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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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besten Chancen hatte, mir den Job zu versauen. Den wollte ich genießen.
    Das Büro von Gouverneur Tate war spartanisch eingerichtet. Er hatte die beiden Fenster verdeckt: Regale verbargen sie fast vollständig, und das Licht stammte von weichen, fluoreszierenden Deckenlichtern. Zwei riesige Fahnen nahmen den Großteil der Rückwand ein, die der USA und die von Texas. Ansonsten ließ sich keinerlei persönliche Note entdecken. Das Büro war ein Zwischenhalt und kein Zielpunkt.
    Der Gouverneur selbst saß an seinem Schreibtisch, mit Bedacht genau zwischen den beiden Fahnen platziert. Ich konnte mir vorstellen, wie seine Leute stundenlang darüber gestritten hatten, wie man am besten das Bild des starken und tatkräftigen Mannes vermitteln konnte, der ein Segen für die Nation und die ganze Welt wäre. Sie hatten es geschafft: Tate sah ohne Zweifel aus, als hätte er das Zeug zum Präsidenten. Während Peter Ryman sich durch jugendlich gutes Aussehen und einen typisch amerikanischen Charme auszeichnete, verkörperte der Gouverneur das amerikanische Militär, von seiner steiften Haltung bis hin zu seinem korrekten grauen Bürstenschnitt. Ich musste seine militärische Dienstakte nicht aufrufen: Der Umstand, dass er im Gegensatz zu Senator Ryman überhaupt eine hat, ist seit Beginn des Wahlkampfs Quelle zahlreicher, von »besorgten Bürgern« finanzierter Werbeanzeigen. Drei-Sterne-General, im Kampfeinsatz bei der kanadischen Grenzsäuberung von 2017, als wir die Niagarafälle den Infizierten wieder abgenommen haben, und dann erneut 2019 in Neuguinea, als ein Terroranschlag mit freigesetzten, aktiven Kellis-Amberlee-Viren uns beinahe das Land gekostet hätte. Er ist im Gefecht verwundet worden, er hat für sein Land und für die Rechte der Nichtinfizierten gekämpft, und er versteht den Krieg, den wir täglich gegen die führen, die einmal unsere Lieben gewesen sind.
    Es gibt einen Haufen guter Gründe, warum der Mann mir eine Heidenangst macht. Und das sind noch längst nicht alle.
    »Ms Mason«, sagte er und deutete beim Aufstehen mit einer ausholenden Handbewegung auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Ich hoffe, Sie haben sich nicht verlaufen? Ich dachte schon, Sie würden gar nicht mehr kommen.«
    »Gouverneur.« Ich setzte mich, zog meinen MP3-Player aus der Tasche und positionierte ihn auf dem Tisch. Damit löste ich mindestens zwei Videokameras aus, die in meiner Kleidung versteckt waren. Das waren die, von denen ich wusste. Ich war mir sicher, dass Buffy noch ein halbes Dutzend mehr an mir versteckt hatte, für den Fall, dass sich jemand einen Spaß mit einem EMP-Gerät erlaubte. »Ich wurde von einer Angelegenheit aufgehalten, die keinen Aufschub duldete.«
    »Ah ja«, sagte er und setzte sich wieder. »Diese Sicherheitsüberprüfungen sind manchmal mörderisch, nicht wahr?«
    »Allerdings.« Ich beugte mich vor und schaltete den MP3-Player mit einer theatralischen Zeigefingerbewegung ein. Reine Schau: Wenn er glaubte, dass es sich um mein einziges Aufnahmegerät handelte, dann würde er sich weniger Gedanken darüber machen, was ich wirklich alles aufzeichnete. »Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie sich heute Zeit für mich genommen haben, und damit natürlich auch für unsere Leserschaft bei Nach dem Jüngsten Tag . Unsere Leser haben diese Wahlkampagne mit großem Interesse verfolgt und würden Ihre Position gerne besser verstehen.«
    »Das ist nicht dumm von Ihren Lesern«, sagte der Gouverneur gedehnt und lehnte sich zurück. Ich schaute auf, ohne dabei den Kopf zu bewegen: Die Möglichkeit, seine Interviewpartner zu sehen, wenn sie nicht wissen, dass man sie anschaut, gehört zu den großen Vorteilen eines Lebens hinter getöntem Glas.
    Ihn unauffällig zu mustern war leicht, aber nicht vor dem, was ich sah, zurückzuzucken, war sehr viel schwerer. Der Gouverneur beobachtete mich mit unverhohlener Teilnahmslosigkeit, wie ein kleiner Junge, der einen Käfer betrachtet, den er zu zerquetschen gedenkt. Ich bin es gewohnt, dass die Leute keine Reporter mögen, aber das war ein bisschen heftig. Ich setzte mich wieder auf, rückte meine Brille zurecht und sagte: »Es sind einige der kritischsten Leser der Blogger-Gemeinde unter ihnen.«
    »Tatsächlich? Tja, ich nehme an, das erklärt Ihr unermüdliches Interesse am Wettrennen um die Kandidatur in diesem Jahr. Es hat Wunder für Ihre Quoten gewirkt, nicht wahr?«
    »Ja, Gouverneur, das hat es. Also, Ihr Versuch, Präsident zu werden, kam ein wenig

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