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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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hervorragende Prüfung machen würde. Gestern im Fitnessstudio hatte sich gezeigt, dass sie ebenso konzentriert trainierte, wie sie studierte. Er war sehr beeindruckt von ihrer Disziplin. Sie waren sich einig gewesen, dass sie öfter gemeinsam trainieren sollten, beide hatten den Abend genossen. Wie kam es nur, dass sie mit dieser Chaotin befreundet war?
    Und wie immer, wenn man vom Teufel sprach, kam er vorbei und klopfte an die Türe.
    Frau Maiwald trug ein kurzes schwarzes Kleid und flache Schuhe. Sie sah sehr hübsch aus, und ihm schoss durch den Kopf, dass ihre Freunde sie Fee nannten. Irgendetwas an ihren kurzen Haaren oder den Augen, in denen jeden Moment ein schalkhaftes Lächeln aufblitzte, ließ ihn denken, dass der Name zu ihr passte.
    „Frau Maiwald“, sagte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, „was kann ich für Sie tun?“
    „Ich wollte mir eine Rückmeldung zu meinem Referat von Ihnen abholen“, sagte sie und legte den Kopf schief, „und fragen, worauf ich bei der schriftlichen Hausarbeit achten soll, ob ich auf irgendetwas noch genauer eingehen soll oder so.“
    „Legen Sie mir nur keine nachgetöpferten Gefäße mit rein.“
    Frau Maiwald lachte.
    „Ich wollte die Hausarbeit eigentlich in Keilschrift schreiben und Tontafeln abgeben“, sagte sie, und er musste grinsen, „aber dann dachte ich, nee, das wär ein fieser Anachronismus.“
    „Ich danke Ihnen“, sagte Thomas und wies auf den zweiten Stuhl, „nehmen Sie platz.“
    Sie dankte ihm und setzte sich.
    „Also, ihr Referat war in Ordnung“, sagte er, „gehen Sie in der Hausarbeit noch etwas mehr auf die Domestikation des Pferdes ein. Lassen Sie sich nicht zu Spekulationen hinreißen, Frau Maiwald, Sie scheinen mir über sehr viel Kreativität zu verfügen, aber halten Sie sich mit zu kühnen Äußerungen zurück. Bedenken Sie, wir können in Tripolje A bereits Pferdeknochen und Pferdefigurinen nachweisen. Es vergehen aber noch mindesten 600 Jahre, bevor in den Kurgan-Kulturen Reiterei belegt ist. Im Sredny Stog IIa, um genau zu sein.“
    „Natürlich“, sagte Frau Maiwald beherrscht, „in Dereivka. Levine sieht das allerdings anders.“ Sie kannte die Arbeiten von M.A. Levine. Vielleicht tat er ihr Unrecht.
    „Vielleicht tue ich Ihnen Unrecht, Frau Maiwald. Lassen Sie mich Sie warnen. Die Gefäße, die Sie nachgetöpfert haben, waren eine schöne Idee, sie haben das Referat auf jeden Fall aufgelockert, aber Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht den Eindruck erwecken, unwissenschaftlich zu sein.“
    Sie zuckte zurück.
    „Unwissenschaftlich? Aber wieso denn das? Wenn ich echte Gefäße gehabt und die mitgebracht hätte, würden Sie doch im Traum nicht darauf kommen, das unwissenschaftlich zu finden, oder? Ich hab mir die Gefäße nicht ausgedacht, ich hab Originale nachgetöpfert, ich hab da sehr genau drauf geachtet!“
    „Frau Maiwald, ich will Sie nicht ärgern. Ich sage nur, Sie müssen aufpassen, dass man Sie nicht als Unterhalterin sondern als Wissenschaftlerin ernst nimmt.“
    Sie sackte in sich zusammen und seufzte.
    „Naja“, sagte sie dann, „in Ordnung.“
    Ihr Blick blieb an der Wand hängen. Eine steile Falte stand zwischen ihren Augenbrauen. Er hätte gern gewusst, was sie dachte. „Na gut“, sagte sie und wollte aufstehen. Da tat sie Thomas mit einem Mal leid.
    „Frau Maiwald, Ihr Referat war gut. Ich glaube nicht, dass Sie unwissenschaftlich sind. Ich sage nur, passen Sie auf, dass Sie das auch 'rüberbringen.“
    Frau Maiwald biss sich auf die Unterlippe. Sie sah ihn unglücklich an. Thomas schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Er hatte sie ärgern wollen, er hatte es geschafft. Nun saß er hier und fühlte sich deswegen mies. Er war einfach übers Ziel hinausgeschossen, er hatte sie verunsichert. Das hätte er nicht tun dürfen, denn das war wirklich unwissenschaftlich. Er war schließlich ihr Dozent und sie hatte ihn um seine fachliche Meinung zu ihrem Vortrag gebeten.
    „Wissen Sie“, sagte sie langsam, „ich tu mich wirklich schwer mit der Art, wie wir Wissenschaft betreiben.“
    „Inwiefern?“
    „Naja, am Anfang… da war ich total begeistert von meinem Studium, aber dann hab ich irgendwie den Glauben an das Fach verloren. Finden Sie nicht, so wie wir hier Archäologie machen, verfehlen wir total das eigentliche Ziel, unsere eigentliche Aufgabe? Wir forschen und erschaffen Kategorien und Typologien… wir ordnen Funde in Systeme ein, und wir lassen völlig die Menschen

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