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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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tätig gewesen; seine Spezialität war, Gesetze gegen die Interessen der großen Firmen zu kippen. Er vermittelte Deals zwischen Geschäftsleuten und Politikern, deren gemeinsames Interesse Geld und Macht war. Sein Ruf eilte ihm nach Washington voraus. Daugherty wuchs mit seinem Amt. Er wurde einer der größten Wirtschaftsverbrecher des Landes. Und während das Justizministerium und das Bureau of Investigation in der Zeit von Hardings Präsidentschaft tief in Misskredit gerieten, lief es für J. Edgar Hoover selbst glänzend.
    Mit nur sechsundzwanzig Jahren wurde er auf den zweithöchsten Posten beim Bureau of Investigation befördert. Sein Ruf war unbefleckt, er schreckte nicht vor internen Auseinandersetzungen zurück, er widmete sich mit unbeirrbarer Entschlossenheit dem Kampf gegen die Rote Gefahr, und er galt als unumstrittener Experte. Er sah keine großen Unterschiede zwischen den Radikalen Amerikas – Kommunisten, Sozialisten, Anarchisten, Pazifisten. Sie waren alle Staatsfeinde.
    Hoover kümmerte sich um den Krieg gegen den Kommunismus. Harry Daugherty kümmerte sich um seine Freunde. Im August 1921 betraute der neue Justizminister einen alten Kumpel, William J. Burns, mit der Leitung des Bureau. Hoover, inzwischen geübt darin, die Beziehung zu seinen Vorgesetzten zu pflegen, teilte Burns mit, das Bureau infiltriere die Reihen der amerikanischen Kommunisten bereits seit Jahren. »Wir haben uns bemüht, in jede der führenden Bewegungen des Landes einen Informanten einzuschleusen«, versicherte er Burns, und die Bemühungen würden noch verstärkt. Er sagte, er habe seine General Intelligence Division damit betraut, gegen die neuen Bedrohungen von links vorzugehen. [80]  
    Der sechzigjährige Burns war Amerikas berühmtester Privatdetektiv. Sein Talent zur Selbstvermarktung war beeindruckend. Nachdem er sich 1905 als Bundesermittler einen zweifelhaften Ruf erworben hatte, weil er bei den von Präsident Theodore Roosevelt angestrengten Prozessen wegen betrügerischer Landverkäufe die Geschworenen beeinflusst hatte, machte er sich einen Namen als Spezialist. Er zapfte Telefone an und verwanzte Hotelzimmer und konnte so die beiden Gewerkschaftsmitglieder überführen, die den Sprengstoffanschlag auf die Zentrale der Los Angeles Times verübt hatten, bei dem 21 Menschen getötet worden waren. 1915 entkam er nur knapp einer Haftstrafe wegen des Diebstahls von Dokumenten aus einer New Yorker Anwaltskanzlei. Nur Stunden nach dem Wall-Street-Attentat von 1920 verkündete Burns öffentlich, dass die Kommunisten hinter dem Anschlag steckten, und schwor, sie vor Gericht zu bringen. Im Namen der W. J. Burns Detective Agency setzte er für Hinweise, die zur Ergreifung und Verurteilung der Attentäter führten, 50000 Dollar Belohnung aus. Nun als Direktor des Bureau of Investigation versprach Burns der Bevölkerung, das Bureau werde die Wall-Street-Attentäter zur Strecke bringen.

    Auf der Suche nach Hinweisen zum Attentat fingen Agenten des Bureau in Chicago einen Brief der im Untergrund agierenden Kommunistischen Partei in New York ab. Die Regierung »macht uns verantwortlich für die Wall-Street-Katastrophe«, hieß es darin, zusammen mit der Warnung vor einer neuen Verhaftungswelle. »Die Razzien vom Januar sind längst Geschichte«, fing der Brief an. »Deshalb denken einige unserer Mitglieder, dass alles wieder sicher ist. Wir möchten eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass das Justizministerium nicht ruht. Es wird weitermachen, solange wir als revolutionäre Organisation bestehen. Spione, Spitzel, Provokateure und sonstige zwielichtige Elemente werden es irgendwie schaffen, unsere Organisation zu unterwandern oder von unseren Aktivitäten zu erfahren […] Lasst große Vorsicht walten […] wenn ihr verhaftet werdet, beantwortet keinerlei Fragen.« [81]  
    »Eine ungesetzliche Organisation«
    Hoover mobilisierte sein wachsendes Informantennetz. Er durchkämmte Berichte und Hinweise von Agenten des Bureau, Offizieren der Nachrichtendienste von Heer und Marine, Führern der American Protective League, Kommandeuren der American Legion, Polizeichefs, Wirtschaftsführern, Bankern, Versicherungsangestellten, Telefon- und Telegraphengesellschaften. Er warnte davor, dass sich die Kommunisten in Gewerkschaften, Fabriken, Kirchen, Schulen, Hochschulen, Zeitungen, Zeitschriften, Frauenclubs und Farbigen-Organisationen einnisteten. Er wurde nicht müde, in seinen wöchentlichen Bulletins an den

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