Federzirkel 03 - Vertrauen und Unterwerfung
Arbeitsplatte aus Granit. Alles wirkte aufgeräumt und sauber, indes könnte der Inhalt der Schränke ein neues System gebrauchen.
Wozu warten? Sie bereitete sich eine Kanne Tee zu und räumte die Utensilien aus den Regalen. Die leichte Übelkeit wegen des fehlenden Frühstücks ignorierte sie, so wie sie es gelernt hatte.
Sally positionierte den Stuhl vor dem Hochschrank, streckte sich, um an das oberste Brett zu kommen. Intensiver Schwindel packte sie gnadenlos. Doch starke Hände umfassten ihre Taille und hoben sie hoch.
„Verdammt, Sally! Willst du dich umbringen?“
Auf diese Weise hatte Miles sie noch nie angesehen. Er funkelte sie wütend an. Oh Gott, er würde sie jetzt bestimmt schlagen, und sie konnte nichts gegen das Zittern tun. Sofort änderte sich sein Gesichtsausdruck.
„Schhhhh.“ Er legte sie auf die gepolsterte Küchenbank und platzierte ihre Beine auf der Lehne.
„Alles in Ordnung?“, fragte John. Sein Tonfall verhieß Unheil.
„Sie hat das Frühstück ausgelassen, wäre deswegen beinahe von dem Stuhl gefallen. Zudem hat sie unseren Befehl missachtet, frühestens in einer Woche mit der Arbeit anzufangen.“
Miles stützte ihre Nacken, seine grünen Augen schienen Löcher in sie hineinzubohren.
Die Haltung der beiden Männer sagte deutlich aus, dass sie Ungehorsam nicht duldeten. Sie schloss die Lider, nicht imstande, den Blicken standzuhalten.
„Regel Nummer eins, Sally: Du siehst uns an, wenn wir mit dir reden.“ Miles‘ weiche Aussprache raubte den Worten die Schärfe. „Regel Nummer zwei: Du wirst drei Mal am Tag essen.“
John reichte ihm ein Glas Cola. Miles hielt es an ihre Lippen. Nach mehreren Schlucken half der Zucker.
„Drittens: Du fängst erst mit deiner Tätigkeit an, wenn wir es dir erlauben.“ Er sah aus, als ob er sie schütteln wollte. „Viertens: Niemand hier wird dich jemals aus Bosheit schlagen oder dich psychisch verletzen. Begreifst du das?“
Ihren Versuch zu nicken, unterbanden sie mit dominanten Blicken, die nicht bösartig wirkten.
„Ich verstehe“, flüsterte sie.
„Du bleibst sitzen, bis wir das Frühstück zubereitet haben.“
Miles beugte sich herunter, küsste sie sanft auf die Stirn. Instinktiv umarmte sie ihn, und sein Schmunzeln traf sie. Es wärmte sie bis in die letzte Körperzelle.
John sah sie mit einem sonderbaren Ausdruck an. „Magst du Pfannkuchen, Kleines?“
„Pfannkuchen.“ Violas helle Stimme ertönte von der Tür. „Sally, alles in Ordnung?“ Besorgt eilte sie näher und ging neben ihr in die Hocke. Stirnrunzelnd betrachtete sie den offenen Schrank und den Stuhl davor. Dann sah sie zu Miles, offensichtlich zufrieden mit dem, was sie entdeckte, denn ein strahlendes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
Sally saß am Küchentisch, eingerahmt von John und Dean, die dem Begriff Black Irish eine neue Bedeutung gaben. Die Brüder ließen keine Gelegenheit aus, sie anzufassen. Miles blieb hinter ihr stehen, legte ihr die Hände auf die Schultern und liebkoste ihren Hals. Allmählich gewöhnte sie sich daran und zuckte nicht mehr zusammen, im Gegenteil, sie sehnte seine Zuwendungen herbei. Nur wenn Miles sie berührte, reagierte ihr Körper auf diese beunruhigende Weise.
Sie hoffte nur, er spürte es nicht.
Miles konnte nicht widerstehen, gab der Versuchung nach und streichelte die weiche Haut ihres Nackens. Sie roch gut, ein Hauch von Zimt vermischte sich mit ihrem Duft. Er fühlte, dass sich ihr Pulsschlag unter seiner Berührung beschleunigte. Es freute ihn, weil die Reaktion nicht durch Angst verursacht wurde. Er sollte die Hände zurückziehen, jedoch schaffte er es nicht. Sie legte den Kopf zurück und sah zu ihm hoch, die graublauen Augen zuversichtlich. Der eigene Herzschlag hämmerte in seiner Brust. Sie zog ihn an, und er wusste, es war nicht bloß ihre Verletzlichkeit. Auch Dean und John reagierten darauf. Es lag in ihrer Natur, zu beschützen. Bei seinen Brüdern war es reiner Beschützerinstinkt und kein sexuelles Interesse.
Die kleine Sally war devot, doch sie hatte den falschen Mann getroffen. Sie war nicht an einen Dominus geraten, sondern an einen sadistischen Despoten, der nur aus Freude an der Demütigung und am Schmerz zuschlug, und nicht mit dem Ziel, seiner Sub das größtmögliche Vergnügen zu geben, das aus einer vertrauensvollen Beziehung entstand.
Sie hatte unvorstellbares Leid erlitten. Nur ein erfahrener Maestro wäre in der Lage, ihr den Genuss, den ihre sexuelle Neigung mit sich
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