch so ein Schoßhund wie Schle-mihl? Kann er vielleicht in die Zukunft sehen?«
    »Waldo Zarth. Er sagte mir, ihr wärt Freunde.«
    »Waldo?« Mein Kichern mußte leicht hysterisch geklungen haben. Sie schaute mich stirnrunzelnd an. »Wußte nicht, daß er einen richtigen Vornamen hat. Ich kenne ihn nur unter dem Namen Eierkopf.«
    »Er schätzt den Namen Waldo nicht besonders«, gab sie zu. »Setzen wir uns und besprechen alles.«
    Ich setzte mich nachdenklich hin. »Also hat Eierkopf uns praktisch einen Job verschafft. Der Bursche ist gar nicht so blöd, wie er tut.« Mein Blick wurde immer wieder magisch von der Leiche angezogen. Sie sah verdammt lebendig aus und wirkte fast vollkommen unverletzt. Ich erwartete, daß sich jeden Moment die Brust unter einem Atemzug heben und die Augen wieder anfangen würden zu funkeln. Und daß sie mich auslachte, weil ich drauf reingefallen war.
    Die Hexe machte es sich auf dem Stuhl mir gegenüber gemütlich. »Waldo hat angekündigt, Ihr hättet wahrscheinlich Fragen.« Sie folgte meinem Blick. »Ich hab sie ein bißchen zurechtgemacht und ihr Aussehen mit Zaubersprüchen etwas verschönert. Sie verzögern auch die Verwesung so lange, bis sie ein angemessenes Begräbnis erhält.«
    »Danke.«
    »Fragen, Garrett? Ich habe wegen Waldo eine Menge Mühe auf mich genommen. Was wollt Ihr wissen?«
    »Alles. Selbst das kleinste bißchen. Ich will wissen, warum sie ermordet worden ist und wer es getan hat.«
    »Ich bin nicht allwissend, Garrett. Solche Fragen kann ich nicht beantworten. Ich kann wohl Vermutungen über das Warum anstellen – die dem, was Ihr bereits herausgefunden habt, möglicherweise hinterherhinken. Sie war ungefähr im dritten Monat schwanger.«
    »Was? Völlig ausgeschlossen!«
    »Hätte das Kind das Licht der Welt erblickt, wäre es ein Junge geworden.«
    »Aber sie war die letzten sechs Monate praktisch in dem Haus eingekerkert, in dem sie lebte.«
    »Und dort gibt es keine Männer? Also war sie das

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