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Feder im Sturm: Meine Kindheit in China (German Edition)

Feder im Sturm: Meine Kindheit in China (German Edition)

Titel: Feder im Sturm: Meine Kindheit in China (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Wu
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Schmetterlinge im Schnee machen. Sie streckte mir die Hand entgegen und bedeutete mir mitzukommen. Von ihrer Haut ging ein Strahlen aus. Ihre Augen funkelten wie Sterne am schwarzen Winterhimmel.
    »Ich komme, Tante Liang«, sagte ich und streckte die Arme nach ihr aus.

Teil  II
    Gefährten auf Zeit
    Zu dem, was nie mehr wiederkommt, gehören Kindheit – viele Hoffnungen – Tote –
    Emily Dickinson ( 1830 – 1886 )

Kapitel 31
    I ch bin in dieser Nacht nicht mit Tante Liang fortgeflogen. Als ich ihr die Arme entgegenstreckte, verwandelte sie sich in eine Wolke aus winzigen Schmetterlingen, die im nächtlichen Dunkel entschwand. Ich wollte weinen, aber ich war zu schwach dazu. Irgendwann später – ich weiß nicht, nach wie vielen Tagen und Nächten – öffnete sich die Tür, und eine Stimme fragte erschrocken: »Was ist denn hier los?«
    Mühsam öffnete ich die Augen. Es dauerte eine Weile, bis ich das vertraute Gesicht von Professor Wang Yichuan erkannte, der ein guter Kollege meines Vaters gewesen war. Zuletzt hatte ich ihn zusammen mit Papa im Kuhstall eingesperrt gesehen. Er stürzte aus dem Zimmer und kam wenig später mit Genossin Pan zurück. »Warum hat man dieses Kind allein gelassen?«, fragte er empört.
    »Wir wussten gar nicht, dass sie krank ist«, erwiderte Genossin Pan.
    »Ihr Vater ist ein Rechtsabweichler, Genossin Pan, das ist bekannt. Aber welches Verbrechen hat dieses kleine Mädchen begangen?«, verlangte Professor Wang zu wissen. »Warum lasst ihr sie hier auf dem Fußboden verrecken? Habt ihr kein Herz?«
    Genossin Pan klang plötzlich sanft und beflissen. »Wir werden sie ins Krankenhaus bringen«, versprach sie und ging hinaus.
    Professor Wang kniete sich neben mich, nahm meine Hand und flüsterte: »Alles wird gut, Yimao.«
    Genossin Pan kam zurück. »Der Militärbevollmächtigte der Universität, General Zhang Xing, hat uns seinen Wagen überlassen, Professor Wang. Er steht vor der Tür. Fahren wir!«
    Professor Wang zog mein verdrecktes Laken weg, hob mich hoch und trug mich hinaus zum Wagen, wo er mich auf die Rückbank legte. »Es tut mir leid, Yimao«, sagte er, »aber ich muss jetzt gehen.« Genossin Pan kletterte auf den Beifahrersitz. Als der Wagen losfuhr, hatte ich das Gefühl, als würden meine Eingeweide in kleine Stücke gehackt, denn die Straßen waren voller Schlaglöcher. Ich wollte es dem Fahrer sagen, brachte aber kein Wort heraus. Meine Zunge klebte am Gaumen.
    Wir hielten vor dem städtischen Krankenhaus, und der Fahrer trug mich hinein. Vorbei an kreuz und quer stehenden Betten und Tragen, weinenden Kindern, Infusionsständern und Menschen, die stöhnend auf dem Boden lagen, mit einer Zigarette im Mund an der Wand lehnten oder benommen den Gang auf und ab marschierten. Man brachte mich in einen Raum, wo mich ein Arzt untersuchte.
    »Sie ist so gut wie tot«, sagte er und trat einen Schritt zurück. »Da ist nichts mehr zu machen. Jeder Behandlungsversuch wäre nur Zeitverschwendung.«
    »Aber du musst etwas tun«, verlangte Genossin Pan.
    »Vergiss es!«, erwiderte der Arzt schroff. »Richte ihrer Familie aus, dass sie ihre Beerdigung vorbereiten soll.«
    »Nein, das werde ich nicht«, gab Genossin Pan zurück. Doch der Arzt ließ sie einfach stehen. Genossin Pan wies den Fahrer an, mich zum Wagen zurückzutragen. Eine halbe Stunde später hielten wir vor einem anderen Gebäude. Genossin Pan ging hinein und kam mit einem Mann zurück. »Ist sie das?«, fragte er mit tiefer, volltönender Stimme.
    »Ja, General Zhang«, bestätigte Genossin Pan. »Im städtischen Krankenhaus wurde sie nicht aufgenommen. Sie sagten, es gäbe keine Hoffnung mehr für sie. Kannst du ihr helfen?«
    Der General beugte sich über mich, befühlte kurz meine Stirn, zog mein Augenlid zurück, betrachtete mein Auge und maß meinen Puls. Dann drehte er sich um und blieb mehrere Sekunden wortlos vor dem Auto stehen.
    »Und?«, drängte Genossin Pan.
    »Das Militärkrankenhaus ist besser als das städtische«, überlegte der General. »Aber dort werden ausschließlich Offiziere, ihre engsten Angehörigen und Soldaten behandelt.«
    »Was kann man da tun?«, fragte Genossin Pan.
    »Ich könnte mich als ihr Vater ausgeben«, schlug der General vor.
    »Großartig«, seufzte Genossin Pan. »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.« Damit kroch sie zu mir auf den Rücksitz, während der General neben dem Fahrer Platz nahm und diesem sagte, wohin er fahren sollte. »Und überlass

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