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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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dass andere Leute kommen werden, aber wen interessiert das?« Sie schaute unter ihrem Pony hervor und befeuchtete sich die Lippen. »Wenn die herkommen und sterben wollen, ist das ihr Problem. Ich habe Angst, und er hat recht. Wir haben hier nichts mehr verloren. Wenn wir hier überhaupt jemals etwas verloren hatten.«
    »Buffy«, sagte Shaun. Er klang verletzt. »Was redest du da?«
    »Es ist nur eine Story , Shaun, und überall, wo wir hingekommen sind, sind schreckliche Dinge passiert.« Sie hob mit elender Miene den Kopf. »Die armen Leute in Eakly. Die Sache auf der Ranch. Senator Ryman, ich halte Sie für einen wundervollen Menschen, aber das hier ist bloß eine Story, und wir sollten kein Teil von ihr sein. Sonst wird uns noch etwas zustoßen.«
    »Eben deshalb müssen wir bleiben«, sagte ich. Mein Tonfall verriet zu meinem Erstaunen nichts von meiner Enttäuschung. Am liebsten hätte ich Buffy geohrfeigt. Ich wollte sie durchschütteln und fragen, wie sie so blind dafür sein konnte, dass wir nach allem, was wir zusammen durchgestanden hatten, um der Wahrheit willen weitermachen mussten. Stattdessen schaute ich die übrigen Anwesenden an und sagte mit ruhiger Stimme: »Es ist alles ›nur eine Story‹. Tragödien, Komödien, das Ende der Welt, egal was, es ist bloß eine Nachrichtenmeldung. Aber es kommt darauf an, dass die Leute davon erfahren .«
    »Eben diese Haltung ist der Grund dafür, dass Sie sich verabschieden sollten, junge Dame«, sagte Gouverneur Tate. »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Sie den Mund halten, wenn Sie meinen, dass es an der Zeit ist, die Wahrheit zu sagen. Aber hier ist nicht Ihre Einschätzung maßgeblich, sondern die Wahrung der nationalen Sicherheit. Und ich glaube nicht, dass Ihnen voll und ganz bewusst ist, in welche Gefahr Sie uns bringen könnten.«
    »Moment mal, David … «, sagte der Senator.
    »Hübsch, wie Sie für unsere Freiheit eintreten, Gouverneur«, blaffte ich.
    »Ist ja nicht zu glauben, was der für eine Scheiße redet«, sagte Shaun.
    »Andererseits klingt die Schlagzeile ›Zensur: Reporter von Wahlkampagne ausgeschlossen‹ ganz nett«, sagte Rick. »Ich glaube, da haben wir eine Quotenspitze vor uns.«
    »Quoten! Sie interessieren sich auch nur für … «
    »Seid still«, sagte Emily.
    »… für Ihre geliebten Quoten!« Langsam lief Gouverneur Tate heiß, und sein Gesicht erstrahlte in heiligem Zorn. Jetzt, wo Senator Ryman nicht mehr zur Verfügung stand, hatte er seine neuen Gegenspieler gefunden. Uns. »Ein junges Mädchen stirbt, eine Familie wird zerstört, die Präsidentschaftskampagne eines Mannes ist vielleicht unwiderruflich beschädigt, und wofür interessieren Sie sich? Für Ihre verdammten Quoten! Tja, Sie können sich Ihre Quoten in den … «
    Wir sollten nie erfahren, was wir mit unseren Quoten machen konnten. Das Geräusch von Emilys Handfläche, die Gouverneur Tates Wange traf, hallte wie das Brechen eines dicken Asts durch den Raum. Nur die darauffolgende Stille war noch lauter. Gouverneur Tate hob die Hand an die Wange und starrte sie an, als traute er seinen Augen nicht. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Auch ich traute meinen Augen nicht, und ich war nicht diejenige, die soeben eine Ohrfeige kassiert hatte.
    »Emily, was … «, setzte Senator Ryman an. Sie bedeutete ihm mit erhobener Hand zu schweigen und nahm dann langsam und bedächtig ihre Sonnenbrille ab, wobei sie den Blick nicht von Gouverneur Tate abwandte. In der gnadenlos hellen Zimmerbeleuchtung weiteten ihre Pupillen sich, bis die Iriden von der Schwärze verschluckt wurden. Ich wand mich innerlich. Mir war klar, wie sehr das wehtun musste, aber sie ließ sich nichts anmerken und starrte Tate weiter an.
    »Um der politischen Karriere meines Mannes willen werde ich höflich zu Ihnen sein. Ich werde bei Ihren öffentlichen Auftritten lächeln, und wann immer eine Kamera oder Angehörige der unabhängigen Presse anwesend sind, werde ich mich bemühen, Sie wie einen Menschen zu behandeln.« Ihr Tonfall war ruhig und vernünftig. »Aber seien Sie sich über eines im Klaren: Falls Sie jemals wieder in meiner Gegenwart so mit diesen Leuten hier reden, falls Sie jemals wieder so tun, als mangelte es ihnen an Urteilsfähigkeit, Mitgefühl und gesundem Menschenverstand, dann sorge ich dafür, dass Sie ihre Kandidatur als Vizepräsident bereuen werden. Und falls ich zu dem Schluss gelange, dass Ihre Haltung meinen Ehemann in irgendeiner Weise beeinflusst – nicht,

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