Fee und der Schlangenkrieger
’ne sehr coole Aktion. Das Gesicht vom Maler war herrlich.“
„Hey, weißt du was, Fee?“ Schlotte hatte eine Idee. „Warum töpferst du mir nicht einen Glockenbecher, den schieben wir dem in meiner Magisterarbeit unter, mal gucken ob er’s merkt.“
Fee und Raphael lachten.
„Der merkt das garantiert“, sagte Fee.
„Ja“, stimmte Herr Richter zu, „der ist so pedantisch, der prüft garantiert jeden Topf doppelt und dreifach nach.“
„Zum Glück hat er in Wirklichkeit nichts mit meiner Magisterarbeit zu tun.“
„Ach, der liest bestimmt jede Magisterarbeit im Institut“, widersprach Raphael, „so beurteilungsgeil wie der ist…“
Schlotte lachte laut auf.
Florian griff über den Tisch nach Doras Handgelenk.
„Gib mir meine Apfelsine wieder! Jetzt ist gut!“
„Aber ich hab Hunger!“
Zur selben Zeit saß Thomas Maler in seinem Büro und versuchte, sich auf den Aufsatz, den er für die
Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte
schrieb, zu konzentrieren. Hannah Maiwald ging ihm nicht aus dem Kopf, und er ärgerte sich darüber. Dieses unverschämte Mädchen. Was war denn das für ein Referat gewesen? Seit wann töpferte man denn die Gefäße nach, das war keine wissenschaftliche Arbeitsweise! Ein unreifes Kind, nicht fähig, sich dem Thema sachlich zu nähern, ein albernes Mädchen, mehr war sie nicht! Thomas rollte mit seinem Bürostuhl näher an seinen Schreibtisch heran und las den letzten Satz noch einmal. Das Problem war, dass an ihrem Referat nichts auszusetzen gewesen war. Sie hatte die Chronologie abgehandelt, die Forschungsgeschichte, die Ausbreitung der Siedlungen, die Kultfiguren, die Berührungsgebiete der Cucuteni- und der Tripoljekultur. Alle mit dem Thema verbundene Problematik hatte sie klar dargestellt. Sie hatte die Ortsnamen falsch ausgesprochen, aber das auch nur beim ersten Mal. Nachdem er sie einmal berichtigt hatte, hatte sie sich gemerkt, dass die i-s am Ende stumm waren und die T-s mit einem Punkt drunter als Z gesprochen wurden. Er sah ihr glückliches Lächeln vor sich, als sie das erste Gefäß aus dem Karton holte. Sie wusste, dass sie ein unkonventionelles Medium einsetze und sie hatte sich gefreut, dass sie ihre Kommilitonen überraschen konnte. Thomas ärgerte sich. Ihre Gefäße waren gut gewesen. Und die Abbildungen, die sie gezeigt hatte, waren tadellos gewesen, nicht einmal den Gefallen, schlechte oder unscharfe Bilder oder schwarz-weiß-Fotografien zu benutzen, hatte sie ihm ihm getan.
Er versuchte, sich wieder auf seinen Aufsatz zu konzentrieren und dachte dann daran, dass sie sich für die Sachsen-Anhalt-Exkursion angemeldet hatte. Er wollte nicht, dass sie mitfuhr. Da merkte selbst Thomas schließlich auf. Wieso ärgerte sie ihn so? Etwas hatte sie an sich, das ihm auf die Nerven ging. Was war das? Sie nahm die Archäologie nicht ernst, das war es. Sie war zu fröhlich und unkonzentriert für eine ernsthafte Studentin. Thomas nickte. Ja, sie ging ihm auf die Nerven. Und die Sachsen-Anhalt-Exkursion nächste Woche belastete ihn auch, auch wenn er nicht genau sagen konnte, wieso.
Er schob die Gedanken an beide Themen beiseite und arbeitete noch einige Stunden konzentriert weiter. Dann griff er nach seiner Sporttasche und machte sich auf den Weg ins Fitnessstudio, heute war Mittwoch.
Donnerstags zwischen 10 und 12 Uhr hatte Thomas Sprechstunde. In der Regel empfand er diese als lästige Pflicht, die ihn bei seinen Forschungen unterbrach. Die schlimmste Zeit zu Anfang des Semesters, in der Nachzügler noch schnell in sein Seminar nachrücken, Referatstermine umlegen und Ähnliches von ihm wollten, war jedoch vorüber und Thomas hoffte, dass ihn außer den Referenten der nächsten Sitzungen niemand belästigen würde. Er öffnete die Datei „Exkursionsplan“ und starrte finster auf die vorgesehene Route. Es war alles organisiert, die Teilnehmer hatten den Betrag überwiesen, der Universitätsbus war bestellt und die Unterkünfte waren bestätigt. Wieso nur überkam ihn stets ein ungutes Gefühl, wenn er an die Exkursion dachte?
Er dachte an Michaela Thomas und musste lächeln. Sie hatte seinen Ratschlag befolgt und sich ebenfalls für die Exkursion angemeldet. Er hoffte, dass sie hinsichtlich ihres bronzezeitlichen Prüfungsthemas von der Zeit in Sachsen-Anhalt profitieren würde. Sie hatte es verdient, eine so vorbildliche Studentin… Nicht, dass jemand, der so fleißig war, Hilfe brauchte; er war sicher, dass sie auch so eine
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