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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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wollte er das nicht. Er wollte Erael nicht anlügen. Nicht, weil er ein schlechtes Gewissen befürchtete – solche Regungen waren ihm ebenso fremd wie Schnupfen. Einfach, weil es ihm nicht richtig erschien. Nicht bei Erael, nicht so. Erael war jemand, der es verdiente, dass man ehrlich mit ihm war, auf die Gefahr hin, dass ihnen beiden diese Wahrheit nicht gefiel.
    Verdammt, sie könnten so eine schöne Zeit haben, befriedigend für alle Parteien, hätte Erael diese bescheuerte Gefühlsschiene außen vor gelassen. Aber nein, er musste ja einen auf Liebe machen! In Dantalion wuchs das dringende Bedürfnis , irgendwem langsam den Hals umzudrehen. Wahlweise wäre auch möglich, eine Mingvase gegen die nächste Wand zu klatschen.
    Er ertappte sich dabei, bedauernd den gesenkten Kopf zu schütteln.
    „Erael, ich mag dich. Ich hab dich verdammt gern. Und ich fahr voll darauf ab, mit dir ins Bett zu gehen. Mehr kannst du nicht von mir erwarten.“ Es reichte nicht. Er wusste, dass es nicht reichte, als er diese Antwort gab. Tatsächlich seufzte Erael und zog sich sein Hemd an, ohne Dantalion anzusehen .
    Das nagende Gefühl von Schuld baute sich in Dantalions Magen auf. Warum fühlte er sich so miserabel, weil er Erael die Wahrheit gesagt hatte? Das war doch an sich ein ziemlich nobler Zug von ihm, den er nicht jedem zeigen würde. Wenn es auch für ihn selbst überraschend kam, so heftig zu reagieren. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht! Solche Szenen gingen normalerweise nicht von ihm aus und hatten noch nie so weh getan. Fast so, als ob sein … Herz schmerzte.
    Wortlos band Erael sich die Schuhe zu und verließ das Appartement.
    Kaum, dass die Tür hinter ihm zugefallen war, packte Dantalion die Nachttischlampe und schleuderte sie gegen die Wand. Gut, das war keine Mingvase, aber es übertönte die Wut in seinem Innern, die er am liebsten herausschreien wollte.
     
    ~*~
     
    Erael lehnte sich geschafft gegen die Tür, hinter der er Dantalion fluchen hören konnte. Einen tiefen Atemzug später stieß er sich ab und marschierte mit stolz erhobenem Kopf auf den Aufzug zu. Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie es in ihm brodelte und kochte und er überdies kurz davor war, wie ein Kind zu heulen.
    Wie er nach Hause kam, wus ste er nicht, auf einmal fand er sich einfach vor dem Eingang des Engelshauses wieder. Wie viel Zeit vergangen war, seit er Dantalion verlassen hatte, wusste er ebenfalls nicht. Es war vollkommen egal, ihn interessierte das ebenso wenig, wie es irgendjemand anderen interessierte.
    Kraftlos schob er die Tür auf und schlurfte in den Gang. Für einen Moment blieb er stehen, als wüsste er nicht, wo er sich befand. Wie so oft war es still hier, als befände man sich auf einem Friedhof.
    Erael steuerte die Treppe an, am Absatz blieb er stehen und schüttelte fassungslos den Kopf. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, sofort reagiert und die Zeit zurückgedreht zu haben, als ihr Gespräch in die falsche Richtung zu laufen drohte. Warum hatte er es nicht getan? Es wäre so leicht gewesen, diese Eskalation zu verhindern … Nein, er hatte es hören wollen, hatte aus Dantalions Mund hören wol len, dass der die gleichen Gefühle für ihn hatte, wie er für den Dämon.
    Offensichtlich hatte er seine Hoffnungen zu hoch gesteckt. Natürlich war es für Dantalion nichts weiter als eine oberflächliche Affäre. Und selbstverständlich hatte er, Erael, nur mit ihm geschlafen, weil sie eine Vereinbarung hatten, weil er in seiner Schuld stand. Wen wollte er belügen? Am liebsten hätte er sich für seine Dummheit geohrfeigt. Hatte er ehrlich geglaubt, Dantalion würde ihm verfallen, weil er mit ihm schlief? So einfach war das nicht. Dantalion schlief wahrscheinlich reihenweise mit Leuten, ohne sie zu lieben. Er konnte das trennen. Erael selbst dagegen nicht. Bereits nach dem ersten, flüchtigen Kuss hatten sich Gefühle in ihm geregt. Nach und nach hatte dieser Dämon erst sein Denken und dann sein Herz für sich eingenommen. Auch wenn er behauptet hatte, er wäre erst dabei, sich zu verlieben, so musste er sich eingestehen, dass es für ihn längst zu spät war. Er war bereits in ihn verliebt.
    Erael zuckte zusammen, als ihn das Klappen einer Tür aus seinen Gedanken riss. Das Erste, was er bemerkte, war der Schimmer von roten Flügeln. Sein Blick schwenkte zur Wanduhr, es war Mittagszeit und Zamael war gerade erst aufgewacht. Zumindest urteilte Erael dies nach seinem schlurfenden Gang und dem müden

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