Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf, doch Reece schien es nicht zu registrieren.
    »Wer sind Sie denn überhaupt, Mann?«
    »Ich heiße Joe. Und wer sind Sie?«
    »Sie wohnen nicht in Trelennan.«
    »Klar erkannt, Einstein. Ich bin hier zu Besuch.«
    »Ach ja? Dann sollten Sie Ihren Besuch nicht mehr allzu lange ausdehnen. Denn wenn Sie mir noch einmal über den Weg laufen, werden Sie es schwer bereuen, das können Sie mir glauben.«
    Einen Moment lang fixierten sie sich schweigend. Dann ließ Cadwell ein ungeduldiges Knurren hören und sagte: »Ich habe zu tun. Lasst uns doch diesen kleinen Zwischenfall vergessen, ja?«
    Reece zog sein Handy aus dem Futteral. »Soll ich Meldung machen?«
    »Wenn Sie wollen«, antwortete Cadwell. »Ich spreche ihn später noch.«
    »Alles klar.« Mit einem letzten hasserfüllten Blick auf Joe kehrte Reece zu dem Lieferwagen zurück. Der Leichenwagen fuhr zuerst los, gefolgt von dem Transit, dessen Fahrer Joe im Rückspiegel beobachtete, bis die Kurve ihn aus seinem Blickfeld verschwinden ließ.
    Joe drehte sich um und blickte die Straße hinunter, doch die Frau war schon nicht mehr zu sehen. Er überlegte, ob er ihr nachgehen sollte, entschied dann aber, dass es nicht klug wäre, sich noch weiter einzumischen.
    14
    Die Berichte gingen in rascher Folge ein und verdarben Leon die Stimmung an einem Morgen, der eigentlich ein reines Vergnügen hätte werden sollen. Als Erster rief Glenn an – das Gespräch war ebenso kurz wie einseitig. Leon konnte keine Fragen stellen oder Befehle erteilen, es sei denn verschlüsselt, und Glenn war zwar einer der helleren Köpfe in Leons Team, aber so helle nun auch wieder nicht.
    »Sie schwört, dass er kein Problem darstellt, aber ich weiß nicht so recht. Ich habe den Eindruck, dass sie vielleicht etwas verschweigt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die Art und Weise, wie er so einfach aus dem Nichts hereingeschneit ist. Kein Anruf, nichts. Und auch ohne Anhang, obwohl Di sagt, er sei verheiratet und habe zwei Kinder. Bei dem Thema war sie auch ein bisschen komisch. Vince Hocking sagt, der Typ sei zu Fuß gekommen und habe keinerlei Gepäck dabeigehabt. Nur die Kleider, die er am Leib trug.«
    »Das klingt allerdings interessant.«
    »Nicht wahr? Ich hab mir gedacht, das kann doch nur eines bedeuten …«
    »Red weiter.«
    »Er muss irgendwie in Schwierigkeiten stecken. Vielleicht ist er auf der Flucht?«
    »Ja, das wäre möglich.«
    »Ich habe sie ganz direkt gefragt, womit er seinen Lebensunterhalt verdient. Sie schwört, dass er schon vor Jahren den Polizeidienst quittiert hat und sich heute mit Malerjobs und dergleichen durchschlägt. Aber du kennst ja den Spruch: einmal Bulle, immer Bulle. Was meinst du, Leon?«
    »Oh, ich bin da ganz entspannt, langfristig gesehen.« Das war natürlich gelogen, und Glenn hätte wissen müssen, dass es nichts brachte, Leon mit Fragen zu löchern, die er nicht offen beantworten konnte.
    Leon beendete das Gespräch in einem munteren, optimistischen Ton. »Danke, dass du mich auf dem Laufenden hältst, Glenn!« Was übersetzt hieß: Du elender Versager, ich reiß dir den Arsch auf.
    Mehr konnte er im Moment nicht tun. Leon saß im Fond seines E-Klasse-Mercedes unterwegs nach Exeter zu einem wichtigen Fototermin. Er hatte den Benz gewählt, weil er nobel war, ohne zu protzig zu wirken, und er hatte Warren als Chauffeur genommen, weil der eine gepflegtere Erscheinung abgab als die meisten seiner Angestellten.
    Dem Anlass entsprechend hatte Leon sich besondere Mühe gegeben, wie der seriöse und wohlhabende Geschäftsmann zu erscheinen, der er ja schließlich auch war. Er hatte sich eigens für den Termin einen neuen Anzug gekauft, ein schlichtes dunkelgraues Ted-Baker-Modell. Dazu gehörte eigentlich auch eine Weste, aber das wäre doch ein bisschen zu weit gegangen.
    Im Alltag fühlte sich Leon wesentlich wohler, wenn er in einem Jogginganzug aus Polyester herumlaufen konnte, und damit entsprach er auch viel eher dem Bild, das die Leute von ihm hatten: ein gerissener Hund, ein primitiver Proll, der das große Los gezogen hatte. Er bestärkte die Leute in dieser Meinung, weil es umso befriedigender war, wenn er sie dann zwang, alles zurückzunehmen. Und heute würde er wieder mal ein hervorragendes Beispiel dafür liefern.
    Während er sich ein wenig in Tagträumen darüber erging, saß der Typ, der ihn daran hinderte, frei zu sprechen, neben ihm auf dem Rücksitz. Er tat so, als bewundere er die vorbeiziehende Landschaft, und warf

Weitere Kostenlose Bücher