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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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bedeutsame Verschiebung in den Kräfteverhältnissen bewirken.
    Er legte die Taschenlampe hin, stapfte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Jenny wartete ein paar Sekunden, und dann weinte sie vor Freude über das Ausmaß ihres Triumphs.
    22
    Joe ging durch die Innenstadt zurück, wählte dann aber eine andere Route als am Morgen, um den Berghang zu erklimmen. Er hatte sich nicht ausdrücklich dazu verpflichtet, Alise zu helfen. Es war einfach nur eine Art, die Zeit totzuschlagen, sagte er sich. Vollkommen harmlos.
    Schließlich erreichte er wieder ebenes Terrain und stieß auf ein Schild, das für das spannende Abenteuer eines Besuchs in der hundert Meter entfernten Muschelhöhle warb. Er befand sich wieder in dem Villenviertel, aber Alise’ Beschreibung war zu ungenau, um Leons Anwesen unter den anderen großen Häusern herauszukennen, die sich allesamt hinter hohen Mauern und dichter Bepflanzung versteckten.
    Weil ihm gerade nichts Besseres einfiel, schlenderte er auf die Touristenattraktion zu. Sie lag inmitten einer kleinen ungepflegten Grasfläche, die mit Brennnesseln überwuchert und von einem Maschendrahtzaun umschlossen war. Es gab keinen Parkplatz, aber vor dem Zaun standen mehrere Autos und ein Minibus.
    Das Besucherzentrum war in einem heruntergekommenen fensterlosen Gebäude untergebracht, das vielleicht einmal ein Viehstall gewesen war, mit Mauern aus verwitterten Steinen und einem moosbewachsenen Dach. Joe trat durch die gläserne Doppeltür in einen Raum von knapp zehn mal zehn Metern mit Fotos in Postergröße an den Wänden, Auslagen und einem Souvenirbereich mit Tischen, auf denen die üblichen Touristenartikel präsentiert wurden: Töpferwaren und Keramik, exotische Steine und Kristalle, Tassen, Postkarten und überteuertes Konfekt.
    Der einzige andere Mensch im Raum war ein Mitarbeiter, ein hoch aufgeschossener Mann in den Fünfzigern mit graumeliertem blondem Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Er beäugte Joe argwöhnisch, ehe er ihn mit einem Nicken begrüßte.
    Neben dem Ticketschalter lockte ein offener Durchgang. Joe schlenderte hinüber und riskierte einen Blick. Eine Steintreppe führte fünf oder sechs Meter in die Tiefe und verschwand dann hinter einer Biegung, erhellt von einer Reihe schwacher Glühbirnen an der Decke der Höhle.
    Joe schauderte. Ganz und gar nicht sein Ding.
    »Ich garantiere Ihnen, Sie werden schwer beeindruckt sein«, versicherte der Mann ihm. Er sprach mit tiefer, ruhiger Stimme, die an einen Therapeuten oder Priester denken ließ. »Für manche ist es eine Erfahrung, die ihr ganzes Leben verändert.«
    Joe lächelte, schüttelte dann aber den Kopf. »Ein andermal vielleicht.«
    Er verdrückte sich unauffällig und kam sich dabei ein klein wenig lächerlich vor. Hatte Ellie sich nicht erboten, ihm die Hand zu halten?
    Hmm. Sie war eine kratzbürstige Frau mit so manchen unsympathischen Zügen und regelrecht gehässig, wenn es um Diana ging, und doch …
    Sie hatte zweifellos etwas in ihm berührt. Etwas, das lange brachgelegen hatte.
    Er zog die Luft zwischen den Zähnen ein und marschierte weiter. » Und doch « war gefährlich. » Und doch « könnte ihm viel Ärger bescheren.
    Joe entdeckte bald, dass die Straße nirgendwohin führte. Sie endete in einem kreisförmigen Wendeplatz, hinter dem sich ein kleines Wäldchen mit undurchdringlich wirkendem Brombeer- und Schlehengestrüpp anschloss.
    Er ging zurück, wie er gekommen war, und als er an der Muschelhöhle vorbeikam, bemerkte er einen kleinen Fußweg, den er beim ersten Mal übersehen hatte. Er war mit Unkraut zugewachsen, doch Joe stapfte darüber hinweg. Da vernahm er ein Geräusch, das immer lauter wurde, je weiter er dem gewundenen Pfad folgte: Es war das Rauschen von schnell fließendem Wasser.
    Das Gebüsch zu beiden Seiten überragte ihn und nahm ihm die Sicht, bis er nach einer letzten abrupten Biegung auf eine kleine Lichtung stieß. Quer über den Weg war ein zweieinhalb Meter hoher Stahlzaun gezogen, behängt mit einer Sammlung von Warnschildern: Zutritt verboten , Privat und Achtung: Erdrutschgefahr .
    Wie es aussah, setzte sich der Weg hinter dem Zaun fort und wand sich mit steilem Gefälle den felsigen, baumbestandenen Abhang hinunter. Joe vermutete, dass er zu den Sandstränden am Ostende der Stadt führte. Wenn ja, müsste man beim Abstieg eine atemberaubende Aussicht haben.
    Er trat dicht an den Zaun und spähte hindurch. Zu seiner Rechten konnte er ein Stück Küste und

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