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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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dahintrieben?
    »Warum sehen wir sie nicht?« Arif sprach so leise, dass seine Stimme nicht mehr als ein Raunen war. »Und auch die Taucher haben noch nie etwas im Wasser bemerkt. Ich habe sie danach gefragt, und sie sagten mir, es sei nur die Strömung, die an ihnen zieht.«
    Jade sah zum Ufer, doch dort standen keine Jäger mehr. Trotzdem senkte sie die Stimme. »Ich weiß es nicht. Zwischen mir und den Echos besteht irgendeine Verbindung. Sonst hätte das Mädchen nicht zu mir sprechen können.«
    Arif sah sie von der Seite an. Im Halbschatten der Lampe wirkte seine Miene noch düsterer als sonst. In diesem Augenblick machte ihr die Vorstellung, dass sie zu den Leuten gehörte, die die Turbinen beschädigten, mehr denn je zu schaffen.
    »Hast du heute wenigstens mit Elanor reden können?«, fragte sie.
    Arif zeigte seine Gefühle niemals, aber Jade bemerkte sehr wohl, dass seine Schultern nach unten sanken, als würde er sich innerlich vor Schmerz krümmen. »Sie lassen niemanden vor.«
    »Dann muss Jakub euch helfen! Er hat gute Kontakte zum Präfekturbüro.«
    Arif räusperte sich. »Ich habe ihn schon darum gebeten. Auf dem Rückweg vom Zehnthaus bin ich zum Larimar gegangen. Er konnte heute nichts mehr tun, aber er hat mir versprochen, morgen früh zum Präfekten zu gehen. Vielleicht richtet er ja etwas aus.«
    Es klang nicht sehr hoffnungsvoll. Jade schloss die Finger fester um die Scherbe. »Wie steht es im Larimar? Geht es … Jakub gut?«
    »Was glaubst du wohl?«, fragte Arif. »Er hat getobt, als er sah, dass du das Hotel verlassen hast. Er hätte die ganze Stadt abgesucht. Als ich ihm sagte, dass du bei uns bist, war er zwar beruhigt, aber wütend ist er immer noch.«
    »Und … die Nordleute?«
    Arif zuckte mit den Schultern. »Fort«, sagte er knapp und starrte ins Wasser.
    Jade stellte sich mit Unbehagen vor, wie ihr Vater die Verwüstung im vierten Stock entdeckte. Der Hass auf Tam schäumte in ihr hoch und half ihr, das Bild von Faun zu verdrängen. Das war das Schlimmste von allem: Sie konnte Faun in Gedanken so oft verlassen, wie sie wollte, doch die Gefühle für ihn ließen sich nicht so einfach ersticken oder wie eine Flussblüte in der Hand zerdrücken. Obwohl sie sich selbst für ihre Schwäche hasste, konnte sie nichts dagegen tun, dass sie sich nach seiner Nähe, seinem Lachen sehnte.
    Eine Weile schwiegen sie unbehaglich, jeder in seinen Kummer versunken. Jade rang mit sich, ob sie Arif die Frage stellen sollte, die alle auf der Fähre schlecht schlafen ließ. Aber einer muss es ja aussprechen , dachte sie und nahm ihren ganzen Mut zusammen.
    »Arif? Hast du nie daran gedacht, dass die Lady euch ihre Gunst vielleicht entziehen könnte?«
    Arif wandte nicht einmal den Blick vom Wasser. Nur seine Kiefermuskeln zuckten. Jade spürte, wie schwer es dem verschlossenen, stolzen Mann fiel, ihr eine Antwort zu geben.
    »Um ehrlich zu sein, darüber grübele ich Tag und Nacht nach«, sagte er leise. »Aber das wäre mehr als nur Verrat. Wir folgen der Lady seit Generationen von Stadt zu Stadt. In jedem Reich, das sie erobert hat, vertraute sie uns den Fluss an. Unsere Eltern starben für sie im Winterkrieg.«
    »Ich weiß«, sagte Jade. »Martyn erzählt oft von ihnen.«
    »Aber ihren Auftrag haben sie ausgeführt, obwohl er sie das Leben kostete«, fuhr Arif nicht ohne Stolz fort. »Und auch Martyn und ich haben Lady Mar immer gedient.«
    »Ich habe mich oft gefragt, warum ihr euch nie beklagt«, sagte Jade vorsichtig. »Ihr habt eure Privilegien, ja, aber trotzdem braucht ihr Genehmigungen und müsst Tributzahlungen leisten. Die Beamten der Lady nennen euch Flussgesindel.«
    Arif lächelte düster. »Aber auf dem Fluss«, sagte er mit Nachdruck, »sind wir frei. Was schert es mich da, was irgendwelche Beamte sagen? Das ist unser Pakt mit der Lady: ihr die Stadt und uns den Fluss.«
    Ein Stör kam an die Wasseroberfläche und zupfte an einem mit Algen bewachsenen Seil. Spiegelbild und Wirklichkeit , dachte Jade, wo fängt das echte Seil an, wo hört die Täuschung auf?
    »Arif? Eure Eltern haben der Lady geholfen, den Palast zu erstürmen.«
    »So kann man es sagen, ja.«
    »Und nachdem die Lady den Thron bestiegen hatte, warst du im Palast?«
    Arif zog die Brauen zusammen und sah Jade scharf an. »Natürlich. Nach dem Sieg. Ich war kaum dreizehn Jahre alt, und die Tracht meines Vaters, die ich zu seinen Ehren trug, war mir viel zu groß. Ich habe anstelle unserer Eltern die Genehmigung bekommen,

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