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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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nachdem sie geendet hatte, kein Wort, sondern legte ihr nur den Arm um die Schulter und zog sie näher zu sich heran – heute war die Geste keine Erinnerung an vergangene Zeiten, und Jade ließ die Berührung zu und schloss die Augen. Sie hatte geglaubt, den Moment überwunden zu haben, als die Jäger auf sie zielten, nun aber spürte sie, wie der Knoten aus Angst und Entsetzen sich wieder in ihrem Magen zusammenzog.
    »Gütiger Himmel, Jade«, sagte Martyn mit belegter Stimme erst nach einer Weile.
    »Sag was Nützliches oder lass es ganz«, murmelte sie. »Noch mehr Vorwürfe kann ich nicht gebrauchen, hörst du?«
    »Aber du hast das zweite Echo laufen lassen! Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Woher soll ich das wissen?« Jade machte sich heftig aus seiner Umarmung los. »Ich dachte, vielleicht ist es keine Bestie. Und außerdem … bestimmt haben die Jäger es trotzdem noch aufgespürt.«
    »Das glaube ich nicht. In der Stadt hat sich herumgesprochen, dass die Jäger beim Katzenbuckel ein Echo erlegt haben.«
    Jade zuckte zusammen. Erlegt. Noch gestern hätte sie denselben Ausdruck verwendet. »Eins«, betonte Martyn. »Nicht zwei.«
    »Dann ist es eben geflohen – sie haben es vertrieben.«
    Sie wusste selbst, wie kläglich das alles klang.
    »Hast du es Jakub erzählt?«
    »Natürlich nicht«, gab sie verärgert zurück.
    Martyn schwieg und kaute auf seiner Unterlippe herum.
    »Was?«, rief Jade ungeduldig. »Du willst doch etwas sagen, also rück schon raus damit!«
    »Du hast es also noch nicht gehört.« Wenn Martyns Augen nicht mehr lachten, dann stimmte etwas ganz und gar nicht. »Gestern – gab es wieder einen Mord. Es wurde ein Wächter aufgefunden, beim Nordtor des Palasts – mit aufgerissener Kehle.«
    Jade wurde plötzlich übel. Das Fass, auf dem sie saß, schien mit den Wellen zu schwanken. Martyn schwieg und starrte zum Horizont. Er musste nichts sagen, Jade wusste auch so, dass sie in diesem Moment beide dasselbe dachten.
    Was ist, wenn ich daran schuld bin, dass es den Wächter ermordet hat?
    Sie starrte auf das klare Wasserbecken, das sich bei Flut zwischen den Felsen bildete. Kleine Köderfische trieben darin und zupften an den Fasern eines Seilstücks, das sich dort verfangen hatte.
    »Hast du das noch jemand anderem außer mir erzählt?«, fragte Martyn mit einem Ernst, den sie nicht an ihm kannte. Heftig schüttelte sie den Kopf. »Gut, dann behalte es weiter für dich. Wenn es irgendjemand erfährt, kann dich das den Kopf kosten.«
    »Aber es schien so menschlich zu sein«, erwiderte Jade kläglich. » Sinahe – dieses Wort hat eines von ihnen mir nachgerufen. Es klang so, als würden sie nicht nur menschliche Worte nachahmen. Ich hatte den Eindruck, dass sie eine eigene Sprache haben …«
    »Und trotzdem war es kein Mensch«, unterbrach Martyn sie barsch. »Hast du durchsichtiges Blut? Nein? Aha! Und das, was du gehört hast, könnte auch ein Zischen gewesen sein, ein Laut, aus dem du ein Wort herausgehört hast.«
    »Aber woher kommen die Echos so plötzlich? Wieso wagen sie sich in die Stadt?«
    Martyn räusperte sich. »Keiner weiß, wo sie herkommen. Es gab sie schon früher, heißt es, aber keiner weiß es genau. Wenn Ben noch so etwas wie Verstand im Schädel hätte, würde er sich vielleicht erinnern.«
    Ben, der alte Verrückte. Jade betrachtete nachdenklich das Wasser.
    »Sie sind wie Raubtiere«, fuhr Martyn fort. »Sie tauchen auf, weil sie Beute wittern – ich muss dich wohl nicht daran erinnern, wie der Tote aussah, den wir aus dem Fluss …«
    »Nein«, fuhr Jade ihm dazwischen. Martyn verstummte.
    »Drei Tote waren es bereits – und seit gestern sind es vier«, stellte Jade fest. »Was ist, wenn es mehr Echos werden?«
    Martyn seufzte. »Das ist nicht gesagt. Ein Echo kann viele Menschen umbringen. Und du hast gute Chancen, die Nächste zu werden, wenn du deinen Dickkopf wieder durchsetzen willst und dich auf ihre Spur begibst.«
    Es war ernüchternd, wie gut Martyn sie kannte.
    »Interessiert dich überhaupt nicht, was hier vorgeht?«, brauste Jade auf. »Das Echo gestern hatte keine Fänge und keine Dolchzunge. Und es hatte Angst – wie ein fühlendes Wesen, das habe ich gesehen! Ich muss herausfinden, woher sie kommen, und was … sie wollen.«
    »Hörst du dir eigentlich selber zu, Jade?«, fuhr Martyn sie an. »Sie wollen nur eines, und du weißt, was es ist. Sie mögen schön sein, wer weiß, vielleicht gibt es mehr als eine Art von ihnen. Aber sie sind

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