Fear
muss, aber es geht hier nicht nur um Leon. Es geht auch um Glenn.«
»Wie meinst du das?«
Er musste sich zwingen, es auszusprechen. »Ich glaube, er hat dich von Anfang an getäuscht.«
59
Glenn rief Leon um drei Uhr an, um zu melden, dass Dianas Wagen in der Einfahrt stehe.
»Ihn selbst hab ich nicht gesehen. Ich könnte reingehen, aber nach der Szene heute Morgen …«
Leon fand auch, dass das nicht klug wäre. »War er denn mit Ellie zusammen?«
»Nein. Ich war gerade bei ihr.« Auch wenn man die leichte Verzerrung durch die Freisprechanlage berücksichtigte, klang Glenn todunglücklich. Leon grinste Fenton an, dessen Schulterzucken zu besagen schien: Das weiß doch jeder, dass Frauen nichts als Kummer machen.
»Sie hat dich abblitzen lassen, was?«
Glenn ignorierte die Frage. »Ich habe ihr gesagt, wenn sie sich weiter mit ihm trifft, wird sie Schwierigkeiten bekommen.«
Leon beendete das Gespräch. Er sah Fenton an und lächelte befriedigt. »Wir können erleichtert sein, dass er wieder da ist.«
»Ich würde mich sicherer fühlen, wenn wir wüssten, wo er war.«
»Schon, aber ich will nicht, dass Glenn jetzt da reinplatzt. Wir haben ihr heute Morgen einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Jetzt können wir es gelassen angehen.« Er dachte einen Moment nach. »Erinnerst du dich an die SMS, die wir auf dem Handy von der anderen gesehen haben, wo es um diesen Typen in Dorset ging? Ich wette, er ist dem nachgegangen.«
»Dann schnüffelt er also immer noch rum.«
»Ist aber egal, jetzt, wo wir bald Danny Morton an der Angel haben.«
Er warf einen Blick auf seinen Laptop und sah eine neue E-Mail von Giles Quinton-Price. Er überflog die Nachricht und öffnete dann den Anhang.
»Gibt’s ein Problem?« Fenton bückte sich und schnaufte, als seine Wampe an seinem Knie eingequetscht wurde.
Leon antwortete nicht gleich, er war mit Lesen beschäftigt.
»Es ist von dem Journalisten. Der Artikel ist druckfertig.«
»Positiv, will ich hoffen?«
Fenton klang beunruhigt, und Leon hätte sich angegriffen fühlen können. Aber er hatte gute Laune. Joe war wieder in ihren Händen, sie hatten Diana in die Schranken gewiesen, und jetzt das hier …
Er strahlte. »Wie könnte es anders sein, Clive? Hattest du denn kein Vertrauen in den Mann?«
Diana sagte: »Ich will als Erstes klarstellen, dass ich nichts zu meiner Verteidigung vorzubringen habe. Was ich getan habe, war unverzeihlich.«
»Eure Affäre hat angefangen, als Roy noch lebte?«
Sie nickte und lachte dann freudlos auf. »Es ging alles den Bach runter, nachdem wir hierhergezogen waren. Ein B&B zu führen ist wie ein Hausfrauenjob, nur zehnmal anstrengender. Roy hat sich in der Rolle des kultivierten Gastgebers gefallen und ist mit seinem Drink und seiner Zigarre im Haus rumgeschlendert, während ich gekocht und geputzt und gewaschen habe. Das hat uns nur noch weiter voneinander entfremdet.«
»Und als Glenn dann Interesse zeigte …«
»Bin ich seinem Charme erlegen. Ich weiß, es ist furchtbar, aber ich war so einsam. So unglücklich.«
»Di, ich verstehe dich. Ich weiß noch, wie du dich am Abend der Abschiedsfeier gefühlt hast. Du musst dich nicht rechtfertigen.«
»Doch, das muss ich. Es nagt schon seit Jahren an mir.«
»Als es anfing, hat Glenn da schon an Leons Haus gearbeitet?«
»Ich glaube schon. Er ist einige Monate lang zwischen den beiden Baustellen gependelt und hat auch noch andere Jobs übernommen.« Die Stimme versagte ihr vor Scham, und dann sah sie Joes Gesichtsausdruck und fragte: »Wie hast du das gemeint – dass Glenn mich getäuscht hat?«
»Wenn Roy ihm so lästig war, dann musste Leon ihn irgendwie ausschalten. Aber bei einem Expolizisten konnte er nicht zu allzu drastischen Maßnahmen greifen. Da war es das Klügste, zunächst einmal herauszufinden, was für eine Bedrohung er genau darstellte. Und der beste Weg, das zu erreichen, bestand darin, einen Spion in sein Lager einzuschleusen.«
Joe spannte sich an – er rechnete mit allen möglichen Reaktionen, nur nicht mit der, die dann kam.
Diana nickte ganz ruhig. »Du meinst, er hat Glenn den Auftrag gegeben, mich zu verführen? Das ist beinahe komisch. Wenn du mir das irgendwann vor heute Morgen gesagt hättest, dann hätte ich dich hochkant zur Tür hinausgeworfen. Aber ich habe den größten Teil des Tages damit verbracht, mich zu der gleichen Schlussfolgerung durchzuringen.«
»Es ist ja nicht gesagt, dass das sein einziges Motiv war. Dass eure Beziehung so
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