FebruarNachtsTraum
Handys. Ich verdrehe die Augen. »Einen richtigen Taschenrechner, mit einem Ergebnisspeicher, Formeln, Funktionen und echter Mathematik, bitte!«
Alexander schiebt mir unbeeindruckt sein Handy hin. »Die App da drauf kann alles, was das Herz begehrt.« Er lässt seine Hand auf dem Gerät. »Willst du nicht mal eben in die Karte schauen? Ich kann die Quote auch schnell ermitteln.«
»Du weißt schon, was du trinken willst?« Ich bin geneigt ihm die verantwortungsvolle Aufgabe tatsächlich zu überlassen, woraufhin mich Katharinas Blick beinahe aufspießt. So oft hat sie noch nicht live miterlebt, dass ich einen Rückzieher mache.
»Wasser.«
»Wasser!« Klar, Alexander ist ja im Dienst. Also lasse ich ihn. Während ich mich für eine Bionade entscheide und wir die Bestellung für die erste Runde Schnitzel aufgeben, ermittelt mein Bodyguard ruckzuck die Quoten.
Der Dicke neben uns säbelt nun an seiner Nummer Sechs herum. Doch Katharinas Augen liegen nicht auf ihm, sondern auf mir. Sie hat ihren Psychologen-Blick aufgesetzt, mit dem sie selbst die komplexesten Zusammenhänge durchschaut. Und welches Urteil auch immer sie sich gerade gebildet hat, nun heftet sie zum Abgleich ihren Blick auf Alexander.
»Sag mal, deine Freundin steht nicht auf mich, oder?«, fragt Alexander vorsichtig in mein Ohr, weil er das Verhalten von Katharina nicht zu deuten weiß.
»Wie?« Natürlich habe ich Alexander verstanden, aber ich kann die Frage kaum glauben.
Er beugt sich näher und wiederholt sie. Warme Lippen und feuchter Atem streifen mein Ohr. Da ist wieder das Flattern, vor dem ich mich so in Acht nehmen muss. Für weitere acht Tage. Wenigstens trage ich einen langärmeligen Pullover, der meine Gänsehaut vor Katharinas Weisheit verbirgt.
»Wäre das ein Problem … mit deiner Freundin?« Mein Tonfall ist so locker-scherzhaft wie möglich. Mein Bodyguard soll nicht merken, wie es meinem Body geht. Offiziell bist du Romans Freundin, merk dir das, Elizabeth!
Alexander lacht. »Netter Versuch, Elizabeth, aber ich dachte, das hätten wir geklärt!« Er klemmt mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr und ich verfluche meine wellige Frisur, die alle fünf Minuten zu solchen Gesten einlädt. Und warum kann er es nicht einfach lassen? Weil er als Bodyguard dafür sorgen muss, dass ich adrett und wie die Herrin meiner Lage aussehe? Weil er mich berühren möchte? Oder weil ich mich nicht genug wehre?
Zum Glück übernimmt Sabine das Tischgespräch. Auch wenn das bedeutet, dass sie aufgeregt von den Standing Ovations in der Kantine von Energy Solutions erzählt. Als sie haarklein beginnt zu beschreiben, wie ich meine Suppe gelöffelt habe, reicht es mir jedoch.
»Wann kommt endlich das Essen?« Mehrfach versuche ich mit dem Kellner Blickkontakt aufzunehmen, aber der ist viel zu sehr vom sich abzeichnenden Schnitzelrekord am Nebentisch fasziniert.
»Sag bloß, du kannst es nicht erwarten?« Jan schielt auf seinen Einsatz. Offensichtlich malt er sich dank meines Statements verbesserte Chancen aus.
Weit gefehlt! Vielleicht möchte ich nur nicht über mich reden. Sondern lieber über die artgerechte Haltung von Schweinen, das perfekte Schnitzel oder das Hickhack mit der neu bestellten LTE-Verbindung.
Alexander grinst wissend, verkneift sich jedoch einen Kommentar. Kennt er mich tatsächlich so gut? Nachdenklich verpasse ich meinen Start beim Essen. Das Schnitzel landet vor mir, doch erst als der Geruch meine Nase kitzelt, besinne ich mich. Auf die Plätze! Ran ans Besteck! Und los! Möge der bessere Magen gewinnen!
»Und ich dachte schon, wir müssten die Wette absagen.« Es ist Katharina, die meinen Aussetzer gekonnt überspielt.
Ein guter Esser weiß sich seine Kräfte einzuteilen. Stück für Stück weicht mein Schnitzel, während die meisten bereits auf der Hälfte der tellergroßen Lieferung kämpfen. Einzig Jan stürzt sich bereits angriffslustig auf das zweite Stück Fleisch, als hätte er eine Woche extra für diesen Moment gehungert. Oder trainiert.
»Du lässt dir nicht den Titel streitig machen!«, ruft Sabine empört und ordert mein zweites Schnitzel.
Unser Tisch entwickelt sich zu einem ebenso intensiven Kampfschauplatz, wie der Platz mit dem Dicken, der jetzt am siebten Schnitzel dran ist.
Erstaunlich satt und lustlos träufele ich zum zweiten Mal Zitrone über die Panade und säbele an meinem Folge-Schnitzel herum. Katharina musste früher immer Ein Happen für Mama, ein Happen für Papa spielen, weil sie nie
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