Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
Vom Netzwerk:
und tupfe mit einem Tuch sein warmes Gesicht ab. Die große Nase, die breite Stirn, die vollen Lippen und die nun etwas hohleren Wangen, die stoppeliger sind als sonst.
    »Mach das Fenster wieder zu, Elizabeth!« Einzig Alexanders Lippen bewegen sich.
    Ich zucke zusammen. »Wieso? Ich kann dir bestimmt noch eine Decke organisieren.«
    »Auch für dich?« Alexander greift nach meiner Hand und die kalten Fingerspitzen verraten mich. »Na los, mach schon! Ich will nicht, dass du auch noch krank wirst.«
    Ganz die bemühte Krankenschwester flitze ich wieder zum Fenster und schließe es.
    »Du musst nicht die ganze Zeit hier bleiben, Elizabeth. Du kannst tun und lassen, was du willst. Ohne mich. Das wolltest du ohnehin die ganze Zeit.«
    So habe ich die Situation noch gar nicht betrachtet. Statt zu gehen, setze ich mich dennoch. »Weißt du, dass solche Krankenhäuser ganz schön langweilig sein können?«
    »Ich habe einen Fernseher.«
    »Mmh …«
    »Roman hat mir außerdem eine Geschichte erzählt, die alles andere als langweilig war. Vielleicht wird es hier ja noch ähnlich turbulent?« Mein Bodyguard spielt auf meinen Krankenhausaufenthalt im Januar an.
    »Du hast Recht, man kann ja nie wissen.« Ich erzähle nochmal meine Version, natürlich im üblich lustigen Tonfall. Mein Einbruch im Eis. Meine spektakuläre Rettung im Hubschrauber. Mein turbulenter Tag und die noch turbulentere Nacht im Vierbettzimmer der Unfallklinik. Lachen ist schließlich die beste Medizin, noch dazu rezeptfrei und gratis.
    Nachdem Alexander alle Details kennt, ruhen seine Augen unerwartet ernst auf mir. Roman muss ja einiges in seinem Memo zu mir ausgespart haben.
    »Keine gute Geschichte?« Besorgt schüttle ich den Kopf. Es sei denn … Katharina meint immer, dass ich nicht alles auf mich beziehen soll. »Oder wird dir gerade wieder schlecht?«
    Statt einer Antwort schaut er mich grübelnd und ganz tief in Gedanken an.
    »Alexander?« Alarmiert entknote ich meine Beine aus dem Schneidersitz, springe vom Bett, trete zu meinem Bodyguard und fühle seine Stirn.
    Unerwartet streckt er plötzlich seine Hand aus und berührt mein Gesicht, so vorsichtig, als könnte es zerbrechen. Die Geste beschleunigt meinen Puls, doch sein Blick lässt mich verlegen überall hinschauen, nur nicht zu ihm. Er setzt gerade zu einer Erklärung an, als die Tür auffliegt. Alexanders Hand fällt auf die Matratze und meine Mutter poltert mit einem Korb herein.
    »Kleines, dein Vater lenkt gerade die Stationsschwester ab. Ich hab nicht viel Zeit.« Sie wuchtet einen Korb auf den Besuchertisch, reißt die Fenster sperrangelweit auf und wuselt durch ihre Sachen.
    »Mama?!« Die engagierte End-Fünfzigerin ist im Pflegemodus und reagiert nicht. Sie packt gewissenhaft und hochkonzentriert nach einem mir völlig undurchsichtigen Prinzip ihr Körbchen aus.
    »Also, ich hab hier etwas Anständiges zum Essen für dich. Ist sogar noch warm, Hühnchen. Und ich hab frischen Schmandkuchen dazu gepackt. Den magst du so gerne. Und Wein ist auch dabei, mit Schraubverschluss, gut, oder? War die Idee deiner Oma.«
    Allerdings. Ich nicke sprachlos. Das ist keine Fata Morgana, lieber Verstand, ich wiederhole: Das ist keine Fata Morgana. Das ist die Realität und sie verbreitet ein leckeres Aroma.
    »Und hier ist etwas warme Hühnerbrühe, das wird Alexander gut tun. Hühnerbrühe heilt alles. Und Zwieback und Knäckebrot habe ich auch dabei und auch wenn es komisch klingt, als mir das letzte Mal übel war, haben Salzbrezeln geholfen.« Mama erklärt jeden Handgriff, als wäre ich entweder drei Jahre alt oder als handle sich um eine neue Wissenschaft. Dann wirft sie einen schnellen Blick auf die Uhr, beschließt, dass sie noch zwei Minuten hat und flitzt zu Alexander. »Oh je, du Ärmster! Du siehst wirklich etwas wiesengrün aus. Ich wollte es Lizzy nicht glauben. Was geben sie dir nur?«
    Alexander kann sich nicht wehren. Mama fühlt seinen Puls, schüttelt sein Kissen auf, überprüft seine Temperatur und zwingt ihm einen Schluck Wasser auf. Und das alles innerhalb eines 60-sekündigen Boxenstopps. Er lächelt in sich hinein und ein seltsam friedlicher Ausdruck breitet sich auf seinem Gesicht aus. Als wäre das alles absolut in Ordnung.
    »So, Schätzchen, und schon bin ich wieder weg!«, trällert es durch den Raum. Ich bekomme einen fetten Schmatzer auf den Mund, Alexander kassiert pro Wange je ein Bussi und Rums, fünf Minuten später ist die Tür wieder zu.

- 19 -
     
    In die

Weitere Kostenlose Bücher